Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Herrscher war insgeheim ein Terriser. Einer der unseren hat uns diese schrecklichen Dinge angetan. Welches Recht haben wir dazu, keinen Fremden mehr als unseren Herrn anzuerkennen? Es war kein Fremder, der unser Volk, unsere Kultur und unsere Religion vernichtet hat.
Und so diente Sazed nun als Elant Wagers Erster Botschafter. Elant war ein Freund – ein Mann, den Sazed achtete wie nur wenige andere. Nach Sazeds Auffassung hatte sogar der Oberste Herrscher nicht Elant Wagers Charakterstärke besessen. Der neue Herrscher hatte nicht versucht, das Volk von Terris in seine Gewalt zu bringen – nicht einmal, nachdem er die Flüchtlinge in seinem Land aufgenommen hatte. Sazed war sich nicht sicher, ob sein Volk frei war oder nicht, aber zumindest standen sie tief in Elant Wagers Schuld. Daher diente Sazed gern als Botschafter dieses Mannes.
Auch wenn es andere Dinge gab, die Sazed seiner Meinung nach tun sollte. Zum Beispiel sein eigenes Volk anführen.
Nein, dachte er und warf einen kurzen Blick auf seine Mappe. Nein. Ein Mann ohne Glauben kann sie nicht anführen. Zuerst muss ich für mich die Wahrheit herausfinden. Falls es so etwas überhaupt gibt.
»Sie brauchen ganz schön lange dafür«, sagte Weher und aß noch eine Traube. »Nach all unseren Verhandlungen sollte man doch glauben, dass sie inzwischen wissen, ob sie das Ding unterzeichnen wollen oder nicht.«
Sazed betrachtete die fein geschnitzte Tür auf der anderen Seite des Zimmers. Wie würde sich König Lekal entscheiden? Blieb ihm wirklich eine Wahl? »Was glaubt Ihr, Graf Weher, haben wir hier das Richtige getan?«, fragte Sazed.
Weher schnaubte. »Hier geht es nicht um Richtig oder Falsch. Wenn wir nicht hergekommen wären, um König Lekal einzuschüchtern, dann hätte es jemand anderes getan. Es ist einfach eine grundsätzliche strategische Notwendigkeit. Zumindest sehe ich das so, aber vielleicht bin ich nur ein wenig berechnender als die anderen.«
Sazed sah den untersetzten Mann an. Weher war ein Besänftiger – er war sogar der unverschämteste, krasseste Besänftiger, den Sazed je kennengelernt hatte. Die meisten Besänftiger setzten
ihre Macht vorsichtig und verstohlen ein und beeinflussten die Gefühle anderer nur, wenn es unbedingt nötig war. Weher hingegen spielte mit den Gefühlen aller. Sazed spürte in diesem Augenblick, wie Weher seine Gefühle berührte – aber nur, weil der Terriser genau wusste, wonach er suchen musste.
»Bitte vergebt mir die Bemerkung, Graf Weher«, sagte Sazed, »aber Ihr könnt mich nicht ganz so leicht zum Narren halten, wie Ihr glaubt.«
Weher hob eine Braue.
»Ich weiß, Ihr seid ein guter Mann«, fuhr Sazed fort. »Ihr bemüht Euch nach Kräften, das zu verbergen. Ihr prahlt damit, kaltschnäuzig und selbstsüchtig zu sein. Aber für diejenigen, die nicht nur auf Eure Worte, sondern auch auf Eure Taten achten, seid Ihr besser durchschaubar.«
Weher runzelte die Stirn, und Sazed verspürte Genugtuung darüber, dass es ihm gelungen war, den Besänftiger zu überraschen. Offensichtlich hatte er nicht erwartet, dass Sazed so offen zu ihm sein würde.
»Mein lieber Mann«, sagte Weher und nippte an seinem Wein, »du enttäuschst mich. Hast du mir vorhin nicht etwas über Schicklichkeit erzählt? Nun, es ist keineswegs schicklich, das dunkle, verborgene Geheimnis eines mürrischen alten Pessimisten auszuplaudern.«
»Das dunkle, verborgene Geheimnis?«, fragte Sazed. »Dass Ihr ein gutes Herz habt?«
»Das ist eine Eigenschaft von mir, an deren Unterdrückung ich sehr hart gearbeitet habe«, sagte Weher leichthin. »Leider habe ich mich als zu schwach erwiesen. Damit wir uns nun vollständig von diesem Thema abwenden – das ich als zu unangenehm empfinde – , möchte ich zu meiner früheren Frage zurückkehren. Du hast gefragt, ob wir das Richtige getan haben. Was meinst du damit? Dass wir König Lekal zwingen, ein Vasall von Elant zu werden?«
Sazed nickte.
»Also gut«, meinte Weher, »dann muss ich sagen, dass wir tatsächlich das Richtige getan haben. Unser Vertrag wird Lekal den Schutz von Elants Armeen gewähren.«
»Auf Kosten seiner eigenen Herrschaft.«
»Pah«, meinte Weher und machte eine abweisende Handbewegung. »Wir beide wissen, dass Elant ein viel besserer Herrscher ist, als es Lekal je sein könnte. Um des Obersten Herrschers willen, die meisten seiner Untertanen leben in halbfertigen Baracken! «
»Ja, aber Ihr müsst zugeben, dass wir ihn genötigt haben.«
Weher zog die
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