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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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was eigentlich passiert, wenn es zwischen uns gut läuft. Tja, was dann?
    Ich habe mir das bis heute nur in sehr vagen und eher verklärten Bildern vorgestellt: wir beide zusammen beim Bummeln durch die Stadt, wir beide bei einer Schneeballschlacht, bei Kerzenschein, uns küssend und so weiter. Aber wie sähe die Realität aus?
     
    ???
     
    Ich traue mich gar nicht, es mir richtig vorzustellen. Irgendwie ist da eine Barriere. So, als würde ich mit dieser Vorstellung unsere Zukunft gefährden. Als würde ich durch meine Wunschgedanken genau diese Wünsche verhindern. Was ist das? Hexenkram? Magie? Glaube ich, der sich selbst für so realistisch und logisch hält, am Ende doch an Zauberkräfte? Ist Liebe Zauber?
    Oder ist es einfach nur meine Angst, mir etwas konkret vorzustellen, was dann womöglich nicht in Erfüllung geht? So nach dem Motto: Wenn ich es mir NICHT vorstelle, kann es auch nicht schiefgehen?
    Was sagt die Psychologin dazu?
     
    Das Foto von Dir steht übrigens vor mir. Es lehnt rechts an meinem Notebook, und manchmal, wenn ich nicht schreibe, denke ich mich in den Bildausschnitt zu Dir hinein. Ich stelle mir zum Beispiel vor, wie Deine Schwester abdrückt und ich dann von rechts komme, Dir einen Kuss gebe und Du mich anstrahlst. Ehrlich gesagt, stelle ich mir eigentlich nur dieses eine Szenario vor. Für mehr reicht meine Phantasie offenbar nicht. Sie reicht noch nicht einmal dafür aus, mal von links in das Bild zu kommen. Ich komme immer von rechts. Dafür habe ich den Kuss sehr bildlich vor Augen. (Aber das Thema weite ich jetzt nicht weiter aus.) Einmal im Bild, möchte ich dann aber nicht wieder hinaus. Ich möchte einfach nur so neben Dir stehen, bis Du am Samstag hier ankommst.
    Seufz! Ach, wäre es doch schon soweit!
     
    Voller Sehnsucht
    Dein Berti
     
    PS . Wenn wir zusammenziehen sollten, hätte ich gerne eine Küche mit Küchenblock.
    ***
    Do 12. Januar  19:17
    Betreff: Noch 2 Mal (nicht) schlafen …
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Puh, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, mein ehrenwerter Berti!
    Du bist ja doch ein Mann «mit Arsch in der Hose». Ich habe schon arg an mir, an dir, an uns gezweifelt. Während du mich an deinem (zugegeben interessanten) Exkurs in Sachen Meditation hast teilhaben lassen, tigere ich mit Puls 220 durch meine Wohnung und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Aber dann hast du wohl nur geblufft oder wolltest im Gegenteil mit deiner vermeintlich gelassenen Guru-Nummer bloß ablenken. Nichtsdestotrotz finde ich deine Idee noch immer beruhigend, dass wir als Erstes eine Runde meditieren. Und damit wäre ich auch schon bei meinen durchaus sehr konkreten Vorstellungen von unserer jüngsten Zukunft: Ich stelle mir sehr bildlich und lebhaft vor, wie du mich bereits am Flughafen abholst – und das, obwohl du trotz detailreicher Beschreibungen meiner Schwester noch ziemlich gesichtslos für mich bist. (Aber ich fange schon wieder an zu plappern, was jeder Laie auch ohne Psychologiestudium sofort als Übersprunghandlung entlarven würde.)
     
    Oh Berti, ich weiß auch nicht, wie unsere Zukunft tatsächlich aussieht. Ich weiß nur sehr genau, was ich mir wünsche. Und dabei ist mir fast egal, ob sich dieser Wunsch in Hamburg oder in München oder sonst wo erfüllt. Und wenn es dich glücklich macht, nehme ich dich auch mit Küchenblock. Die meisten meiner Tagträume spielen sich allerdings weniger in Küche und Wohnzimmer ab als vielmehr in einem gemütlichen großen Bett. (Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich bin ziemlich ausgehungert …)
    Das Dumme ist nur, dass es sich mit Sexhunger anders verhält als mit Essenshunger. Denn bei Letzterem ist es ja so, dass die Lust darauf mit jeder Stunde proportional wächst. Doch bei Sex ergeht es mir andersrum. Je größer die Pause, desto schlimmer die Angst davor.
    Du denkst jetzt bestimmt voller Empörung: Wieso – ich habe doch nie etwas in der Richtung angedeutet. Und du hast recht! Deswegen weiß ich auch gar nicht, warum ich all das hier schreibe. Ich glaube, ich bilde mir ein, wenn ich jeden Gedanken einmal ausspreche, ist die Angst nur noch halb so groß. Verstehst du das? Ein bisschen zumindest? (Fiete würde jetzt demonstrativ mit der Stirn auf die Tischplatte knallen und die Augen verdrehen.)
    Ach Berti, was ist denn nur los mit mir? Ich fühle mich wie eine Fünfzehnjährige vor ihrem ersten Mal. Das ist doch total albern, und wahrscheinlich ist

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