Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
gehört, wie andere gesagt haben, die Armee sei nach Westen gezogen.«
»Das ist nicht sehr hilfreich«, sagte Kelsier.
Wellen hob den Kopf. Er erinnerte sich an etwas.
»Was ist?«, fragte der Überlebende, der offenbar Wellens veränderte Haltung bemerkt hatte.
»Ein Armeetrupp hat vor ein paar Monaten vor der Stadt angehalten«, erklärte Wellen stolz. »Es wurde geheim gehalten, aber ich war in der Gruppe, die ihre Vorräte aufgefüllt hat. Graf Weher war bei ihnen, und er hat von einem Treffen mit den anderen aus Eurer Mannschaft gesprochen.«
»Wo?«, fragte Kelsier. »Wohin sind sie gezogen?«
»Nach Norden«, antwortete Wellen. »Nach Urteau. Dort ist bestimmt auch der Herrscher, Herr. Das Nördliche Dominium befindet sich im Aufruhr. Er wird seine Armeen dorthin geführt haben, um ihn zu ersticken.«
Der Überlebende nickte. »Sehr gut«, sagte er. Er drehte sich um, als wollte er gehen, doch dann hielt er inne und schaute zurück. »Gebt die Botschaft weiter«, sagte er. »Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Sagt den Menschen, dass sie sofort Unterschlupf suchen sollen, wenn der Nebel abzieht – wenn möglich, an einem unterirdischen Ort.«
Wellen dachte nach und nickte. »Die Höhlen«, sagte er. »Dort, wo Ihr Eure Armee ausgebildet habt.«
»Das ist gut«, sagte Kelsier. »Lebt wohl.«
Der Überlebende verschwand im Nebel.
TenSoon ließ die Tore der Festung Wager hinter sich und rannte durch den Nebel. Vielleicht wäre er in das Gebäude hineingekommen. Aber er wusste nicht, ob seine Imitation des Überlebenden einer genaueren Überprüfung standgehalten hätte.
Er hatte keine Ahnung, ob die Informationen der beiden Wächter verlässlich waren, doch er besaß keine besseren Hinweise. Andere Menschen, mit denen er in der Nacht gesprochen hatte, waren überhaupt nicht in der Lage gewesen, ihm Informationen über Truppenbewegungen zu geben. Anscheinend hatten Vin und Elant Luthadel schon vor einiger Zeit verlassen.
Er eilte zurück zu der Stelle hinter dem Lagerhaus, an der er Kelsiers Knochen gefunden hatte. Er kniete sich in der Finsternis hin und holte den Sack hervor, den er mit seinen Knochen vollgestopft hatte. Er brauchte wieder den Körper des Hundes und musste sich auf den Weg nach Norden machen. Hoffentlich würde er dort …
»He, du da!«, rief eine Stimme.
Unwillkürlich schaute TenSoon auf. Ein Mann stand in der Tür des Lagerhauses und schaute TenSoon durch den Nebel an. Hinter ihm flackerte eine Laterne auf und enthüllte eine Gruppe von Menschen, die anscheinend an diesem heiligen Ort ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Oh, äh, dachte TenSoon, als die ganz vorn Stehenden plötzlich entsetzte Mienen machten.
»O Herr!«, rief der Mann und kniete rasch in seinem Schlafgewand nieder. »Ihr seid zurückgekehrt!«
TenSoon erhob sich und verdeckte vorsichtig den Sack mit den Knochen hinter seinem Körper. »Ja, das bin ich«, sagte er.
»Wir wussten, dass es geschehen würde«, sagte der Mann, während die anderen hinter ihm aufstöhnten und flüsterten. Viele fielen auf die Knie. »Wir sind an diesem Ort geblieben und haben darum gebetet, dass Ihr kommt und uns Rat gebt. Herr, der König ist verrückt! Was sollen wir tun?«
TenSoon war versucht, sich als Kandra zu offenbaren, aber als er in ihre hoffnungsvollen Augen blickte, brachte er es nicht fertig. Vielleicht konnte er sogar etwas Gutes tun. »Penrod ist von Ruin verdorben worden«, erklärte er. »Das ist das Wesen, das die Welt vernichten will. Ihr müsst die Gläubigen sammeln und aus dieser Stadt fliehen, bevor Penrod euch alle umbringt.«
»Herr, wohin sollen wir gehen?«
TenSoon zögerte. Wohin? »Vor der Festung Wager stehen zwei Wachen. Sie wissen wohin. Hört auf sie. Ihr müsst euch einen Ort unter der Erde suchen. Habt ihr verstanden?«
»Ja, Herr«, sagte der Mann. Hinter ihm drängten die Menschen immer weiter vor und versuchten einen Blick auf TenSoon zu erhaschen. Er ertrug ihre Blicke mit einiger Nervosität. Schließlich sagte er ihnen Lebewohl und floh in die Nacht hinein.
Er fand ein leeres Gebäude und wechselte rasch zurück zu den Hundeknochen, bevor noch jemand ihn sehen konnte. Als er damit fertig war, betrachtete er die Knochen des Überlebenden und verspürte eine seltsame Ehrerbietung für sie.
Sei nicht dumm, sagte er sich. Es sind nur Knochen – wie die Hunderte anderen, die du schon benutzt hast. Dennoch erschien es ihm dumm, ein so mächtiges Werkzeug zurückzulassen. Sorgfältig packte
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