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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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daß die Überreste der früheren Menschen eher hinter ihnen zurückbleiben würden, wenn sie die wesentliche Richtung einschlagen..
    Trotz seiner Ungeduld blieb Sander noch zwei weitere Tage, um mehr Vorräte anzusammeln. Das Wetter war klar, doch in der Frühe wurde es jeden Tag kälter. Aber glücklicherweise wiederholte sich der entsetzliche Sturm nicht. Endlich am fünften Morgen nach ihrer Ankunft an der alten Küste brachen sie auf. Die Sonne schien und sandte ihre wärmenden Strahlen. Wie gewöhnlich huschten die Fischer voraus und waren bald zwischen den Hügeln verschwunden. Nur dann und wann entdeckten sie einen Pfotenabdruck. Rhin aber blieb bei Sander und dem Mädchen.
    Fanyi hielt den Anhänger beständig in der Hand. Manchmal deutete sie in eine Richtung. Sander akzeptierte ihre Führung, denn sie schien ihrer Sache sehr sicher. Er wünschte, er könnte einmal einen Blick auf das ovale Schmuckstück werfen, das aufblitzte, als wäre es mit Edelsteinen besetzt. Er zweifelte nicht, daß die Früheren Menschen einen Richtungsfinder konstruiert hatten, doch er fühlte sich außerstande, das Geheimnis zu durchschauen. Schließlich fragte er sie.
    „Wie spricht dieses Ding mit dir und zeigt dir, ob wir nach rechts oder links gehen müssen?“
    „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur ganz wenig, aber gerade genug, um einen Teil von dem zu lesen, das es zu sagen hat. Schau“, sie winkte ihn heran. „Sieh her, aber berühre es nicht.
    Ich habe keine Ahnung, wie ein anderer Geist es beeinflussen kann.“
    Der Anhänger war oval und hatte ungefähr die Dicke eines Fingergliedes. Das Metall, aus dem es gefertigt war, glänzte. Wahrscheinlich war es aus einer der geheimnisvollen Legierungen, die seinen Zunftgenossen so große Rätsel aufgaben. Kreisförmig angeordnet waren die Steine eingefügt. Sie hatten verschiedene Farben, und es waren zwölf an der Zahl. Doch, so leuchtend sie auch waren, erregte etwas anderes die Aufmerksamkeit von Sander. Im Metall bewegte sich eine helle, leuchtende Linie.
    „Paß auf“, sagte Fanyi und drehte sich plötzlich nach links. Auf dem Anhänger bewegte sich die Linie ebenfalls, so daß sie in dieselbe Richtung wies wie zuvor – nur berührte sie jetzt einen anderen Stein.
    „Mein Vater kannte viele Dinge“, sagte sie leise und wandte sich wieder um, so daß die Lichtlinie den ersten Stein berührte. „Einiges hat er meiner Mutter erzählt, und später hat sie es mich gelehrt. Doch starb er, bevor ich auf die Welt kam. Dies aber war sein größter Schatz. Er schwor, daß es, auf Grund eines Zaubers der Früheren Menschen, imstande wäre, denjenigen, der es trägt, an seinen Herkunftsort zurückzuführen. Je näher man diesem Ort käme, desto leuchtender würde diese Linie. Und das stimmt, denn ich habe beobachtet, daß sie an jedem Tag unserer Reise etwas deutlicher geworden ist. Ich weiß, daß das, was wir suchen, ein Ort großen Wissens ist. Vielleicht erhielten die Früheren Menschen eine Warnung, daß ihre Welt zerstört werden würde, und waren in der Lage, einen riesigen Komplex zu errichten, den nicht einmal die Verwüstung der Finsteren Zeit hatte vernichten können.“
    Sander war beeindruckt von der Lichtlinie. Es stimmte: sie bewegte sich, wenn Fanyi sich bewegte. Und er konnte sich auch vorstellen, daß sie den Weg wies. Was für ein Mann war wohl der Vater des Mädchens gewesen? Ein Händler, der in den Ruinen nach verborgenen Dingen suchte? Oder kam er aus einer Sippe, die einen Weisen hatte, der über ein größeres Vorwissen verfügte als der aus Sanders Horde?
    „War dein Vater Händler?“
    „Nein, nicht ganz. Obgleich er mit den Händlern nach Padford gekommen war. Er war ein Sucher – nicht nach Metallen, sondern nach anderen Menschen. Und auch nicht wie die Seehaie suchte er Menschen, um sie zu Sklaven zu machen, sondern um von ihnen zu erfahren, was sie an Wissen von der Früheren Zeit behalten hatten. Viel hat er aufgeschrieben, aber“ – sie sah sehr unglücklich aus – „als sie sein Grab bereiteten, legte meine Mutter ihm das Buch in die Hände, in das er alles, was er erfahren hatte, aufgeschrieben hatte. Ein Buch ist etwas aus Rinde oder Tierhaut, das mit Schriftzeichen bedeckt ist. Meine Mutter wußte, daß dies sein wertvollster Besitz war. Und deshalb war es notwendig, daß es zu ihm in die Erde gelegt wurde, damit er es nach dem Tod besaß, so wie die anderen Leute ihre Werkzeuge und Waffen. Denn mein Vater hat gesagt, daß

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