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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zwingen, bis zur ehemaligen Küste weiterzulaufen – vielleicht würden sie dort einen Unterschlupf finden.
    Aber hier draußen konnten sie wenigstens wieder Rhin das Gepäck aufladen. Sander verschnürte die einzelnen Taschen. Ihnen blieb noch ein Rest der Fackeln, doch hielten sie es für besser, kein Licht anzuzünden, um nicht feindlichen Augen aufzufallen. Das Mondlicht würde für sie ausreichen.
    Links und rechts neben Rhin liefen Fanyi und Sander. Die Fischer waren nirgends zu sehen. Der Schmied nahm an, daß sie zur Küste vorausgelaufen waren. Er stolperte und taumelte, und er schämte sich seiner zitternden Hände vor Fanyi. Zum Glück stieg das Gelände ganz sanft an, so daß sie keine steile Klippe zu erklimmen brauchten. Und als sie endlich den Strand erreicht hatten, wateten sie knöcheltief im Sand. Vor ihnen erhoben sich Felsen, zwischen denen etwas Gras wuchs. Sander schaute nach dem Wald aus, der dieselbe Küste im Süden begleitet hatte, als sie – vor einer Ewigkeit, wie ihm schien – den Weg durch die Meereswüste gewählt hatten.
    Aber hier gab es keine dunkle Linie, die auf Bäume hinwies. Das Land wurde offener und weiter. Allerdings fanden sie vereinzelt ähnliche Erdhügel, wie sie sie aus der zerstörten Stadt auf der Insel kannten. Diese Stadt war einst sehr groß gewesen und dehnte sich bis auf das Festland aus.
    „Laß uns ganz schnell einen Unterschlupf finden.“ Fanyis Stimme klang erschöpft. „Ich weiß nicht, wie weit ich noch laufen kann.“
    Er war dankbar, denn auch er wußte nicht, wie lange er sich noch würde aufrecht halten können. Aber sein Stolz hielt ihn zurück, dies zuzugeben.
    Schließlich ließen sie sich von Rhin vorwärtsziehen, an dessen Sattelgurt sie sich klammerten und taumelten in eine Mulde, die von wenigen dürftigen Büschen geschützt war.
    Auch hier hatte es geschneit; man konnte noch einige unberührte Flecken erkennen, doch der quälende Wind hatte sich gelegt, und die Nacht war still und ruhig. Sander fröstelte. Seine Finger waren steif und ohne Gefühl. Aber es gelang ihm, die Knoten zu lösen, so daß die Taschen auf den Boden fielen. Wie zwei Blitze tauchten die Fischer wieder auf, und Kai trug einen leblosen Körper im Maul, den er Fanyi vor die Füße legte. Er hatte einen ziemlich großen Hasen gefangen.
    Rhin, der jetzt von seiner Last befreit war, beschnüffelte das Wild, knurrte und trottete dann davon, um sich ebenfalls etwas zu erjagen. Der Schmied blickte sich nun genauer um: mindestens zwei Erdhügel lagen zwischen ihnen und der Meereswüste, und sie konnten nicht eine ganze Nacht ohne Wärme und ohne Nahrung verbringen.
    Das Buschwerk, das hier in der Mulde wuchs, war trocken und spröde. Schon nach wenigen Sekunden hatte er ein kleines Feuer angezündet und konnte sich nun den Hasen vornehmen, um ihn abzuhäuten und auszunehmen.

Eine beunruhigende
Entdeckung

    Sie blieben zwei Tage lang, denn sie entdeckten keine der Gefahren, die sie bisher bedroht hatten, und auch die Monster von der alten Insel ließen sich nicht blicken. Sander ging auf die Jagd und erlegte mit seiner Schleuder Hasen und eine Art Zwerghirsch, der noch kleiner als Kayi war. Das Wild verhielt sich derartig furchtlos, daß Sander annehmen konnte, niemand hätte ihm bisher nachgestellt. Das war ein weiterer Beweis dafür, daß das Land ihnen Sicherheit bot.
    Die Tage wurden kälter. Die Nächte. verbrachten sie schlafend, wenn sie auch die Sorge um das Feuer beständig wieder auffahren ließ. Wiederum fiel Schnee, nicht viel, aber genug, um den Boden zu bedecken. Sander beunruhigte die Tatsache, daß ihre Spuren um das Lager herum so deutlich auf der weißen Fläche zu sehen waren. Er wandte alle Kniffe an, um sie möglichst zu tarnen, mußte aber zugeben, daß er keinen großen Erfolg damit hatte.
    Da sie über keine Möglichkeit verfügten, die Hasenfelle zu gerben, schabten sie sie nur, so gut es ging, und bündelten sie. Sander wußte, daß ihre Kleidung für dieses Klima nicht ausreichte, und sie würden vielleicht bald die stinkenden, ungegerbten Felle verwenden müssen, um sich darin einigermaßen warm zu halten.
    Fanyi verbrachte viel Zeit mit ihrem Anhänger in der Hand und war so versunken, daß sie kaum etwas um sich herum wahrnahm. Zweimal erzählte sie, daß sie wieder auf das gestoßen war, was sie den „suchenden Geist“ nannte. Aber sie war sich nicht sicher gewesen, ob er ihre Anwesenheit ebenfalls bemerkt hatte. Und sie konnte, so sehr sie das

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