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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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niedergeschriebene Worte die größten Werkzeuge überhaupt wären …“
    Sander schüttelte den Kopf. Was sie da sagte, war sehr dumm. Wie konnten diese Zeichen, die sie einmal in den Sand gekritzelt hatte, mehr sein als Werkzeuge, mit denen man etwas herstellen, oder Waffen, mit denen man sich verteidigen konnte?
    „Mein Vater glaubte es!“ Fanyi hob stolz den Kopf, als hätte sie in seinen Gedanken gelesen. „Und wenn alles, was er wußte, bei ihm im Grab liegt, so habe ich doch dies hier.“ Sie schloß die Finger um den Anhänger. „Und ich bin überzeugt, das ist nur ein winziger Teil der anderen Wunder.“
    Während ihres Tagesmarsches blickte Sander manchmal zu Fanyi hinüber. Bisweilen hatten sie Umwege zu machen, um den Ruinen auszuweichen, und jedesmal bewegte sich die Linie so, daß sie weiterhin in die Richtung deutete, die sie nehmen wollten.
    Sander kam es vor, als hätte die Stadt kein Ende. Woher waren so viele Menschen gekommen? Wie lang hatten sie arbeiten müssen, um all die Steine heranzuschleppen, um diese Häuser zu bauen? Seine Bewunderung stieg.
    Als er noch mit der Horde gezogen war, war er manchmal auf die Überreste alter Städte gestoßen. Meist hatten sie die Trümmerhaufen gemieden, denn zuweilen kam es vor, daß sie der Grund für Krankheit und Tod waren. Ein- oder zweimal hatten jüngere Männer in den Trümmern nach Metall gesucht, doch was sie gefunden hatten, war vom Rost zerfressen gewesen. Besser war es da, sich auf die Händler zu verlassen, die offensichtlich jederzeit bereit waren, Risiken einzugehen, um Metallklumpen für die Horde zu beschaffen.
    Als Sander eines Abends Holz und Zweige zum Feuermachen sammelte, machte er eine Entdeckung, die ihn entsetzte. In einer Mulde fand er Knochen – nicht die Knochen eines Menschen. Der Schädel war etwa zweimal so mächtig wie sein eigener, und er bemerkte, daß in einer Augenhöhle ein Pfeil steckte.
    Vorsichtig zog er ihn heraus. Er unterschied sich nicht sehr viel von seinen Pfeilen. Die Metallspitze war sorgfältig gearbeitet, sie war das Werk eines fähigen Schmieds. Aber sie trug keine Zeichen, die Sander bekannt gewesen wären. Das Skelett mußte das Überbleibsel eines der Monster sein. Doch es war sicher einige Zeit her, seit es getötet worden war. Er fragte sich, weswegen der Schütze nicht seinen Pfeil wieder an sich genommen hatte. Man durfte Geschosse nicht vergeuden, und jeder Jäger sammelte zunächst seine Waffen wieder ein, wenn er ein Tier erlegt hatte. Aber vielleicht war das Ungeheuer in einiger Entfernung von hier angeschossen worden und hatte sich bis hierher geschleppt, bevor es zusammenbrach.
    Sander sah sich aufmerksam die nähere Umgebung an und machte dabei eine weitere Entdeckung: er fand eine Öffnung in einer der Bodenerhebungen. Ein Erdrutsch hatte sie zwar teilweise wieder zugeschüttet, doch war sie noch deutlich zu erkennen. Wahrscheinlich waren Händler, die nach einem Schatz gruben, von dem Untier angegriffen worden. Er begann sich auszumalen, was vorgefallen war. Vielleicht hatte das blutrünstige Riesentier so unter ihnen gewütet, daß sie mit ihren Toten und Verwundeten geflohen waren. Der Gedanke an eine solche Schlacht, auch wenn sie einige Zeit zurücklag, war keineswegs beruhigend.
    Er nahm den Pfeil an sich. Denn jede Ergänzung seines eigenen Vorrats mußte ihm willkommen sein. Sander gab sich noch nicht zufrieden. Er pfiff Rhin. Der Kojote schnupperte an den Knochen und knurrte böse. Doch als Sander ihn weiterlockte zur Öffnung in dem Erdhügel, verlor er alles Interesse. Offenbar war die Witterung zu alt. Aber da bemerkte Sander etwas anderes. Hinter einem Haufen von Steintrümmern fand er tiefe Linien, die in den Erdboden eingegraben waren.
    Dafür gab es nur eine Erklärung. Hierher war ein Wagen gebracht worden, der, so schätzte Sander, etwas kleiner war als die, die von der Horde benutzt wurden. Und er war schwer beladen gewesen, sonst hätte er nicht so tiefe Abdrücke im Boden hinterlassen. Die Schatzgräber – was immer sie suchten – hatten also alles mitgenommen, was sie gefunden hatten.
    Falls sie sich hier im Gebiet der Händler aufhielten, dann schwebten sie selbst in großer Gefahr. Zwar sahen sie nicht wie Metallsucher aus, da sie keinen Wagen hatten, sondern nur einen Kojoten und zwei Fischer, die sie als Lasttiere würden verwenden können, doch bewachten die Händler ihre Gebiete so eifersüchtig, daß sie alle Eindringlinge ohne vorherige Warnung oder

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