Blumengießen usw. Na, jedenfalls habe ich dann bei Nina geklingelt, und sie war glücklicherweise auch zu Hause. Im Treppenhaus ging es dann mal wieder nicht so recht vorwärts, weil Zwillingskarre, Bobbycars und eine umgefallene Schneeschaufel den Weg versperrten. Nina kam mir aber freundlicherweise entgegen, um mir zu helfen. Sie fragte natürlich sofort, ob ich meinen Schlüssel verloren hätte. Und gerade in dem Moment, als ich ihr beichten wollte, dass ich wohl momentan etwas zerstreut bin und ihn zu Hause vergessen habe, knallt ihre Wohnungstür zu.
Peng!
Da standen wir nun – beide ohne Schlüssel, dafür mit leichter Panik in den Augen. Nach einem Schreckmoment bekamen wir dann auf einmal einen gigantischen Lachflash, so absurd war die Situation. Wie im Leben von Charly Brown war das Chaos perfekt: Ninas Mann hockte mit den Kindern im Kino und hatte sein Handy ausgeschaltet. Auch kein einziger Nachbar war zu Hause, der uns hätte Unterschlupf gewähren können. Wir haben noch kurz überlegt, zu unseren Eltern zu fahren. Aber Nina hatte weder Jacke noch Schuhe an. Und so habe ich ihr ein paar Klamotten aus meinem Koffer gegeben und mich neben sie auf die Treppe gesetzt. So saßen wir fast zwei Stunden eingekuschelt zusammen, bis Volker mit den Kindern kam. Nach unserer Rettung gab es erstmal jede Menge Glühwein zum Auftauen. Und was soll ich sagen? Nun bin ich NOCH nervöser wegen unseres Treffens. Denn natürlich habe ich Nina irgendwann von unserem Plan erzählt.
Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass sie fast einen Freudentanz aufgeführt hat, weil mir ein «echtes» Date bevorsteht. Außerdem ist sie seit deinem Silvesterbesuch ohnehin vollkommen überzeugt von dir. Und auch wenn es mir ziemlich peinlich ist, so muss ich doch zugeben, dass ich ihr jede Menge Details über dich entlockt habe.
Also, wenn auch nur die Hälfte stimmt von dem, was meine wohlmeinende Schwester von dir behauptet, bist du so eine Mischung aus James Franco, George Clooney (in jünger) und dem Weihnachtsmann. (Ich glaube, den Letzteren bringt sie mit dir in Verbindung, weil du einen angeblich leicht angegrauten Dreitagebart und einen «unglaublich lieben Blick» hattest. Selbst deine «dunkle» Stimme wurde entsprechend gedeutet. Mann, der hast du es wirklich angetan!)
Also, um es kurz zu machen: Meine Schwester ist ein Fan von dir. Und sie behauptet, du seist «voll mein Typ» und dass wir ein «supersüßes Paar» abgeben würden.
Wenn wir beide uns gestern nicht auch sonst so gut amüsiert hätten (mal ganz ohne Zickenterror), wäre ich jetzt schon wieder genervt von ihrer Art. Doch so hat sie dem Flummi, der seit der Buchung des Flugtickets in meiner Magengegend hin und her hüpft, noch mal heftig Schwung verliehen. Uiuiui!
Einen Rückflug habe ich übrigens noch nicht fest gebucht. Da gibt es sicher jede Menge Möglichkeiten, über die wir vor Ort beraten sollten – ebenso wie über die heikle Frage, ob und wo ich schlafe. Ist dir das recht?
Ansonsten bin ich gespannt, was die Meditationsübungen mit meinem Berti anstellen. Ein bisschen Ruhe und Zentrieren würden auch meinem Magen bestimmt guttun.
Aufgeregte Flummi-Grüße
Sara
PS . Woher willst du überhaupt wissen, dass ich eine hübsche Stirn habe?
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Di 10. Januar 19:39
Betreff: So ein Zufall
Von:
[email protected] An:
[email protected] Liebe Sara,
was für ein Zufall, dass ich gerade im Netz bin, als Deine Mail erscheint. Oder gilt es nicht als Zufall, wenn mein Computer die ganze Zeit online ist und ich meine Ohren permanent gespitzt halte, um das Zeichen nicht zu verpassen, das den Eingang einer neuen Mail ankündigt? Grins.
Ich freue mich jedenfalls, von Dir zu hören, auch wenn ich nicht weiß, wer James Franco ist. George Clooney kenne ich natürlich und denke: Naja, so gut wie der sehe ich allemal aus. (Noch mal grins.)
Aber das wirst Du selbst beurteilen müssen, denn Du weißt ja noch nicht, wie ich aussehe.
Dafür weiß ich seit Sylvester, wie Du aussiehst!
Jetzt bist Du überrascht, was? Wenn Dir beim Lesen dieser Zeilen tatsächlich die Spucke wegbleibt, dann gebührt Deiner Schwester ein großes Lob. Oder sie hat schlichtweg vergessen zu erwähnen, dass sie mir ein Bild von Dir geschenkt hat. (Also gut, ich habe es eingefordert bzw. in Inspector-Columbo-Art im Weggehen geschickt gefragt, ob ihr euch eigentlich ähnlich seht. Also hat sie mir ein Foto von Dir überlassen, sogar