Herz aus Eis
die Fentons unternehmen können, wenn sie kaum genug zum Leben hatten? Außerdem war er ja auch allein recht gut in der Welt zurechtgekommen.«
»Ich habe mir überlegt«, sagte Kane und schaute dabei in seinen Becher. »Wir beide hatten ja einen schlechten Start; und ich habe mir überlegt, ob ich irgend etwas tun könnte, um zu helfen . . .« Noch während er diese Worte sagte, wußte er, daß sie verkehrt waren. Houston hatte ihm vorgehalten, daß er sein Geld und die Menschen für seine Zwecke mißbrauchte. Er sah zu seinem Onkel hinüber und bemerkte, wie steif er dasaß und darauf wartete, daß Kane seinen Satz zu Ende sprach. »Ian spielt gern Baseball, und Zach ist auch davon begeistert; und da ich sie beide jetzt selten zu Gesicht bekomme, habe ich mir überlegt, ob ich mit den Jungen hier im Lager eine Baseballmannschaft aufstellen könnte. Ich würde natürlich die Ausrüstung für sie stiften.«
Rafe entspannte sich sichtlich. »Die Jungs würden sich darüber freuen. Vielleicht kannst du mal am Sonntagvormittag hierherkommen, wenn sie nicht in der Grube arbeiten. Glaubst du, Fenton würde deinem Plan zustimmen?«
»Ich glaube schon«, sagte Kane und trank seinen Whisky aus. »Ich schätze, ich sollte mich jetzt lieber wieder nach meiner Frau umschauen. Da sie im Augenblick nicht gut auf mich zu sprechen ist, könnte es passieren, daß sie ohne mich nach Chandler zurückfährt.«
Rafe stand vom Tisch auf. »Überlaß das lieber mir. Und ich schätze, daß du auch wieder unter der Plane auf der Ladefläche die Heimfahrt antreten mußt. Wenn die Wächter dich mit Sadie auf dem Fuhrwerk entdecken, nachdem sie erst allein das Tor passiert hatte, werden sie mißtrauisch. Und das könnte auch den anderen Frauen schaden, die verkleidet in die Kohlegruben fahren.«
Kane nickte. Es behagte ihm zwar nicht, daß er sich wieder unter der Plane verstecken mußte; aber er sah die Notwendigkeit dieser Maßnahme ein.
»Kane«, sagte Rafe, als er schon bei der Tür war, »wenn ich dir noch einen Rat geben kann, was Houston betrifft: Du mußt nur Geduld mit ihr haben. Frauen haben seltsame Vorstellungen von den Dingen, die wir Männer nicht nachvollziehen können. Du hast etwas getan, mit dem du sie damals erobert hast. Vielleicht gelingt dir das zum zweiten Mal, wenn du wieder um ihre Gunst wirbst.«
»Sie ist für Geschenke nicht empfänglich«, murmelte Kane.
»Vielleicht machst du ihr nur nicht die richtigen Geschenke. Einmal war ein Mädchen ordentlich böse auf mich, und ich konnte sie damit wieder besänftigen, daß ich ihr einen kleinen Hund schenkte. Es war nur so ein kleiner Mischlingsköter; aber sie verliebte sich auf der Stelle in ihn. Und sie war mir ordentlich dankbar dafür, wenn du weißt, was ich meine.» Und mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern ging Rafe aus der Baracke.
Houston wartete die ganze Rückfahrt hindurch auf Kanes Explosion, die aber nicht erfolgte. Nachdem die Wachen des Lagers sie nicht mehr sehen konnten, kroch er unter der Plane hervor und setzte sich zu ihr auf den Kutschbock. Und obwohl Houston nicht ein Wort sprach, redete er von der Landschaft, durch die sie fuhren, und von seinen Geschäften. Ein paarmal wollte sie ihm antworten, biß sich dann aber jedesmal auf die Lippen. Ihr Zorn auf ihn war zu groß, und sie mußte ihm gegenüber hart bleiben. Er würde bald einsehen müssen, daß sie ihn nie mehr lieben konnte, und dann mußte er sie auch freigeben.
Zu Hause angelangt, sagte er höflich gute Nacht zu ihr und ging in sein Büro. Am nächsten Morgen kam er zur Mittagszeit in ihren Salon, nahm sie bei der Hand und führte sie hinunter in die Küche, wo Mrs. Murchison einen Picknickkorb für ihn vorbereitet hatte. Sie immer noch bei der Hand haltend, führte er sie durch den Garten hinunter in die Senke, wo sich der Pavillon mit der Statue der Göttin Diana befand, vor der sie sich einmal geliebt hatten.
Houston stand steif da, während Kane das weiße Tuch auf dem Boden ausbreitete und die Speisen auspackte. Er mußte kräftig ziehen, ehe sie sich auf den Boden setzen wollte. Während des Picknicks, bei dem Houston kaum einen Bissen aß, redete Kane wieder ununterbrochen. Er sprach abermals von seinen Geschäften und wie schwierig es war, sie ohne Edans Mithilfe zu bewältigen.
Houston sagte kein Wort zu allem; doch Kane schien ihr Schweigen auch nicht zu stören.
Nachdem sie gegessen hatten, drehte Kane sich um, legte seinen Kopf in ihren Schoß und fing an, ihr
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