Herz aus Eis
ihm seine Ankunft zu melden und ihn zu fragen, wie ihm sein Haus gefalle. Warum hatte Houston nicht schon damals begriffen, daß alles in Kanes Leben von den Gefühlen bestimmt war, die er für die Fentons hegte?
Und sie sollte nur ein Instrument seiner Rache sein.
Das war alles, was sie für diesen Mann war, dem sie ihr Herz geschenkt hatte: ein Werkzeug in einem Spiel, das er gewinnen wollte — mußte.
Und der Mann, den sie auserkoren und für liebenswert gehalten hatte, gehörte zu jener Sorte von Männern, die ihr Leben einer so heillosen Sache wie einer Rache widmen konnten.
Ihr blieben die Bissen im Hals stecken, und sie mußte sich dazu zwingen, das Essen hinunterzuwürgen. Wie hatte sie sich nur so sehr in einem Mann täuschen können?
Als endlich das langwierige Menü sein Ende fand, stand Houston auf und führte Pam in den kleinen Salon, um die Männer ihren Zigarren zu überlassen.
Die beiden Frauen unterhielten sich über ganz gewöhnliche Dinge — über Kleider, wo man den schönsten Besatz kaufen könne und welche Schneiderin in der Stadt am besten arbeitete — und verloren kein Wort über das Dinner, das sie soeben über sich ergehen lassen mußten. Doch zweimal ertappte Houston Pam dabei, wie diese sie nachdenklich, wenn nicht gar mitleidig betrachtete.
Kane führte Jacob Fenton in sein Büro, wo er seinem Gast die Zigarren anbot, die Houston ihm zur Hochzeit geschenkt hatte, und einen einhundert Jahre alten Brandy in einem Glas aus irischem Kristall.
»Nicht übel für einen Stallburschen, eh?« begann Kane und betrachtete Fenton durch eine Wolke aus Zigarrenrauch.
»Schön, du hast mir dein großes Haus gezeigt. Und was willst du jetzt von mir?«
»Nichts. Nur die Genugtuung, dich hier in meinem Haus zu sehen.«
»Du erwartest doch hoffentlich nicht von mir, daß ich dir das glaube. Ein Mann, der sich solche Mühe macht, mir zu zeigen, wie weit er es im Leben gebracht hat, begnügt sich nicht mit einer Dinnerparty. Aber ich warne dich. Solltest du versuchen, mir wegzunehmen, was mir gehört, werde ich . . .«
»Wirst du was? Noch mehr Rechtsanwälte bestechen? Diese drei Halunken leben immer noch, und ich kann ihnen mehr bezahlen, als du besitzt, damit sie die Wahrheit sagen.«
»Das ist typisch für einen Taggert. Du nimmst dir immer, was dir nicht gehört. Dein Vater nahm sich Charity, ein süßes, kleines, hübsches Ding, und setzte sie solchem Horror aus, daß sie sich am Ende selbst erhängte.«
Kanes Gesicht färbte sich dunkelrot vor Wut. »Horace Fenton hat den Tod meiner Mutter verursacht, und alles, was du besitzt, hast du mir gestohlen.«
»Du hast gar nichts besessen. Es gehörte alles mir. Ich habe jahrelang die Geschäfte geleitet, und wenn du glaubtest, ich würde zurücktreten und zusehen, wie mir ein plärrendes Baby alles wegnimmt, hast du dich getäuscht. Lieber hätte ich dafür gesorgt, daß dieses Baby die ersten Tage nicht überlebt. Und dann hast du, ein Taggert, versucht, mir meine Tochter wegzunehmen. Hattest du erwartet, ich würde zulassen, daß du meiner Tochter das antust, was dein Vater meiner Schwester angetan hat?«
Kane rückte ein paar Schritte näher an den kleinen, älteren Mann heran. »Schau dir dieses Haus genau an. Das ist es, was ich deiner kostbaren Tochter angetan hätte. So sieht die Behandlung aus, die sie von mir erhalten hätte.«
Jacob drückte seine Zigarre aus. »Einen Teufel hättest du getan. Ist dir nie der Gedanke gekommen, daß ich dir einen Gefallen getan haben könnte? Es ist dein Haß auf mich, der dich zu einem reichen Mann gemacht hat. Wenn du Pamela bekommen hättest und das Geld meines Vaters dazu, würdest du vermutlich nicht einen Tag in deinem Leben gearbeitet haben.«
Jacob wandte sich der Tür zu. »Und noch etwas, Taggert. Wenn du versuchen solltest, dir wiederzuholen, was deiner Ansicht nach dir gehört, werde ich die hübsche Frau, die du geheiratet hast, vor Gericht bringen — wegen illegaler Machenschaften in meinen Kohlengruben.«
»Was?« keuchte Kane.
»Ich habe mich schon lange gefragt, ob du das weißt«, sagte Jacob lächelnd. »Willkommen in der Welt der Reichen. Du kannst dir nie sicher sein, ob die Leute dich haben wollen oder nur dein Geld. Diese süße kleine Lady, die du geheiratet hast, steckt bis über beide Ohren in einer Verschwörung. Und sie nützt jede Verbindung aus — auch die familiäre Beziehung zwischen dir und mir —, um eine Sache voranzutreiben, die sich vielleicht zu einem
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