Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Jastes umgebracht habe, dachte Elant, während er durch den Raum ging und die Ballgäste ihm rasch Platz machten. Ich frage mich, ob er es weiß.
Elants schärferes Gehör fing eine allgemeine Steigerung der Erregung in den geflüstert geführten Unterhaltungen auf, als die Leute erkannten, was er gerade tat. Er hatte Yomen genug Zeit gegeben, um mit seiner Überraschung fertigzuwerden; jetzt war es so weit, mit dem Mann zu reden. Obwohl durch diesen Ballbesuch auch der örtliche Adel eingeschüchtert werden sollte, bestand der Hauptgrund doch in dem Gespräch mit ihrem König.
Yomen sah zu, wie sich Elant dem Hochtisch näherte – und es musste zu seiner Ehre gesagt werden, dass der Obligator keine Angst vor einem Gespräch mit Elant zu haben schien. Doch seine Mahlzeit hatte er nicht mehr angerührt. Elant wartete nicht
auf die Erlaubnis, an den Tisch treten zu dürfen, sondern wartete nur, bis Yomen seinen Dienern befohlen hatte, abzuräumen und am anderen Ende einen Stuhl für Elant hinzustellen.
Elant setzte sich und vertraute auf Vin, die ihn vor Angriffen aus dem Hinterhalt warnen würde, sowie auf sein eigenes Verbrennen von Stahl und Zinn. Er war der Einzige auf dieser Seite des Tisches, und Yomens Tafelgäste zogen sich allesamt zurück, sobald sich Elant gesetzt hatte. Die beiden Herrscher waren unter sich. In einem anderen Zusammenhang hätte dieses Bild vielleicht lächerlich gewirkt: zwei Männer an den entgegengesetzten Enden einer langen, leeren Tafel. Das weiße Tischtuch und das Kristallgeschirr waren makellos, so wie es auch zu den Zeiten des Obersten Herrschers gewesen war.
Elant hatte all seine Wertgegenstände verkauft, als er im letzten Winter um das Überleben seiner Bevölkerung gekämpft hatte.
Yomen faltete die Hände vor sich auf dem Tisch – sein Mahl war von stillen Dienern abgeräumt worden – und beobachtete Elant; seine aufmerksamen Augen waren von verwickelten Tätowierungen umrahmt. Yomen trug keine Krone, aber eine einzelne Metallperle hing an einer Kette vor seiner Stirn.
Atium.
»Es gibt ein Sprichwort im Stahlministerium«, sagte Yomen schließlich. »Setz dich mit dem Bösen an den Tisch, und du wirst es beim Mahl in dich aufnehmen.«
»Dann ist es gut, dass wir nicht essen«, sagte Elant und lächelte leicht.
Yomen erwiderte das Lächeln nicht.
»Yomen«, sagte Elant und wurde wieder ernster. »Ich komme zu Euch nicht als Herrscher, der nach neuen Ländern giert, sondern als verzweifelter König, der nach Verbündeten sucht. Die Welt ist zu einem gefährlichen Ort geworden – das Land selbst scheint gegen uns zu kämpfen, oder zumindest bricht es unter
unseren Füßen auseinander. Ergreift meine ausgestreckte Hand, damit wir uns keinen Krieg mehr liefern.«
Yomen erwiderte nichts darauf. Er saß mit gefalteten Fingern da und beobachtete Elant weiterhin.
»Ihr zweifelt meine Aufrichtigkeit an«, sagte Elant. »Ich kann nicht sagen, dass ich Euch das verüble, da ich meine Armee vor Eure Schwelle geführt habe. Gibt es einen Weg, wie ich Euch überzeugen könnte? Wäret Ihr bereit, mit mir zu sprechen und zu verhandeln?«
Wieder kam keine Antwort. Diesmal wartete Elant nur ab. Im Saal war es still.
Schließlich sagte Yomen: »Ihr seid ein schamloser und protzender Mann, Elant Wager.«
Bei diesen Worten wurde Elant zornig. Vielleicht lag es an dem Ballsaal, vielleicht auch daran, dass Yomen sein Angebot so leichtfertig abgelehnt hatte. Jedenfalls reagierte Elant auf diese Bemerkung so, wie er es vor vielen Jahren getan hätte, als er noch ein kriegführender König gewesen war. »Das ist eine schlechte Eigenschaft, die ich schon immer hatte«, sagte er. »Ich fürchte, all die Jahre des Herrschens – und die Jahre des Unterrichts in Anstandsformen – haben eine Tatsache nicht verändert: Ich bin ein schrecklich grober Mensch. Vermutlich liegt der Grund dafür in meiner schlechten Erziehung.«
»Ihr mögt das Ganze als ein Spiel ansehen«, sagte der Obligator und sah ihn fest an. »Ihr kommt zu meiner Stadt, weil Ihr mein Volk abschlachten wollt, und Ihr tanzt in mein Fest hinein in der Hoffnung, den Adel bis zur Hysterie erschrecken zu können.«
»Nein«, wehrte sich Elant. »Nein, Yomen, das hier ist kein Spiel. Die Welt scheint bald unterzugehen, und ich will nur dafür sorgen, dass so viele Menschen wie möglich überleben.«
»Und dafür müsst Ihr meine Stadt erobern?«
Elant schüttelte den Kopf. »Ich bin kein guter Lügner, Yomen.
Also will ich
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