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Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Titel: Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Mannschaft –, seit sie sich zum letzten Mal so sehr der Macht eines anderen ausgeliefert gefühlt hatte. Selbst als sie dem Obersten Herrscher gegenübergestanden hatte, hatte sie sich anders gefühlt. Yomen schien sie als Werkzeug anzusehen.
    Aber als Werkzeug wozu? Und wie sollte sie seine Bedürfnisse
so steuern, dass er sie lange genug am Leben erhielt und sie einen weiteren Fluchtversuch unternehmen konnte?
    Mach dich unentbehrlich, hatte Reen ihr immer gesagt. Dann kann dich ein Bandenführer nicht loswerden, ohne dass er selbst Macht verliert. Sogar jetzt noch schien die Stimme ihres Bruders manchmal in ihrem Kopf zu flüstern. Waren das Erinnerungen, Ausdeutungen seiner Weisheit oder der Einfluss von Ruin? Wie dem auch sei, im Augenblick schien das ein guter Rat zu sein.
    »Ihr seid also mit dem ausdrücklichen Vorsatz einer Invasion hergekommen?«, fragte Yomen.
    »Elant wollte es zunächst mit Diplomatie versuchen«, antwortete Vin vorsichtig. »Aber wir beide wussten, dass es schwierig sein wird, den Diplomaten zu spielen, wenn die eigene Armee vor den Toren des Feindes lagert.«
    »Ihr gebt also zu, Eroberer zu sein«, sagte Yomen. »Ihr seid ehrlicher als Euer Gemahl.«
    »Elant ist ehrlicher als wir beide zusammen«, fuhr Vin ihn an. »Nur weil er vieles anders sieht als Ihr oder ich, bedeutet das noch lange nicht, dass er unehrlich ist, wenn er seine Sicht der Dinge ausdrückt.«
    Yomen hob eine Braue; vielleicht war er über ihre schnelle Antwort verwundert. »Das ist ein berechtigter Einwand.«
    Vin lehnte sich auf ihrer Bank zurück und rieb sich die gefesselten Hände an einem Stück sauberem Stoff von ihrem Hemd. Yomen stand vor dem Fenster des großen, kahlen Raumes. Es war ein seltsames Gefühl, mit diesem Mann zu reden. Einerseits schienen sie und er sehr verschieden zu sein. Er war ein bürokratischer Obligator, dessen Mangel an Muskeln oder Kampfgeschick bewiesen, dass er sein Leben mit Formularen und Akten verbracht hatte, und sie war ein Straßenkind, das zur Kriegerin und Attentäterin ausgebildet worden war.
    Doch andererseits glichen seine Art zu reden und sein Gehabe ihrem eigenen Verhalten. Wäre ich so geworden, wenn ich
nicht als Skaa geboren worden wäre?, fragte sie sich. Wäre ich statt einer kurz angebundenen Kriegerin eine langweilige Bürokratin geworden?
    Während Yomen sie betrachtete, zog Ruin enge Kreise um den Obligatorkönig. »Der hier ist eine Enttäuschung«, sagte Ruin leise.
    Vin sah Ruin nur ganz kurz an. Er schüttelte den Kopf. »Wie viel Zerstörung hätte er bewirken können, wenn er in die Welt hinausgegangen wäre, anstatt sich in dieser kleinen Stadt zu verkriechen und zu seinem toten Gott zu beten. Die Menschen wären ihm gefolgt. Leider konnte ich nie bis zu ihm durchdringen. Nicht jede Kriegslist ist erfolgreich, vor allem dann nicht, wenn Narren wie er daran beteiligt sind.«
    »Ihr seid also hergekommen, um meine Stadt einzunehmen«, sagte Yomen und zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, »weil Ihr von meinen Vorräten gehört und eine Rückkehr zur Regierung des Obersten Herrschers gefürchtet habt.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, wandte Vin ein und runzelte die Stirn.
    »Ihr habt gesagt, Ihr fürchtet mich.«
    »Als fremde Macht, ja«, gab Vin zu, »denn Ihr habt Eure Fähigkeit bewiesen, eine Regierung zu unterwandern und diese dann zu übernehmen.«
    »Ich habe nichts übernommen«, entgegnete Yomen. »Ich habe diese Stadt und das Dominium wieder unter seine rechtmäßige Herrschaft gestellt. Doch darum geht es nicht. Ich will, dass Ihr mir von der Religion erzählt, die Euer Volk predigt.«
    »Die Kirche des Überlebenden?«
    »Ja«, sagte Yomen. »Ihr seid eines ihrer Oberhäupter, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Vin. »Sie verehren mich, aber ich habe mich nie als Teil dieser Religion ansehen können. Sie hat sich hauptsächlich um Kelsier herum gebildet.«

    »Der Überlebende von Hathsin«, sagte Yomen. »Er ist gestorben. Wie kommt es, dass die Menschen ihn anbeten?«
    Vin zuckte die Achseln. »Früher war es üblich, Götter anzubeten, die unsichtbar sind.«
    »Vielleicht«, meinte Yomen. »Ich habe … über solche Dinge gelesen, aber es fällt mir schwer, sie zu verstehen. Der Glaube an einen unsichtbaren Gott – was ergibt das für einen Sinn? Warum haben sie den Gott verworfen, mit dem sie so lange gelebt haben – denjenigen, den sie sehen und spüren konnten –, und sich dafür einen erwählt, der gestorben ist? Einen, den der

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