Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Vin an. »Weißt du, was das bedeutet?«
»Was?«
»Der Oberste Herrscher glaubte, dass es besiegbar ist. Der Dunkelgrund, dieses Ding, das wir freigesetzt haben – der Oberste Herrscher war der Meinung, er könnte über es triumphieren. «
Vin schnaubte. »Nicht unbedingt, Elant.«
»Warum sollte er sonst all das getan haben? Er muss davon überzeugt gewesen sein, dass ein Kampf nicht hoffnungslos ist.«
»Jeder kämpft, Elant. Sogar ein sterbendes Tier kämpft weiter und tut alles, um zu überleben.«
»Du musst aber zugeben, dass diese Höhlen ein gutes Zeichen sind«, beharrte Elant.
»Ein gutes Zeichen?«, fragte Vin ruhig und trat noch einen Schritt näher an das Regal heran. »Elant, ich weiß, dass du versuchst, Hoffnung in alledem zu finden, aber ich habe in letzter Zeit große Schwierigkeiten, überhaupt irgendwo ein ›gutes Zeichen‹ zu sehen. Du musst zugeben, dass die Sonne immer
dunkler wird. Immer röter. Hier im Süden ist es sogar noch schlimmer.«
»Ich bezweifle, dass sich die Sonne überhaupt verändert hat«, meinte Elant. »Es muss am Rauch und an der Asche in der Luft liegen.«
»Und das ist das nächste Problem«, sagte Vin. »Inzwischen fällt die Asche fast andauernd. Die Leute haben Schwierigkeiten, sie von der Straße zu fegen. Sie verdunkelt jedes Licht und macht alles noch finsterer. Selbst wenn der Nebel die Ernte des kommenden Jahres nicht vernichten sollte, wird es die Asche tun. Vor zwei Wintern – als wir gegen die Kolosse vor Luthadel gekämpft haben – habe ich zum ersten Mal Schnee im Zentralen Dominium gesehen, und im letzten Winter war es sogar noch schlimmer. Gegen so etwas können wir nicht kämpfen, Elant, egal wie groß unsere Armee ist!«
»Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, Vin?«, fragte Elant und stellte die Konservenbüchse mit einer ruckartigen Bewegung zurück in das Regal. »Die Kolosse sammeln sich in den Äußeren Dominien. Wenn wir nicht bald unsere Verteidigung organisieren, wird unser Volk nicht mehr lange genug leben, um noch verhungern zu können.«
Vin schüttelte den Kopf. »Armeen sind nur eine kurzfristige Lösung«, sagte sie und machte eine Armbewegung in die Höhle hinein. »Und das hier ist kurzfristig. Was machen wir hier?«
»Wir versuchen zu überleben. Kelsier hat gesagt …«
»Kelsier ist tot, Elant!«, fuhr Vin ihn an. »Bin ich denn die Einzige, die die Ironie darin erkennt? Wir nennen ihn den Überlebenden, aber er ist derjenige, der nicht überlebt hat! Er hat sich absichtlich zum Märtyrer gemacht. Er hat Selbstmord begangen. Was hat das mit Überleben zu tun?«
Sie stand einen Augenblick da, sah Elant an und atmete schwer. Er erwiderte ihren Blick und war offensichtlich unbeeindruckt von ihrem Gefühlsausbruch.
Was mache ich hier?, dachte Vin. Vorhin habe ich Elants Hoffnung noch bewundert. Warum streite ich jetzt mit ihm darüber?
Sie waren so angespannt. Sie beide.
»Ich habe keine Antworten für dich, Vin«, sagte Elant in der dunklen Höhle. »Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie man gegen etwas wie den Nebel ankämpfen kann. Aber mit Armeen kann ich umgehen. Oder wenigstens lerne ich es allmählich.«
»Es tut mir leid«, sagte Vin und wandte sich ab. »Ich wollte nicht schon wieder mit dir streiten. Es ist alles nur so aussichtslos. «
»Wir machen Fortschritte«, widersprach Elant ihr. »Wir werden einen Weg finden, Vin. Wir werden überleben.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Vin, drehte sich abermals um und sah ihm in die Augen.
»Ja«, sagte Elant.
Und sie glaubte ihm. Er hatte Hoffnung, und er würde sie immer haben. Das war einer der wichtigsten Gründe, warum sie ihn so sehr liebte.
»Komm«, sagte Elant und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wir sollten das suchen, weswegen wir hergekommen sind.«
Vin ließ ihren Koloss zurück und ging mit Elant in die Tiefen der Höhle hinein, während sie draußen Schritte hörten. Es gab mehr als einen Grund, warum sie zu diesem Ort gekommen waren. Die Nahrungsmittel und die übrigen Vorräte – an deren scheinbar endlosen Regalen sie nun entlangschritten – waren zwar wichtig, aber da war noch etwas anderes.
Eine große Metallplatte war in die hintere Wand der grob aus dem Fels gehauenen Höhle eingelassen. Vin las die Worte, die darauf eingeritzt waren, laut vor.
»Dies ist das letzte Metall, von dem ich euch berichten werde«, entzifferte sie. »Ich habe Schwierigkeiten damit, seinen Sinn zu erschließen. In gewisser
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