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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Goodbye.
    ***
    20:37 Tweety76:
    Ich umarme dich.

Di 29. November  00:00
    Betreff: Alles Liebe & gute Reise!
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Mein lieber Berti,
    ich gratuliere dir von Herzen zu deinem Geburtstag!
    Für dein neues Lebensjahr wünsche ich dir innige Momente mit deiner Mutter, steinreiche Kunden, wenig unliebsame Kontakte zu notgeilen Nachbarinnen, wundervolle Stunden auf dem grünen Sofa, ohne Ende warme Sonnenstrahlen auf dem magischen Balkon, Freude beim Joggen, Erfolg beim Badminton, Genuss beim Tee und Weißbier und unzählige, prickelnde E-Mails zwischen dir und deiner Brieffreundin – bis hin zu einem wundervollen Date im echten, nicht gedoppelten Leben.
    Außerdem wünsche ich dir eine gute Reise an einen traumhaft schönen Ort mit (ganz wichtig!) Internetanschluss und Flatrate.
     
    Feste Umarmung & dickes Küsschen
    Sara
    ***
    Di 29. November  05:11
    Betreff: Re: Alles Liebe & gute Reise!
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Danke!!!
    ***
    Do 01. Dezember  21:39
    Betreff: AW : Re: Alles Liebe & gute Reise!
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Hallo Berti,
    nach meiner Rechnung müsstest du den zehnstündigen Flug Richtung Osten inzwischen überstanden haben und in deinem Paradies angekommen sein. Und selbst wenn du keinen Direktflug gebucht haben solltest und dich ein klapperiger Bus bis in den hinterletzten Winkel einer Insel verfrachten musste, dürftest du dich längst in deinem Hotelzimmer eingerichtet und erste Sonnenstrahlen genossen haben. Wo bleibt also die erste Mail an mich? Die Tatsache, dass du noch keinen PC mit Internetanschluss aufgesucht zu haben scheinst, kränkt mich zwar etwas. Aber ich gebe das natürlich unter keinen Umständen zu. Auch nicht, dass ich wahnsinnig neidisch auf dich bzw. deinen Urlaub bin.
    Du glaubst gar nicht, wie gern ich jetzt mit dir den warmen Sand zwischen den nackten Zehen und das Prickeln der Sonnenstrahlen auf der ausgehungerten Haut spüren würde. Nach einem ausgiebigen Spaziergang würden wir den Sonnenuntergang wortlos in uns aufsaugen. Und schließlich würden wir in ein kleines Lokal mit Garküche einkehren – mit einem Tisch direkt am Indischen Ozean. Wir würden riesige Prawns essen und Cocktails trinken. Und endlich könnte ich deiner Stimme lauschen, die mir deine ganze Geschichte erzählt …
    Das war’s für heute – ich schreibe dir morgen wieder.
    Kalte Grüße aus dem fiesfeuchten Hamburg
    Sara
    ***
    Sa 03. Dezember  22:41
    Betreff: Immer noch kalte Grüße …
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Hallo Berti,
    gestern konnte ich dir doch nicht schreiben, weil meine Eltern anlässlich ihres 40. Hochzeitstages die komplette Familie spontan zum Essen eingeladen haben. Wir waren beim Chinesen. Und während ich lustlos mit den Stäbchen in meinen Süß-sauer-Shrimps stocherte, war ich in Gedanken etwa 9000 Kilometer entfernt – auf einer Insel in Thailand, deren Namen ich nicht einmal kenne, zusammen mit einem Mann, den ich eigentlich ebenso wenig kenne.
     
    Ach Berti, je weiter du von mir entfernt bist, desto bewusster wird mir, dass ich rein gar nichts von dir weiß. Wie ist deine Augenfarbe? Wie groß bist du? Wie fies klingt dein bayrischer Dialekt? Wie tief ist deine Stimme? Wo bist du geboren? Was ist mit deinem Vater? Hast du Geschwister? Ist Berti ein Spitzname? Wo bist du zur Schule gegangen? Welche ist deine Lieblingsfarbe? Wie viele Frauen hast du geliebt? Magst du die untere oder die obere Brötchenhälfte lieber? Wie isst du dein Frühstücksei? Welcher ist dein Lieblingsfilm, dein Lieblingsbuch, dein Lieblingsschauspieler? Guckst du Tatort oder Pilcher? Welche ist deine schlimmste Jugendsünde? Warst du ein schwieriges Kind? Fühlst du dich jünger, als du bist? Und die vielleicht wichtigste Frage: Was sind deine Träume?
    All die Fragen und noch hundert andere gingen mir durch den Kopf, als ich so da saß, im Kreise meiner Lieben. (Es war ein großer runder Tisch für acht Personen, und es schien gar nicht weiter aufzufallen, dass ich so in mich gekehrt war.) Das sind die Momente, in denen ich mir immer vorkomme wie ein Außerirdischer oder wie jemand, der bei seiner Geburt vertauscht wurde. Vielleicht hat man mich auch adoptiert? Mir scheint, bei allen verläuft das Leben wie von selbst – nur mir will es nicht gelingen. Und das, obwohl ich meinen

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