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Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Titel: Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Muskeln an die Seitenwände der Grube und bildete so eine Einbuchtung in der Mitte seines Körpers. Er musste alle Nahrung auffangen, die er bekommen konnte, denn er erhielt nur sehr wenig. Doch nichts wurde durch das Gitter auf ihn geschüttet. Er wartete gespannt, bis das Gitter angehoben wurde. Zwar hatte er keine Ohren, aber er spürte die groben Erschütterungen, als das Gitter beiseite gezogen und das raue Eisen auf den Boden geworfen wurde.
    Wie bitte?
    Als Nächstes kamen Haken herab. Sie wanden sich um seine Muskeln, packten ihn, rissen sein Fleisch auf, während sie ihn aus der Grube hoben. Es schmerzte. Dafür waren nicht nur die Haken verantwortlich, sondern auch die plötzliche Freiheit, als sich sein Körper über den Boden des Gefängnisses ergoss. Unwillig schmeckte er Schmutz und getrockneten Nahrungsschleim. Seine Muskeln bebten. Es war ein seltsames Gefühl, frei und unbehindert zu sein. Er streckte sich und bewegte seine Körpermasse auf eine Art und Weise, die er beinahe vergessen hatte.
    Dann kam es. Er schmeckte es in der Luft. Beißend, dick und durchdringend, vermutlich in einem goldgeränderten Kübel, den die Gefangenenwärter herbeibrachten. Sie würden ihn nun doch töten.
    Aber das können sie nicht!, dachte er. Der Erste Vertrag, das Gesetz unseres Volkes, es …
    Etwas fiel auf ihn. Es war keine Säure, sondern etwas Hartes. Eifrig berührte er es; seine Muskeln rieben gegeneinander, betasteten es, prüften es, spürten es. Es war rund, mit mehreren Löchern und einigen scharfen Kanten … ein Schädel.
    Der beißende Geruch wurde stärker. Verursachten seine Wächter ihn? TenSoon bewegte sich rasch, schmiegte sich um
den Schädel, füllte ihn. Er hatte bereits ein wenig aufgelöstes Fleisch in einer organähnlichen Tasche gespeichert. Nun holte er es hervor, goss es um den Schädel und machte rasch eine Haut daraus. Die Augen ließ er frei, arbeitete nun an der Lunge, bildete eine Zunge, beachtete die Lippen jedoch zunächst nicht weiter. Er arbeitete mit einem Gefühl der Verzweiflung, als der beißende Geruch stärker wurde, und dann …
    Es traf ihn. Es versengte die Muskeln auf der einen Seite seines Körpers, floss über seine Masse, löste sie auf. Anscheinend hatte es die Zweite Generation aufgegeben, ihm seine Geheimnisse entlocken zu wollen. Bevor sie ihn töteten, mussten sie ihm Gelegenheit zum Reden geben. Das verlangte der Erste Vertrag – daher der Schädel. Doch offenbar hatten die Wärter den Befehl erhalten, ihn zu töten, bevor er etwas zu seiner Verteidigung vorbringen konnte. Sie befolgten den Buchstaben des Gesetzes, missachteten aber dessen Sinn.
    Allerdings hatten sie nicht bedacht, wie schnell TenSoon arbeiten konnte. Nur wenige Kandras hatten so viel Zeit in Verträgen verbracht wie er. Alle aus der Zweiten Generation und die meisten aus der Dritten hatten sich schon lange vom Dienst zurückgezogen. Sie führten ein angenehmes Leben im Heimatland.
    Und ein angenehmes Leben lehrte einen nur wenig.
    Bei den meisten Kandras dauerte es viele Stunden, bis sie einen Körper gebildet hatten – einige jüngere benötigten dazu sogar Tage. Doch bereits innerhalb weniger Sekunden hatte TenSoon eine schwach entwickelte Zunge herausgebildet. Als die Säure an seinem Körper hochstieg, trieb er eine Luftröhre aus, ließ Luft in die Lunge und krächzte ein einziges Wort:
    »Gericht!«
    Der Guss hörte auf. Sein Körper brannte weiterhin. Trotzdem fuhr er in seiner Arbeit fort und bildete innerhalb der Höhlungen des Schädels einfache Hörorgane aus.

    Eine Stimme in seiner Nähe flüsterte: »Narr.«
    »Gericht!«, sagte TenSoon noch einmal.
    »Füge dich in deinen Tod«, zischte die Stimme gelassen. »Bring dich nicht in eine Lage, in der du deinem Volk noch weiteren Schaden zufügen kannst. Die Erste Generation hat dir nur wegen deiner vielen Jahre des zusätzlichen Dienstes diese Gelegenheit zu sterben gegeben!«
    TenSoon verstummte. Ein Gerichtsverfahren würde öffentlich sein. Bisher wussten nur wenige um das wahre Ausmaß seines Verrats. Er konnte als Vertragsbrecher sterben, aber wegen seines früheren Werdegangs noch ein gewisses Ansehen behalten. Irgendwo – vermutlich in anderen Gruben in genau diesem Raum – gab es bestimmt einige, die ewige Gefangenschaft erlitten – eine Folter, die am Ende sogar den Geist derjenigen zerstörte, die mit der Segnung der Gegenwart bedacht waren.
    Wollte er zu einem von ihnen werden? Wenn er seine Taten vor einem

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