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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Erklärung angreifen würden.
    Diese Grabungsstätte war alt, doch das bedeutete nicht, daß die Sucher die Ruinenstadt gänzlich verlassen hatten, denn hier würden sie reichlich Ausbeute erlangen können. Sie mußten sich also vorsehen. Sander wußte, daß Rhin keinen Fremdling akzeptieren würde, es sei denn er selbst würde ihn ausdrücklich als Freund aufnehmen. Sogar Fanyi wäre von ihm angegriffen worden, wenn sie nicht die wütenden Fischer gehabt hätte, die sie schützten. Erst, als Sander sie geduldet hatte, war auch Rhin zufrieden gewesen. Sie mußten sich also auf Rhins Wachsamkeit verlassen. Der Schmied hatte kein Verlangen, sich mit den Händlern zu messen, dafür schätzte er ihr Wissen zu sehr. Und die, die er bisher getroffen hatte, waren liebenswürdig gewesen, wenn auch sehr hartnäckig, sobald es darum ging, über Geschäfte zu feilschen.
    Als er Fanyi von seinen Entdeckungen berichtete, schien sie nicht beunruhigt.
    „Vielleicht waren es sogar die Leute von Gavahs Sip pe. Er kommt im Frühling die Küste herunter – er kam jedenfalls, um mit Padford Handel zu treiben. Unser Schmied, Ewold, meinte, daß sie sehr gutes Metall hätten.“
    „Und was habt ihr für Waren dagegen geboten?“ Die Horde hatte verarbeitetes Leder, gewebte Stoffe aus der Wolle der Schafe getauscht, was die Händler gern genommen hatten. Aber er fragte sich, was Fanyis Leute herstellten, um die Händler anzulocken.
    „In Salz eingelegte Fische und Salz“, antwortete sie. „Unsere Männer gingen deshalb hinaus in die Meereswüste. Und manchmal hatten wir Getreide übrig oder getrocknete Früchte. Meine Mutter bot ihnen heilende Kräuter an, die man bei ihnen nicht kannte. Wir waren kein so armes Volk, wie du denkst, Schmied.“
    „Habe ich das gesagt?“ gab er zurück. „Jedem Volk sein eigenes Leben.“
    „Gesagt hast du es vielleicht nicht, aber gedacht“, entgegnete Fanyi bestimmt. „Die Seehaie haben mehr mitgenommen als nur Menschen. Ich möchte wissen, warum sie Menschen als Gefangene auf ihre Schiffe schleppen.“ Sie sagte dies, als erwarte sie keine Antwort. „Wir haben von ihnen gehört – nicht allein durch die Händler, sondern auch von unseren Alten. Früher waren wir ein wesentlich zahlreicheres Volk gewesen, aber wir haben viele junge Leute an die Seehaie verloren. Das gehört zu unseren Erinnerungen, auch wenn wir keine Weisen haben, die vergangenes Geschehen überliefern.“
    „Ich kenne die Seehaie nur aus den Erzählungen der Händler“, gestand Sander. „Sie halten sich nahe der Küste auf, und wir haben sie nie im Landesinnern gesehen. Es sei denn, die Weißhäutigen … Ja, das wäre möglich, daß die Weißhäutigen zu ihnen gehörten.“
    „Die Weißhäutigen?“
    „Sie kamen, als ich sehr klein war. Sie waren seltsam – sofort zum Kampf bereit, als hinge ihr Leben von unserem Tod ab. Sie machten alles nieder – Kinder, Frauen, Männer, sogar Kojoten – denn sie fürchteten sich vor ihnen. Sie kamen aus dem Norden mit ihren Wagen. Zum Ziehen verwendeten sie keine Kojoten, sondern eine Art Hirsche, riesig groß und mit einem weitverzweigten Gehörn. Sie benahmen sich, als wollten sie die ganze Welt für sich erobern. Als meine Leute von ihrem Raubzug erfuhren, schlossen sie sich mit anderen Horden zusammen, und wir trafen sie in einer Ebene, in der sie und ihre Tiere starben. Denn als sie merkten, daß wir siegen würden, töteten die Frauen erst ihre Kinder und dann sich selbst. Sogar ihre Tiere töteten sie. Das Gemetzel war so groß, daß niemand, der im Flachland wohnt, es jemals wird vergessen können. In ihren Wagen fanden wir sonderbare Dinge, doch es wurde entschieden, daß auf allem, was sie bei sich geführt hatten, ein Fluch lastete, weil sie so fürchterlich gehaust hatten. Daher trug man alles zusammen, legte auch ihre Leichen und ihre toten Tiere auf den Haufen und zündete ihn an. Dann beschlossen alle Horden, die sich zusammengefunden hatten, ihr Land zu verteidigen, auf den Ort einen Bann zu legen – niemand aus der Sippe würde jemals wieder einen Fuß auf diesen Ort setzen. Unsere eigenen Toten begruben wir als Helden zu beiden Seiten des Wegs, der auf das Schlachtfeld führte: Ihre Geister sollten uns schützen. Obgleich es Leute gibt“, fügte er hinzu, „die glauben, daß der Mensch keinen erdgebundenen Geist besitzt, und daß nur der tote Körper wie ein leeres Kleidungsstück zurückbleibt, wenn der Atem ihn verlassen hat. Wenn heute eine Horde nach

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