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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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kenne. Und wozu führt das? Führt das dazu, dass meine Erwartungen an diese Beziehung immer größer werden? Dass ich mehr will?
    Ich würde Sie nämlich sehr gerne mal treffen, habe aber Angst (da ist schon wieder eine …), dass danach alles kaputt ist. Dass ich mich bei diesem Treffen anstellen würde wie Ihr Sitznachbar bei der Hochzeit.
    Ich fühle mich in den armen Kerl rein und leide nachträglich mit ihm. Immerhin war er ebenfalls als Single auf dieser Hochzeit (wie Sie) und wurde neben eine Frau gesetzt, die sicher kein Wort zu viel gesagt hat. Eine Frau, der man bestimmt ansieht, dass sie lieber über Anna Netrebko als über einen sentimentalen Smooth-Jazzer reden will. Ich hätte an der Stelle Ihres Tischnachbarn wahrscheinlich auch dumme Sprüche gemacht, auf die anderen Gäste herabgesehen und Bier statt Wein getrunken. Und wahrscheinlich wäre ich in Ihrer Beurteilung ebenfalls gescheitert.
    Schade.
     
    Anna Netrebko verstecke ich jetzt übrigens ganz hinten in meinem CD -Regal. Jedenfalls so lange, bis ich von Ihnen höre, wie Sie Michael Franks finden. Und damit Sie sich keine CD von Ihrem Psychiater-Gehalt kaufen müssen, lege ich diesem Brief eine gebrannte CD bei.
     
    Jetzt muss ich los, damit ich mein Pensum für heute schaffe. Wenn Sie diese Zeilen erhalten, war ich schon in Starnberg – und dieser Brief auch.
     
    Ihr nervtötender Brieffreund
    Berti Huber
    ***
    Di 26. Oktober  18:45
    Betreff: Entschuldigung
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Sehr geehrter Herr Huber,
    ich bitte Sie vielmals um Verzeihung, ein Exemplar der männlichen Gattung «Single» als «nervtötend» bezeichnet und Ihren erlesenen Musikgeschmack nicht angemessen gewürdigt zu haben.
     
    Hochachtungsvoll
    S. Becker
    ***
    Do 28. Oktober  21:08
    Betreff: ;-)
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Mensch, Berti!
    Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an! 50 Stunden kein Lebenszeichen – das ist grausame seelische Folter, die selbst ich nicht verdient habe. Meine Mail von vorgestern war ein Scherz! Falls Sie das nicht verstanden haben, schicke ich sicherheitshalber das hier hinterher: ;-)))
    Liebe Grüße
    Sara
     
    PS . Bitte um Maildung!
    ***
    Sa 30. Oktober  20:57
    Betreff: Michael Franks
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Lieber Berti,
    es ist ein seltsames Gefühl, nicht zu wissen, ob dies wohl die letzte Nachricht an Sie sein wird.
    Wenn Sie diese Zeilen aber lesen (womöglich haben Sie sich nur durch den Betreff «Michael Franks» dazu hinreißen lassen), ist das schon mal ein Fünkchen Hoffnung. Ob es allerdings die Rettung unserer zarten Freundschaft ist? Oder wie sonst soll ich das bezeichnen, was uns verbindet? Wenn Sie schon ein Freund sind, müssen Sie auch damit leben, dass ich ehrlich mit Ihnen bin. (Und Sie müssen mich so nehmen, wie ich nun mal bin – impulsiv, authentisch und manchmal auch ein bisschen vergesslich, das gebe ich zu. Aber das gilt umgekehrt natürlich genauso!)
    Ehrlichkeit empfinde ich jedenfalls als sehr wichtig. Schließlich haben wir keine andere Chance, als uns über ein paar geschriebene Zeilen kennenzulernen. Insofern sehen Sie mir bitte nach, dass ich den meisten frei rumlaufenden Single-Männern im geschlechtsreifen Alter mit einer gewissen Skepsis und Vorsicht begegne. Ich hatte Sie diesbezüglich gewarnt, und (um ehrlich zu sein!) so ganz kann ich Ihren Rückzug nicht verstehen. Er erinnert mich an meinen drei Jahre alten Neffen Lenny, der jedes Mal bei mir vor der Tür steht, sobald er sich von seinen Eltern oder seiner Zwillingsschwester ungerecht behandelt fühlt. Ich glaube, er will seine Lieben dann mit seiner Abwesenheit bestrafen und versteht noch nicht, dass er seiner Mutter den größten Gefallen tut, wenn er sich zu mir flüchtet und ihr somit eine kurze Atempause gönnt. Ich lasse ihn dann in dem Glauben, dass sich seine Mami die Augen nach ihm ausweint, und tröste ihn mit einem Nutellatoast. Es ist schön zu beobachten, wie sich sein Trotz fast jedes Mal zunächst in Stolz und schließlich in Wohlgefallen auflöst. Nach einer halben Stunde bringe ich ihn wieder nach unten, und alle haben sich wieder lieb. Schon jetzt habe ich einen Kloß im Hals, wenn ich mir klarmache, dass seine Trotzphase in einem Jahr sicher vorbei sein wird.
     
    Auch auf die Gefahr hin, dass ich Sie nun vollends vergraule, traue ich mich zu fragen, warum Sie mit Trotz auf

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