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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Starkstrom. Zuerst ist mir ein komplettes Pfund Kaffeepulver auf den Küchenboden gesegelt (bei dem zweifelhaften Versuch, gleichzeitig die Kaffeedose aufzufüllen und ja nicht an Samstag zu denken). Beim Beinerasieren unter der Dusche habe ich mich geschnitten. Dann habe ich im Laufe des Tages das erste Mal in meinem Berufsleben einen Termin verschwitzt. Er war zwar nicht wichtig, aber verdeutlicht vielleicht, wie nervös und unzurechnungsfähig ich deinetwegen bin. Und wenn du dann auch noch so kitschige (im besten Sinne!) Vorschläge machst, bekomme ich kaum noch Luft vor Aufregung.
    Ist das eigentlich unsexy, all das zuzugeben? Oh Mist, das ist es!
    Aber apropos zugeben: Ich kann noch immer nicht fassen, dass dir meine Schwester einfach ein Foto von mir geschenkt hat! Und noch weniger kann ich fassen, dass die alte Nuss das für sich behalten hat. Die werde ich gleich noch zur Rede stellen! Ich meine, da liege ich ihr stundenlang in den Ohren, wie unser Blind Date wohl laufen wird, und sie erwähnt mit keiner Silbe, dass das Date nur halbblind ist. Und das, mein Lieber, empfinde ich als SCHREIENDE UNGERECHTIGKEIT ! Wie oft habe ich mir unsere erste (echte) Begegnung vorgestellt, ausgemalt, erträumt! Wieder und wieder habe ich mir den Moment herbeigesehnt, in dem wir uns das erste Mal in die Augen blicken. Und nun ist das für dich gar nichts Neues mehr. Du bist mir nun gefühlte Millionen Kilometer voraus, und dieser Vorsprung macht mich fertig …
     
    … was nicht heißt, dass mir deine Komplimente nicht schmeicheln würden. Ich habe sie bereits mehrfach gelesen. Immerhin lassen deine Worte die Angst – du könntest nicht auf mich stehen oder meine Zahnlücke genauso peinlich finden wie ich – auf ein erträgliches Maß schrumpfen. Es kann zwar noch immer der Super- GAU eintreten (dass Nina dir ein allzu vorteilhaftes Foto mitgegeben hat – ich erinnere mich an das Bild irgendwie nicht mehr so richtig –, was ihr durchaus zuzutrauen wäre). Oder der zweitschlimmste GAU tritt ein: Wir finden uns zwar äußerlich attraktiv, können uns aber nicht riechen. So was soll es ja geben.
    Und gar nicht dran denken mag ich an die – immerhin nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogene – Möglichkeit, dass am Sonntag einer von uns beiden mit Schmetterlingen im Bauch die ganze Welt umarmen will, weil er sich rettungslos verliebt hat, während der andere im Ozean zerplatzter Seifenblasen ertrinkt. («Schön gesagt, was?», würde Berti jetzt schreiben.)
    Sag mal, ganz im Ernst, ich meine so richtig ernst, echt und ehrlich: Sollen wir es wirklich tun? Ich meine: treffen? Okay, blöde Frage. Aber ich habe echt Bammel. Es bammelt in mir den ganzen Tag und die ganze Nacht. Und wenn das so weitergeht, werde ich entweder vollkommen übernächtigt bei dir ankommen oder vor Aufregung noch einen Herzinfarkt erleiden. Und gerade weiß ich nicht, was schlimmer wäre …
     
    Ich glaube, ich gehe jetzt noch auf einen (alkoholfreien) Drink zu Fiete, um mich abzulenken. Sonst komme ich noch auf die Idee, dich auf der Stelle anzurufen, in der Hoffnung, dass du mir meine Panik nimmst. Aber deine Stimme zu hören, könnte meinen Zustand auch nur noch verschlimmern. Und dann ist wirklich Schluss mit lustig.
    Ich plappere, merkst du das? Ich könnte noch hunderte Mails schreiben – aber nein, ich höre jetzt auf.
     
    Gute Nacht, mein Lieber. Schlaf gut (wenn ich es schon nicht tue …)!
    S.
    ***
    Mi 11. Januar  21:27
    Betreff: High Noon
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Liebe Sara,
    das letzte Mal war ich so aufgeregt, als ich … Ach, ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal so aufgeregt war. Es ist fürchterlich.
    Ich musste heute meiner neuen Angestellten unser Date beichten, denn ich hatte Angst, sie würde mich sonst für merkwürdig halten. Heidrun hatte sich tatsächlich schon gewundert und – wie sie zugab – schon fast bereut, bei mir angefangen zu haben. Aber sie war dann sofort ganz Ohr, wollte alles wissen, und wir saßen noch bis vor einer Stunde im Büro und haben geratscht.
    Irgendwann hat sie mich fast schüchtern gefragt, was eigentlich passieren würde, wenn wir – Du und ich – uns verliebten. Würde ich dann mein Büro in München aufgeben und nach Hamburg ziehen? Und ob sie dann ihren Job verlieren würde? Da musste ich wirklich lachen. Ich meine, seit Wochen laufe ich mit Bauchgrummeln herum, und Heidrun ist die Erste, die mich darauf stößt,

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