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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Oberflächlichkeit, und die mag ich nicht.
    Natürlich schätze ich Frau Netrebko trotzdem, weil sie mir ein bisschen Sara Becker in mein Wohnzimmer zaubert. Ich hoffe, es bleibt in Zukunft nicht das Einzige, was mich mit Sara Becker verbinden wird, denn irgendwie habe ich das Gefühl … Ich habe das Gefühl … Nun, ich würde mich sehr freuen, mehr von Ihnen zu wissen.
     
    Liebe Grüße
    Ihr Berti Huber
    ***
    Do 21. Oktober  22:21
    Betreff: ?
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Ich habe es vermasselt, oder?

Sa 21. Oktober  00:04
    Betreff: AW :?
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Geduld, mein Lieber! Ich bin längst mit Ihnen verabredet: Heute Abend werde ich mich auf Ihr magisches Sofa träumen und versuchen, Sie wegen der Sorge um Ihre Mutter ein bisschen zu trösten.
    Gänzlich von Ironie befreite Grüße sendet in Vorfreude
     
    Ihre Sara
    ***
    Sa 23. Oktober  21:12
    Betreff: Herzklopfen
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Lieber Freund,
    die spätsommerliche Wärme hat sich verflüchtigt, und die nass-kühle Luft zwingt mich in die Küche und zum Tragen dicker Socken. Also entwerfe ich in meinem Inneren ein Kontrastprogramm zu dem zweifelhaften Charme der von meiner Schwester geerbten Spießerküche mit pseudohölzerner Fassade und träume mich tatsächlich in diesem Moment auf die linke Seite Ihres grünen Sofas, das herrlich unperfekt-perfekt auf Ihren magischen Balkon zu passen scheint. Sie sitzen dicht neben mir. Ich kann Ihren Atem spüren. Und doch berühren wir uns nicht.
     
    Als ich den Betreff Ihrer «elektrisierten» Mail las, bekam ich Herzklopfen. Anders, als Sie jetzt denken werden. Nämlich nicht, weil ich hocherfreut war, sondern weil sich in mir eine lähmende Angst breitmachte. (Sie erinnern sich: Auch Psychologen haben Ängste.) Ich fürchtete, Sie könnten mir meine Offenheit übel nehmen, oder aber – und das wäre die schlimmste Variante – Sie fänden sie lästig.
    Als ich dann allerdings die ersten Zeilen Ihrer Mail las, verschwanden die Ängste. Das Herzklopfen aber blieb. Wie kann das sein? Auch ich beschließe hier auf dem grünen Sofa, Ihnen so ehrlich wie möglich zu begegnen. Sie scheinen es zu verdienen. Ich will Ihnen tatsächlich nichts vormachen. Warum auch?
    Also: Ich bin Single. Und wie Sie sicher merken, ist diese Aussage nicht geschickt oder gar charmant in andere Informationen verwoben. Nein, ich sage es geradeheraus: Ich bin Single, und das aus einem verdammt guten Grund. Aus demselben Grund, aus dem ich es auch gehasst habe, auf diese alberne Hochzeit zu gehen und das noch viel albernere Flaschenpostspielchen mitzumachen. Jeder Gast wurde genötigt, Glückwünsche für das ohnehin selige Paar in kackbraunes Altglas zu stecken und dem Meer zu überlassen. Wenn es sich bei der Braut nicht um meine Sandkastenfreundin Melli handeln würde, die mir in der ohnehin schon grausamen Pubertät den Spitznamen Tweety verpasst hat, hätte ich die mit rosaroten Glitzerherzchen verunstaltete Einladung zur Albtraumhochzeit eiskalt und skrupellos ausgeschlagen. Aber so sah ich mich tatsächlich gezwungen, sie annehmen zu müssen. Und das, obwohl mittlerweile jede Zelle meines Körpers allergisch reagiert auf alles, was mit Heirat anfängt und dummerweise allzu oft mit Scheidung endet. Abgesehen von einem absolut nervtötenden Tischnachbarn, der mir von meiner Freundin aufoktroyiert wurde, war ich der einzige Mensch im Umkreis von 48000 Kilometern, der dieses überladene Ereignis ohne vorzeigbaren Partner über sich ergehen lassen musste.
    Aber nun bin ich einfach nur dankbar und froh, dass ich mich überwunden habe, trotzdem zu der Hochzeit zu gehen. Denn Sie sind die überraschende Belohnung, über die ich mich sehr freue.
    Doch ich werde nicht müde, mein Unterbewusstsein anzuzapfen, um herauszufinden, woran das wohl liegen könnte. Sie müssen wissen, ich habe eigentlich genügend gute Freunde – also, etwa eine Handvoll –, die zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit wären, mir beizustehen, mit mir übers Pingpongspielen zu philosophieren, über einen Mutterkomplex zu fachsimpeln oder aber den Unterschied von Ironie und Sparwitzen zu diskutieren. Doch es wäre nicht das Gleiche. Ebenso gut könnte ich mich im Internet bei einem Dating-Portal anmelden, um zu chatten und zu flirten oder mich anonym über meinen Weltschmerz auszutauschen. Doch das würde mich

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