Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
konnte er mich nicht töten. Er konnte mich nur einsperren.«
Ja. Das Letztere habe ich mir schon gedacht. Du kannst meine Gedanken tatsächlich nicht lesen, oder?
Ruin fuhr fort: »Ich muss sagen, dass es eine verbrecherische Tat war. Bewahr hat versucht, unseren Pakt zu brechen. Würdest du das etwa nicht eine böse Tat nennen? Es ist so, wie ich vorhin bereits gesagt habe. Gut und Böse haben wenig mit Ruin und Bewahr zu tun. Ein böser Mensch beschützt das, was er liebt, genauso wie ein guter.«
Aber irgendetwas hält Ruin noch davon ab, die Welt hier und jetzt zu zerstören, dachte sie. Trotz all seiner Worte über Geschichten und deren Ende ist er keine Macht, die auf einen »passenden« Augenblick wartet. Es steckt mehr dahinter, und ich verstehe es noch nicht.
Was hält ihn zurück?
»Ich bin zu dir gekommen, weil ich will, dass du mit offenen Augen zuschaust. Dass du es weißt. Denn es ist da.«
Vin hob den Kopf. »Was? Das Ende?«
Ruin nickte.
»Wie lange noch?«, fragte Vin.
»Ein paar Tage«, antwortete Ruin. »Aber keine Wochen mehr.«
Vin lief es kalt den Rücken herunter, als sie etwas erkannte. Er war zu ihr gekommen und hatte sich ihr enthüllt, weil sie eingekerkert war. Er glaubte, dass die Menschheit am Ende war. Er nahm an, dass er gewonnen hatte.
Das bedeutet, dass es eine Möglichkeit gibt, ihn zu besiegen, dachte sie entschlossen. Und ich kann eine Rolle dabei spielen. Aber hier kann ich nichts tun, denn sonst wäre er nicht hergekommen und würde mir seine Schadenfreude zeigen.
Das bedeutete, dass sie sich befreien musste. Und zwar schnell.
Sobald man beginnt, diese Dinge zu verstehen, begreift man, wie Ruin in der Falle gesessen hatte, auch wenn Bewahrs Geist bei der Erschaffung des Kerkers geopfert wurde. Obwohl Bewahrs Bewusstsein größtenteils zerstört war, besaßen sein Geist und Körper noch immer Macht. Und als die Kraft, die Ruin entgegengesetzt war, konnte er Ruin noch immer von seinem zerstörerischen Werk abhalten.
Oder wenigstens konnte er ihn von der raschen Zerstörung abhalten. Sobald sein Geist aus dem Gefängnis befreit war, schritt die Zerstörung schneller voran.
Kapitel 58
I hr müsst eure Gewichte darauf werfen«, sagte Sazed und deutete auf einen hölzernen Hebel. »Dann geht das Gegengewicht nieder, die vier Schleusen schließen sich und verhindern den Zufluss in die Höhle. Allerdings muss ich eine Warnung aussprechen. Oben wird es eine ziemlich spektakuläre Wasserexplosion geben. Wir sollten in der Lage sein, die Kanäle der Stadt innerhalb weniger Stunden vollständig zu füllen, und ich nehme an, dass ein Teil der nördlichen Stadt überflutet werden wird.«
»Wird das gefährlich sein?«, fragte Spuki.
»Ich glaube nicht«, meinte Sazed. »Das Wasser wird durch die Rohrleitungen in dem Gebäude neben uns aufsteigen. Ich habe sie untersucht, und sie scheinen in gutem Zustand zu sein. Das Wasser sollte daher unmittelbar in die Kanäle fließen und die Stadt durch sie wieder verlassen. Wie dem auch sei, ich möchte nicht in den Straßenschächten sein, wenn das Wasser kommt. Die Strömung wird ziemlich stark sein.«
»Ich habe mich darum gekümmert«, sagte Spuki. »Durn wird dafür sorgen, dass sich die Menschen von den Wasserwegen fernhalten.«
Sazed nickte. Spuki war beeindruckt. Die komplizierte Konstruktion aus Holz, Gestänge und Draht wirkte, als hätte es zu ihrer Herstellung vieler Monate bedurft, doch sie war innerhalb weniger Wochen fertig geworden. Große Gitternetze voller Felsen dienten als Gewichte für die vier Schleusentore, die in der Luft hingen und bereit waren, den Fluss zu blockieren.
»Das ist erstaunlich, Sazed«, sagte Spuki. »Wenn die Einwohner ein so mächtiges Zeichen wie die Rückkehr des Kanalwassers sehen, werden sie bestimmt nur noch auf uns und nicht mehr auf den Ersten Bürger hören.« Wehers und Durns Männer hatten in den letzten Wochen hart gearbeitet und den Menschen zugeflüstert, sie sollten nach einem Wunder Ausschau halten, das der Überlebende der Flammen wirken würde. Es würde sich etwas Außergewöhnliches ereignen, das ein für alle Mal beweise, dass er der rechtmäßige Herr der Stadt sei.
»Mehr konnte ich nicht tun«, sagte Sazed und neigte bescheiden den Kopf. »Natürlich werden die Schleusen nicht vollkommen dicht sein. Aber das sollte kaum etwas ausmachen.«
»Männer, ihr wisst, was ihr zu tun habt?«, fragte Spuki, während er sich an vier von Goradels Soldaten wandte.
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher