Herz aus Eis
mir bedankte. Jacob zerrte mich in sein Büro und brüllte mich an, daß ich niemals bekommen würde, wofür er so hart gearbeitet habe. Damals dachte ich, er meinte Pam damit.
Ich nahm die 500 Dollar und ging nach Kalifornien. Und nach ein paar Jahren, als ich schon nicht mehr unvermögend war, begann ich mich zu fragen, was Fenton damals wirklich gemeint hatte, als er mich aus seinem Haus warf. Ich heuerte ein paar Männer an, die für mich die Wahrheit herausfinden sollten. Es dauerte eine Weile, aber meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.« Kane deutete auf die Dokumente, die auf dem Tisch lagen.
»Und da nahmst du dir vor, dich an Mr. Fenton zu rächen«, flüsterte Houston. »Und ich sollte ein Teil deiner Rache sein.«
»In gewisser Weise. Anfangs wollte ich nur so viel Geld verdienen, daß ich die Sorge los war, wieder als Stallbursche arbeiten zu müssen. Aber als ich erfuhr, um was für ein Vermögen man mich betrogen hatte, begann ich mir vorzustellen, wie ich Fenton zum Dinner in ein Haus einladen würde, das fünfmal so groß war wie seines, und am Fußende des Tisches würde Pam sitzen, die Tochter, für die ich ihm nicht genug gewesen war.«
»Aber du konntest Pam nicht bekommen.«
»Die Männer, die ich angeheuert hatte, ermittelten ihre Adresse. Ich erfuhr, daß sie verheiratet war und ein Kind hatte — ich wußte nicht, daß es mein Kind war —, also mußte ich diesen Teil meines Plans aufgeben. Natürlich mußte ich mein Haus in Chandler bauen; denn wenn ich es in einer anderen Stadt errichtete, wußte ja niemand, daß es einem ehemaligen Stallburschen der Fentons gehörte. Und ich wollte, daß Fenton es jeden Tag vor Augen hatte. Und dann überlegte ich mir, wer denn an Pams Stelle an meinem Tisch sitzen könnte, und ich wußte, daß die einzigen wirklichen Ladys in dieser Stadt die Chandler-Zwillinge waren.
Ich heuerte einen Mann an, der Erkundigungen über euch beide einziehen sollte, und erkannte sofort, daß Blair nicht in Frage kam. Fenton hätte mich vielleicht ausgelacht und gesagt, daß ich nur eine Frau bekommen könnte, die kein anderer Mann haben wollte.«
»Du mußtest eine wirkliche, wahrhafte, unverfälschte Lady haben«, flüsterte Houston.
»Und die bekam ich auch. Ich war anfangs ein wenig verunsichert, als ich dir einen Antrag machte und du ihn abgelehnt hast; aber ich wußte, du würdest es dir schon noch anders überlegen. Ich hatte mehr Geld, als Westfield in seinem ganzen Leben verdienen kann, und ich wußte, du würdest mich heiraten.«
Er zog die Uhr aus seiner Westentasche. »Es ist Zeit, nach unten zu gehen. Ich habe sehr lange auf diesen Moment gewartet.«
Er nahm Houstons Ellenbogen und geleitete sie zur Treppe.
Houston war viel zu betäubt, um auch nur ein Wort sagen zu können. Er hatte sie um ihre Hand gebeten, weil er ein Werkzeug für seine Rache benötigte. Sie hatte gedacht, er wollte sie heiraten, weil er sie brauchte; daß er sie mochte, wenn nicht sogar liebgewonnen hatte in den letzten Monaten. Doch in Wahrheit mißbrauchte er sie nur als Werkzeug.
Kapitel 23
Houston saß an der Tafel und hatte das Empfinden, ihre Haut fühle sich genauso kalt an wie die Brillanten an ihrem Hals. Sie bewegte sich und redete, als erlebte sie einen Traum. Sie hatte es nur ihrem jahrelangen Training zu verdanken, daß sie ihre Pflichten als Hausfrau erfüllen, das Gespräch im Gang halten und die Dienerschaft beim servieren dirigieren konnte.
Oberflächlich betrachtet, war es ein gelungenes Dinner. Pam schien zu spüren, welche Spannungen unter der Oberfläche herrschten, und versuchte ihr möglichstes, die Eintracht bei Tisch zu erhalten. Ian und Zach redeten über Baseball, Jacob blickte auf seinen Teller hinunter, und Kane betrachtete jeden und alles mit stolzer Miene.
Houston überlegte, was Kane wohl mit ihr plante, wenn sie als Werkzeug seiner Rache ausgedient hatte. Wollte er in eine andere Stadt ziehen, sobald dieser Abend vorbei war und Chandler für ihn seinen Zweck erfüllt hatte? Sie erinnerte sich, wie oft er darüber geklagt hatte, daß man in diesem langweiligen kleinen Nest keine Geschäfte machen könne. Warum hatte sie sich nie gefragt, weshalb er dieses Haus in Chandler errichten ließ? Jeder in der Stadt hatte sich diese Frage gestellt, als die Bauarbeiten auf dem Hügel begannen; aber als er anfing, stürmisch um sie zu werben, hatte sie darüber nicht mehr nachgedacht.
Er war in die Stadt gekommen, war als erstes zu Jacob Fenton gegangen, um
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