Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
die ich meinem Reich angegliedert habe. Das hier ist das erste Mal, dass ich mit meiner Armee auf eine Stadt zumarschiert bin, um sie zu erobern und nicht um sie zu schützen. Der Grund dafür liegt ausschließlich darin, das Yomen die Stadt einem meiner Verbündeten abgenommen hat.«
Telden schnaubte verächtlich. »Du hast dich selbst als Herrscher eingesetzt.«
»Weil das Volk einen Herrscher braucht, Telden«, wehrte sich Elant. »Es will nicht zu den Tagen des Letzten Herrschers zurückkehren – aber es würde lieber das tun, als weiterhin im Chaos zu leben. Yomens Erfolg beweist es. Die Menschen wollen wissen, dass jemand über sie wacht. Tausend Jahre lang hatten sie einen göttlichen Herrscher, und jetzt ist nicht die richtige Zeit, sie ohne Führung zu lassen.«
»Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du nur eine Repräsentationsfigur bist?«, fragte Telden und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wohl kaum«, sagte Elant. »Aber irgendwann hoffe ich eine zu werden. Wir beide wissen, dass ich kein König, sondern ein Gelehrter bin.«
Telden zog die Stirn kraus. Er glaubte Elant nicht. Doch Elant stellte fest, dass ihm das gleichgültig war. Etwas an den Worten und Zweifeln des früheren Freundes verdeutlichte ihm den Wert seines Selbstvertrauens. Telden verstand ihn nicht; er hatte nicht das durchgemacht, was Elant durchgemacht hatte. Der junge Elant hätte dem, was er nun tat, nicht zugestimmt. Ein Teil seiner
Jugend besaß immer noch eine Stimme in Elants Seele, und er würde sie nie zum Schweigen bringen. Doch es war an der Zeit, sich nicht mehr von ihr verunsichern zu lassen.
Elant legte seinem Freund einen Arm auf die Schulter. »Es ist in Ordnung, Tell. Ich habe Jahre gebraucht, um dich davon zu überzeugen, dass der Oberste Herrscher ein schrecklicher Führer war. Vermutlich wird es genauso lange dauern, bis ich dich davon überzeugt habe, dass ich ein guter bin.«
Telden lächelte schwach.
»Du sagst mir, ich hätte mich verändert«, meinte Elant. »Das scheint doch inzwischen die neueste Mode zu sein!«
Telden lachte. »Das ist wohl offensichtlich. Kein Grund, extra darauf hinzuweisen.«
»Worum geht es dann?«, fragte Elant.
»Also …«, sagte Telden, »Ich wollte dich eigentlich dafür rügen, dass du mich nicht zu deiner Hochzeit eingeladen hast. Ich bin verletzt, El. Wirklich. Ich habe den größten Teil meiner Jugend damit verbracht, dir Ratschläge über Beziehungen zu geben, und wenn du endlich ein Mädchen hast, sagst du mir nicht einmal etwas von deiner Hochzeit!«
Elant lachte und folgte Teldens Blick, der auf Vin ruhte. Sie war so selbstsicher und mächtig und doch gleichzeitig zart und anmutig. Elant lächelte stolz. Er konnte sich nicht erinnern, dass selbst während der ruhmreichen Tage der Bälle von Luthadel je eine Frau so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, wie Vin es nun tat. Im Gegensatz zu Elant war sie auf dieses Fest gegangen, ohne einen einzigen Menschen hier zu kennen.
»Ich fühle mich ein bisschen wie ein stolzes Elternteil«, sagte Telden und legte Elant eine Hand auf die Schulter. »Es gab Tage, an denen ich davon überzeugt war, dass du ein hoffnungsloser Fall bist, El! Ich hatte mir vorgestellt, dass du eines Tages in eine Bibliothek gehst und einfach ganz darin verschwindest. Zwanzig Jahre später würden wir dich völlig staubbedeckt finden, wie
du zum siebenhundertsten Mal irgendeinen philosophischen Text liest. Aber du bist verheiratet – und mit was für einer Frau!«
»Manchmal verstehe ich es selbst nicht«, meinte Elant. »Ich kann immer noch keinen nachvollziehbaren Grund finden, warum sie mit mir leben will. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als auf ihr Urteil zu vertrauen.«
»Wie dem auch sei, das hast du gut gemacht.«
Elant hob eine Braue. »Ich glaube mich daran zu erinnern, dass du mir damals auszureden versucht hast, Zeit mit ihr zu verbringen.«
Telden errötete. »Du musst zugeben, dass sie sich auf diesen Festen sehr verdächtig benommen hat.«
»Ja«, sagte Elant. »Für eine echte Adlige war sie viel zu sehr ein richtiger Mensch.« Er schaute hinüber zu Telden und lächelte. »Bitte entschuldige mich jetzt. Ich muss etwas erledigen.«
»Natürlich, El«, meinte Telden und verneigte sich leicht, als Elant sich von ihm zurückzog. Diese Geste wirkte bei Telden etwas seltsam. Sie kannten sich kaum mehr. Aber sie teilten die Erinnerung an ihre frühere Freundschaft.
Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich
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