Herz aus Eis
Houston. »Siehst du die Lady dort? Sie kann dir zeigen, was man damit macht.«
Da ging Houston direkt auf ihren Mann zu, legte ihm die Arme um den Hals und küßte ihn, daß die Menge ringsum Beifall klatschte. Doch als er sie nicht mehr loslassen wollte, mußte sie ihn mit beiden Armen von sich wegstemmen.
»Ich schätze, ich habe endlich das richtige Geschenk gefunden«, sagte Kane zu jemandem hinter seiner Schulter, ehe er Houston fest an sich zog.
Als Houston sich wieder von ihm wegbewegte, hörte sie Rafe lachen.
Nun war Houston den Rest des Nachmittags so sehr damit beschäftigt, den Mädchen zu zeigen, wie man Tennis spielte und mit Pfeil und Bogen umgehen mußte, daß sie keine Zeit zum Nachdenken hatte. Zudem hatte das Fuhrwerk für die kleineren Kinder noch Reifen, Bälle, Springseile, Kreisel, Puppen und noch andere Spielsachen gebracht, daß sie große Mühe hatte mit der gerechten Verteilung dieser Geschenke und die Mütter ihr helfen mußten, die Mädchen zu beruhigen, welche glaubten, bei diesem Segen benachteiligt worden zu sein.
Ehe Houston wußte, wo die Zeit geblieben war, ging die Sonne bereits wieder unter, und Kane trat zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. Als sie zu ihm hochsah, wußte sie, daß sie ihn immer noch liebte. Vielleicht war er nicht der Mann, für den sie ihn zunächst gehalten hatte; vielleicht war er imstande, sein ganzes Leben seiner Rache zu widmen — und vielleicht gehörte auch dieser Tag nur zu dem Rachefeldzug, den er gegen Jacob Fenton führte. Doch in diesem Moment war ihr das gleichgültig. Sie hatte am Altar gelobt, ihn immer zu lieben - in guten und schlechten Tagen, mit seinen Stärken und seinen Schwächen, und vielleicht gehörte sein Rachekomplex eben zu seinen schwächeren Seiten. Aber als sie nun zu ihm hochsah, wußte sie, daß sie ihn immer lieben würde, egal, was er tat; egal, was für schlimme Motive er für seine Handlungsweise haben mochte. Sie würde ihm zur Seite stehen und ihn lieben, selbst wenn er den Fentons alles wegnahm, was sie besaßen.
»Bist zu bereit, mit mir nach Hause zu fahren, mein Schatz?« fragte er.
»Ja«, sagte sie, und diesmal kam dieses Wort aus dem Grunde ihres Herzens.
Kapitel 28
Kane blickte Houston nicht an, als sie das Bergwerkslager verließen und die mürrischen Wächter am Tor passierten. Er hielt die Zügel fest in der Hand und die Augen auf die Straße gerichtet.
Houston hingegen konnte den Blick nicht ein einziges Mal von ihm abwenden, während sie sich fragte, warum sie so wenig Stolz besaß und ihre Liebe für einen Mann so offen zeigte, der sie doch so sehr mißbraucht hatte. Aber während sie ihn ansah, wußte sie, daß sie sich gar nicht mehr anders verhalten konnte.
Am Fuß des Hügels, kurz vor der Stelle, wo die Fahrspur in die Uberlandstraße mündete, hielt Kane die Kutsche an. Die untergehende Sonne hatte den Horizont in Brand gesetzt und den Himmel mit orange- und rosafarbenen Bändern überzogen. Der kühle Wind von den Bergen wurde noch kühler, und ein Duft von Salbei lag in der Luft. Die Straße war mit silberfarbenem Koks aus den Hochöfen bestreut, und kleine gefiederte Samen von Weiden und Pappeln wurden von der sanften Brise dahingetragen.
»Warum halten wir denn an?« fragte sie, als er um den Wagen zu ihrer Seite herüberkam und ihr die Arme entgegenhob. »Weil ich es nicht mehr länger hinausschieben kann, glaube ich«, sagte er, während er sie von der Kutsche herunterhob, »dich in meine Arme zu nehmen.«
»Kane . . .« begann sie zu protestieren, »wir können doch hier nicht anhalten. Jeden Moment kann hier jemand vorbeikommen und . . .«
Sie sagte nichts mehr, weil er sie in seinen Armen hielt, sie heftig an sich zog und begann, ihren Rücken zu streicheln. Houston lehnte sich so fest an ihn, daß sie die Wärme seiner Haut durch ihre Kleider hindurch spürte.
Er löste sich einen Moment von ihr und berührte ihre Wange mit ungewohnter Zärtlichkeit. »Ich habe dich vermißt, mein Liebling«, flüsterte er. »Ich habe dich furchtbar vermißt.«
Und dann war dieser behutsame, rührend zärtliche Moment vorüber. Sein Mund suchte hungrig ihre Lippen, während Houston genauso begierig seine Nähe suchte, sich an seinen Hals hängte, die weichen Rundungen ihres Körpers den harten Flächen und Muskeln seines Körpers anpaßte.
Dann schob er sie wieder von sich weg und spähte in ihr vor Leidenschaft und Sehnsucht verklärtes Gesicht. Mit einem Blick, als würde ein
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