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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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untergebracht, fern von allen anderen Leuten und Dienstboten im Haus, und wenn sie schrie, als sie ihre Wehen bekam, hatte sie niemand hören können.«
    »Und was hat Horace Fenton dann getan?«
    »Er war es, der sie gefunden hat. Wer weiß? Vielleicht plagte ihn sein schlechtes Gewissen, und er ging in den Speicher hinauf, um sich wieder mit ihr zu versöhnen; aber er kam zu spät. Sie war bereits tot.
    Es gab nicht viele Leute, die mir erzählen konnten, was danach passierte; es gelang mir erst nach langen Recherchen, die Vorgänge zu rekonstruieren. Horace ließ eine Amme für mich besorgen, verbrachte dann einen Tag in Klausur mit einer Horde von Anwälten, und einen Tag, nachdem Charity sich aufgehängt hatte, setzte er eine Pistole an seinen Kopf und drückte ab.«
    Houston setzte sich wieder in den blauen Brokatsessel. Sie konnte ihm das nicht abnehmen; Kane mußte mit dieser Tragödie leben — Worte halfen da nicht viel. »Und so bist du also bei den Fentons aufgewachsen«, sagte sie schließlich.
    »Wenn du damit meinst, daß ich von irgend jemand >erzogen< worden bin, irrst du dich«, schnaubte er. »Als Horace Fentons Testament zwei Tage nach seinem Selbstmord verlesen wurde, stellte sich heraus, daß er alles, was er besaß, Charitys Sohn vermacht hatte.«
    »Dir?«
    »Mir. Jacob bekam keinen Cent vom fentonschen Erbe. Er durfte nur den Vormund für Kane Franklin Taggert spielen — dem drei Tage alten Enkel von Horace Fenton.«
    »Aber das verstehe ich nicht«, sagte Houston. »Ich dachte . . .«
    »Du dachtest, daß ich mittellos auf die Welt gekommen bin. Jacob verließ zehn Stunden lang nicht das Zimmer, in dem das Testament verlesen worden war, und als er mit den Anwälten endlich herauskam, war es ihm gelungen, sie alle zu bestechen — und konnte dem Gericht ein gefälschtes Testament vorlegen, in dem stand, daß er der Alleinerbe von Horace Fenton sei.«
    »Und du?«
    »Man erzählte den Leuten, Charitys Baby wäre bei der Geburt gestorben; und die ersten sechs Jahre meines Lebens verbrachte ich auf der Wanderschaft von einer Farm zur anderen. Jacob hatte Angst, ich könnte die Wahrheit meiner Abkunft erfahren, wenn ich zu lange bei einer Familie bliebe.«
    »Oder daß die Taggerts Wind davon bekamen, daß du noch am Leben warst. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Rafe ruhig zugesehen hätte, wie man seinen Neffen um sein Erbe betrügt.«
    »Geld verleiht Macht; und keiner von den Taggerts hat jemals Geld besessen.«
    Houston wanderte durchs Zimmer. »Und Jacob wollte nicht auf das verzichten, wofür er so viele Jahre gearbeitet hatte. Er muß Horace vertraut haben wie einem echten Vater; doch dann wurde er in letzter Minute von Horace enterbt, als hätte er ihm nie etwas bedeutet. Und alles bekam ein drei Tage alter Säugling.«
    »Ergreifst du etwa für ihn Partei?«
    »Gewiß nicht. Ich versuche mir nur klarzumachen, warum er dir so etwas Schreckliches antun konnte. Was wäre zum Beispiel aus ihm geworden, wenn er den Besitz für dich verwaltet und vergrößert hätte, du ihn aber gefeuert hättest, sobald du volljährig wurdest?«
    »So etwas hätte ich nie getan.«
    »Das konnte er natürlich nicht wissen. Und was passiert jetzt? Willst du ihn verklagen?«
    »Teufel, nein. Ich kenne die Wahrheit schon seit Jahren.«
    »Du planst, ihm das Vermögen wieder wegzunehmen, nicht wahr? Im Augenblick wohnt dein eigener Sohn bei den Fentons, und du willst ihn doch nicht aus seinem eigenen Haus verjagen, oder doch?«
    »Warte erst mal ein paar Sekunden, ehe du schon wieder für Fenton Partei ergreifst. Alles, was ich jemals wollte, war, daß Fenton sich eines Tages an meinen Tisch setzt, der größer ist als seiner, mit einer erstklassigen Lady am Kopfende.«
    Houston blickte ihn fast eine Minute lang schweigend an. »Vielleicht solltest du mir den Rest der Geschichte auch noch erzählen. Warum diese Einladung zum Dinner, und was für eine Rolle soll ich dabei spielen?« fragte sie leise. Ein banges Gefühl beschlich sie bei der Frage.
    Kane drehte ihr den Rücken zu. »In all den Jahren, die ich in seinem Stall arbeitete und Fentons Stiefel putzte, dachte ich, ich würde überschnappen, wenn ich mir vorstellte, daß mir ein so großes Haus gehören würde, wie Fenton es besaß. Dann kam es zu dem Techtelmechtel mit Pam, und eines Morgens höre ich, daß sie ihre Sachen gepackt, das Haus geräumt und mir 500 Dollar und einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, in dem sie sich für das >Vergnügen< mit

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