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Herrscher der Eisenzeit

Herrscher der Eisenzeit

Titel: Herrscher der Eisenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Hauptmann
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erweiterten Familie beruht auch die Rechtsprechung: Ein Individuum hat nur innerhalb des Clans eine juristische Persönlichkeit – und sein Leben einen Preis, den bereits erwähnten eric .
    Doch unter den Uí Néills endet schließlich die irische Isolation. Handel mit dem post-römischen Britannien wird aufgebaut. Man öffnet sich für neue Einflüsse, so ändert sich zum Beispiel das Bestattungsritual; die ursprünglich römische Form der Einäscherung hält Einzug. Ebenfalls römisch inspiriert ist eine neue Form der Kommunikation: In Irland entsteht eine eigene Schrift. In der Form der römischen Ziffern schreibt man eine Art Strichcode auf die Kanten von aufrecht stehenden Steinen. Allerdings ist das Ogham – so der Name – keine Schrift, in der lange Dokumente abgefasst werden; sie beschränkt sich auf kurze Inschriften auf steinernen Monumenten. Dennoch ist sie ziemlich populär, denn sie findet sich nicht nur in Irland, sondern verbreitet sich von dort aus in die keltischen Siedlungsgebiete Schottlands.
    Mitten in diese Gesellschaft, in der das Ideal der mutige Krieger ist, der möglichst viele seiner Feinde im ehrenvollen Kampf tötet, ihnen in waghalsigen Aktionen ihr Vieh stiehlt und damit prahlt, bis ihm keiner mehr widerspricht, verirrt sich im 5. Jahrhundert ein Mann, der diese Welt verändern will. Und wird.
Die neue Macht – die Klöster im Land der Kelten
    Um das Jahr 405 n. Chr. herum fällt im nordwestlichen Britannien ein Trupp Skoten über eine Siedlung in der Nähe des modernen Carlisle her. Sie stehlen alles, was sie forttragen können, doch außer Schmuck und Vieh fällt ihnen auch noch etwas anderes in die Hände. Der sechzehnjährige Sohn eines romano-britischen Beamten wird gefangen genommen und nach Irland verschleppt. Über seinen britannischen Namen herrschen Zweifel (er könnte Magonus oder Succentus gewesen sein), ganz im Gegensatz in Bezug auf seinen römischen: Patricius.
    Sechs Jahre lebt Patricius als Sklave bei den Iren, wobei sein Los dadurch etwas gemildert wird, dass er unter dem persönlichenSchutz der Familie Uí Néill steht. Doch Sklave bleibt Sklave, und das ist nicht wirklich das Berufsbild, das man sich als Sohn aus besserer Familie für die Zukunft wünscht, und so nutzt Patricius eines Tages die Chance und versteckt sich auf einem Handelsschiff, das ihn in die Bretagne bringt.
    Doch war Patricius’ Vater nicht nur Beamter, sondern auch Dekan einer christlichen Kirchengemeinde in Carlisle, sodass Patricius eine entsprechende Erziehung genossen hat. Und so stellt er sich selbst eine große Aufgabe: Er will die heidnischen Iren zum Christentum bekehren.
    Dabei stehen seine Chancen gar nicht so schlecht. Zunächst einmal ist er nicht der erste Christ, der irischen Boden betritt, denn Patricius’ Entführungsgeschichte ist kein Einzelfall: Die Skoten haben etliche Tausend britische und romano-britische Kelten als Sklaven nach Irland verschleppt, darunter natürlich auch Christen. Aber es ist eine Sache, mit dem Glauben in sich in eine fremde Welt verschleppt zu werden und zu versuchen, sich diesen Glauben unter den schwierigen Bedingungen der Sklaverei zu erhalten. Eine andere ist es, aus freien Stücken zu kommen und den Glauben nicht für sich allein zu praktizieren, sondern ihn aktiv zu verbreiten. Nun haben das auch schon andere Missionare vor Patrick versucht, allerdings offenbar erfolglos, denn noch nicht einmal ihre Namen sind überliefert.
    Anders Patrick. Knappe 20 Jahre nach seiner Flucht wird er erster Bischof christlichen Glaubens in Irland. Sein Bistum liegt in Ulster, in der Nähe des Königssitzes Emhain Mhacha , ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Patrick die Gunst der Uí Néills genießt.
    Die Mächtigen des Landes hinter sich zu haben, zählt zu den wesentlichen Faktoren der Erfolgsgeschichte des Christentums in Irland. Allerdings entwickelt sich die Kirche in Irland ganz anders als die römische in Europa. Die römische Kirche ist stadtbasiert, da sie nicht zuletzt auch materiell auf eine große Gemeinde angewiesen ist.
    In Irland dagegen gibt es weder Dörfer noch Städte. Hier definiert man sich über Familienzugehörigkeiten, und so vermischen sich diealten Clanstrukturen mit den Glaubensvorstellungen des Christentums. Der Clanführer, der sich dazu entscheidet, die keltischen Götter aufzugeben und stattdessen zum Christentum überzutreten, wird gleichzeitig zum materiellen Gönner der Quelle seiner Erleuchtung. Es entstehen Klosterkirchen von

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