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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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manchmal im Leben: Wichtige Dinge entscheiden sich manchmal in Sekunden. Demnach hätten wir unser Kennenlernen sicherlich früher organisieren sollen, da hätten wir uns viel Aufregung erspart. Andererseits kann man solche Begegnungen wahrscheinlich nicht forcieren. Und so kommt es dann, dass man sich Monate auf etwas vorbereitet, was sich womöglich in Sekunden in Luft auflöst oder eben in soliden Stein verwandelt. (Gut gesagt, was?)
    Eine Woche bleibt mir noch. Eine Woche Zeit, die Wohnung aufzuräumen. (Wie halten wir es denn nun eigentlich mit Hotel oder Bett bei mir? Peinliche Frage, tut mir leid.) Eine Woche, um den Abend zu planen und über mein bisheriges Leben nachzudenken. Sehr spannend. Ich glaube, ich werde die nächste Woche ganz normal, also wie immer, angehen. Korrekt gesagt: so, wie vor Deiner Zeit. Also regelmäßige Tage für die Wäsche, fürs Joggen, für die Besuche bei meiner Mutter, fürs Bügeln etc.
    Trotzdem kann ich nicht zu allen Aktivitäten zurück. Ich kann nicht mehr vor dem Einschlafen ein Fachbuch lesen, und die Hörspiele lasse ich auch weg. Ich habe abends zu viel mit Nachdenken über mein Leben zu tun. Und das ist – egal, was mit uns passiert – ein Fortschritt.
    Apropos Fortschritt: Heute Abend war ich im Heim bei meiner Mutter. Sie hält mich seit meinem Urlaub für einen Fremden. Ich habe daher mit dem Arzt geredet, den ich zufällig auf dem Flur traf. Er zog mich gleich in sein Sprechzimmer, da er schon lange mal wieder mit mir reden wollte, wie er meinte. Er sagte, es gäbe kaum Hoffnung auf Fortschritte bei meiner Mutter und ich müsse mich an den Gedanken gewöhnen, dass ich ihr fremd bleibe. Das sei für die meisten Angehörigen sehr schwer. Im gleichen Atemzug drückte er mir eine CD mit Meditationsanleitungen in die Hand und sagte, vielleicht hätte ich ja Lust, es mal damit zu versuchen.
    Dazu musst Du wissen, dass es derselbe Arzt war, der mir damals empfohlen hatte, jeden Besuch bei meiner Mutter zu etwas Besonderem zu machen.
    Ich hatte ihm vor einem halben Jahr erzählt, dass ich seinen Rat tatsächlich befolgt habe, und er war sehr überrascht über meine Ausdauer und meine Ideen. Damals hörte er mir intensiv zu und lud mich sogar auf einen Tee ein. Es wurde ein richtig persönliches Gespräch (trotzdem habe ich seitdem nie wieder ausführlich mit ihm geredet, bis auf heute). Der gute Doktor fand offensichtlich beeindruckend, was ich mir alles ausgedacht hatte, und wollte fast alle meine «Abenteuer» hören. Es interessierte ihn, wie es mir dabei ergangen war und wie ich mich gefühlt hatte. Wir redeten damals mehr als eine Stunde. Bis zu jenem Zeitpunkt war mir gar nicht bewusst gewesen, was ich schon alles gemacht hatte: Ausstellungen, Freibadbesuche, mit dem Fahrrad zum Starnberger See, eine Schokolade mit Chili essen, in ein Pornokino gehen (ähm … tja, auch das. Du sollst alles wissen.).
    Was mir bei unserem Gespräch damals jedenfalls besonders auffiel, war, dass ich bei keinem dieser «Abenteuer» etwas Außergewöhnliches empfunden habe. Ich habe diese Aktionen gemacht, sie haben mir die Zeit vertrieben, aber ich hatte niemals das Gefühl, einen dieser Momente besonders zu genießen. Auch darüber war der Arzt verwundert (und wahrscheinlich auch etwas besorgt).
    Jetzt, ein halbes Jahr später, schenkt er mir also diese CD , die er mir angeblich schon nach unserem langen Gespräch damals geben wollte.
    Was soll ich sagen? Hast Du schon mal meditiert? Ich nicht. Alleine das Wort ist mir fremd, und ich stelle mir dabei immer einen hageren Mann mit Zauselbart vor, der im Schneidersitz auf einem bunten Kissen sitzt, während im Hintergrund ein Räucherstäbchen dampft. Fürchterlich.
    Trotzdem werde ich es gleich probieren und Dir morgen berichten. Du siehst, ich arbeite darauf hin, ganz tiefenentspannt zu sein, wenn wir uns treffen. Auch wenn ich dabei zum Esoteriker mutieren muss.
     
    Ein sanfter Kuss auf Deine hübsche Stirn.
    Dein Guru Berti
    ***
    Di 10. Januar  19:30
    Betreff: AW : Aufregung pur
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Mein Lieber,
    eigentlich wollte ich dir gestern gleich nach der Arbeit antworten. Doch dann passierte folgendes, selten dämliches Missgeschick: Als ich zu Hause ankam, stand ich vor verschlossener Tür, weil ich meinen Schlüssel in der Wohnung vergessen habe. Das ist an sich kein größeres Problem, da meine Schwester einen Ersatzschlüssel hat. Für genau solche Fälle und zum

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