Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Atium – es besitzt kaum mehr einen Wert. Ich muss wissen, welche Anweisungen der Oberste Herrscher in der Höhle hinterlassen hat. Welche Informationen gibt es dort für uns? Welche Vorräte hat er als notwendig für unser Überleben angesehen?«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, sagte Yomen. Er war kein sehr guter Lügner.
»Ihr habt mich gefragt, warum ich hergekommen bin«, sagte Elant. »Yomen, es geht nicht darum, dieses Land zu erobern und es Euch wegzunehmen. Vielleicht ist es für Euch nur schwer zu verstehen, aber das ist die Wahrheit. Das Letzte Reicht stirbt. Die Menschheit muss sich zusammenschließen und ihre Kräfte vereinigen – und Ihr habt lebenswichtige Hinweise dafür. Bitte zwingt mich nicht, Eure Tore aufzubrechen, um sie zu bekommen. Arbeitet mit mir zusammen.«
Yomen schüttelte den Kopf. »Ihr macht wieder einen Fehler, Wager. Es ist mir gleichgültig, ob Ihr mich angreift.« Er sah Elant in die Augen. »Es wäre besser für mein Volk, zu kämpfen und zu sterben, als von dem Mann beherrscht zu werden, der unseren Gott gestürzt und unsere Religion vernichtet hat.«
Elant hielt Yomens Blick stand und sah die Entschlossenheit in seinen Augen.
»Dann muss es also sein?«, fragte Elant.
»Ja«, bestätigte Yomen. »Ich kann den Angriff morgen früh erwarten?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Elant und stand auf. »Eure Soldaten sind noch nicht verhungert. Ich werde in einigen Monaten wieder zu Euch kommen.« Vielleicht bist du dann eher bereit, mit mir zu verhandeln.
Elant wollte schon gehen, doch dann zögerte er. »Ein nettes Fest übrigens«, sagte er und warf einen Blick zurück auf Yomen. »Ich glaube, Euer Gott wäre zufrieden mit dem, was Ihr hier getan habt. Ich bin der Meinung, Ihr solltet Eure Vorurteile überdenken. Der Oberste Herrscher mag zwar Vin und mich vielleicht nicht lieben, aber er sähe es bestimmt lieber, dass Euer Volk lebt, statt zu sterben.«
Elant nickte ihm respektvoll zu und verließ den Hochtisch, ohne seine Enttäuschung zu zeigen. Es hatte den Anschein gehabt,
dass Yomen und er sich sehr nahe waren, doch gleichzeitig schien ein Bündnis unmöglich. Nicht solange der Obligator einen solchen Hass gegen Elant und Vin empfand.
Er zwang sich zur Entspannung und schlenderte umher. Im Augenblick konnte er nicht mehr viel tun. Es würde der Belagerung bedürfen, damit Yomen seine Meinung überdachte. Ich befinde mich auf einem Ball, dachte Elant. Ich sollte ihn genießen, sollte mich dem anwesenden Adel präsentieren, ihn einschüchtern und dazu bringen, uns statt Yomen zu helfen …
Ihm kam ein Gedanke. Er warf einen Blick hinüber zu Vin und winkte einen Diener herbei.
»Herr?«, fragte der Mann.
»Du musst mir etwas holen«, sagte Elant.
Vin stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Frauen kamen zu ihr, hingen an ihren Lippen und sahen sie als Vorbild an. Sie wollten Neuigkeiten aus Luthadel erfahren, etwas über die neueste Mode, über Politik und Ereignisse aus der großen Stadt hören. Sie verhielten sich Vin gegenüber keineswegs abweisend.
Diese sofortige Vereinnahmung war das Seltsamste, das Vin je erfahren hatte. Sie stand inmitten all dieser Frauen mit ihren Kleidern und ihrem Schmuck und war doch die Erste unter ihnen. Sie wusste, dass das nur an ihrer Macht lag, doch die Frauen in dieser Stadt schienen verzweifelt jemanden zu suchen, zu dem sie aufschauen konnten. Eine Herrscherin.
Und Vin stellte fest, dass es ihr gefiel. Ein Teil von ihr hatte sich seit ihrer ersten Teilnahme an einem Ball nach dieser Anerkennung gesehnt. In jenem Jahr war sie von den meisten Damen bei Hofe abfällig behandelt worden. Einige hatten es zugelassen, dass sich Vin zu ihnen gesellte, doch sie war immer die unwichtige Landadlige ohne Beziehungen und Bedeutung gewesen.
Anerkennung war etwas Oberflächliches, doch manchmal war auch Oberflächliches wichtig. Außerdem war da noch etwas. Als Vin einer neuen Adelsdame zulächelte – der jungen Nichte einer der Frauen, die unbedingt mit Vin hatten sprechen wollen –, erkannte sie, was es war.
Das ist ein Teil von mir, dachte sie. Ich wollte nicht so sein – vielleicht weil ich nicht geglaubt habe, dass ich es verdiene. Dieses Leben war für mich so anders, so voller Schönheit und Vertrauen. Doch ich bin eine Adlige. Ich gehöre hierher.
Von meinem einen Elternteil wurde ich für die Straße geboren, doch von dem anderen für den Hof.
Das erste Jahr von Elants Herrschaft hatte sie damit verbracht, ihn zu
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