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Herrscher der Eisenzeit

Herrscher der Eisenzeit

Titel: Herrscher der Eisenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Hauptmann
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kein schlechter Kerl und ein hochinteressanter Mensch obendrein, der viel zu erzählen hat. Wir hatten einen vorzüglichen Abend miteinander, und es wird auch nicht der letzte gewesen sein. Im Gegenteil, er hat uns alle eingeladen, um uns die alten Geschichten Irlands zu erzählen.«
    Doch kaum einer der Mönche, noch nicht einmal Finnen selbst, erahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sich ihnen nur einen Monat später ein völlig neues Bild ihrer irischen Heimat eröffnen wird …
    … Das Feuer lodert in der großen Halle. Keiner der Mönche hat wirklich geglaubt, einmal als Gast in der Festung eines Kriegers willkommen zu sein. Eines Kriegers, der sich nicht beirren lässt und auch in der Gegenwart der heiligen Männer seine Waffen nicht ablegt.
    Doch Túan lässt ihnen nicht viel Zeit, sich an seinem Anblick zu ergötzen. »Ich freue mich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Ihr kennt mich unter dem Namen Túan, Sohn des Cairill. Doch eigentlich ist mein Name Túan, Sohn des Starn, der wiederum ein Sohn des Sera war. Mein Vater war ein Bruder des Partholan, der zusammen mit seiner Frau Dealgnaid und seinem Gefolge aus dem Westen, dem »Land der Glücklichen Toten« gekommen ist und damit zu den ersten Menschen gehörte, die Irland besiedelt haben. Irland, müsst ihr wissen, war zu dieser Zeit ein völlig anderes Land als das, was ihr heute kennt. Es gab nur drei Seen, neun Flüsse und eine einzige Ebene, in der man streiten konnte. Ein weiterer See ist entstanden, als man Rury, einen Sohn des Partholan begraben hat, und das Wasser aus der Grube gesprudelt kam. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir, die Männer des Partholan, lagen im ständigen Kampf um die Herrschaft in Irland, das von einer wilden Rasse, den Formorianern heimgesucht wurde. Es waren große, missgebildete, primitive Kreaturen, die von den Kriegern Partholans schließlich über die nördliche Küste hinausgedrängt wurden und sich auf eine Insel (Tory Island – Anm. d. Autors) zurückzogen.
    Doch nach diesem Sieg befiel eine große Seuche die Menschen, und alle bis auf mich, Túan mac Starn, starben. 22 Jahre lang durchstreifte ich allein die Insel, zog von Festung zu Festung und Höhle zu Höhle, immer auf der Suche nach Schutz vor Raubtieren. Ich wurde alt, und mein Körper verfiel. Doch dann kamen wieder Menschen nach Irland. Es war das Volk des Nemed, Sohn meines Onkels Agnoman. Sie hatten eine schwere Überfahrt hinter sich, in32 Schiffen, die in einem Sturm auseinandergetrieben worden und eineinhalb Jahre auf dem Meer herumgeirrt waren. Die meisten von ihnen starben an Hunger, Durst oder Schiffbruch. Nur neun überlebten, Nemed, vier Männer und vier Frauen. Ich beobachtete ihre Ankunft von den Klippen aus, doch so, wie ich aussah, mit langen Haaren und Nägeln, grau, nackt, verfallen und elendig, mied ich ihre Nähe und verbarg mich. Dann schlief ich eines Abends ein und erwachte als Hirsch. Ich war wieder jung und glücklich und wurde Herrscher allen Wilds in Irland. Das Volk des Nemed mehrte sich, bis seine Zahl wieder 8060 war. Sie schlugen vier siegreiche Schlachten über die Formorianer, die immer wieder versuchten, Irland zu erobern. Doch wieder überkam sie eine mysteriöse Seuche und alle starben.«
    Das einzige Geräusch in der Halle ist das leise Knistern des herunterbrennenden Feuers. Kaum einer wagt zu atmen. Túan lehnt sich zufrieden zurück. Er ist der Mittelpunkt, und er genießt die Aufmerksamkeit. Er nimmt einen Schluck Wein und fährt fort.
    »Zum Zeitpunkt des Todes des Volkes von Nemed war ich wieder alt und vom Siechtum befallen. Doch als ich eines Morgens erwachte, war ich ein junger, starker, schwarzer Eber. Ich war Herr über alle Wildschweine Irlands und trat eine große Reise durch die ganze Insel an. Sie dauerte so lange, dass ich wieder alt und gebrechlich war, als ich in den Norden zurückkehrte, denn nur dort würde ich meine nächste Wandlung erfahren. Und diesmal wurde ich als Seeadler wiedergeboren.
    Irland ist nicht lange unbewohnt geblieben. Nach dem Volk des Nemed kamen die Fir-Bolg, die eigentlich drei Stämme waren: die Fir-Bolg, die Fir-Domnan und die Galioin, eine Rasse von primitiven, unterwürfigen Menschen. Sie hatten keinen langen Bestand, denn nur kurze Zeit später wurden sie in der Schlacht in der Ebene von Moytura von den Kriegern vom Volk der Göttin Dana überrannt, was kein Wunder ist, denn wer kann schon Göttern und Halbgöttern widerstehen. Ich war noch immer ein stolzer Seeadler, als

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