Herz aus Eis
weh!« ereiferte sich Kane. »Eines Tages werde ich dir mal etwas über Aktienbesitzer erzählen, mein Schatz. Wenn Fentons Aktionäre Wind bekommen von dir und deinen Freundinnen, die ihnen den Profit beschneiden, fallen diese habgierigen Leute über dich her wie die Geier. Sie hängen euch alle auf. Doch ehe Fenton baumelt, wird er euch Frauen und all die Väter und Ehemänner, die dazugehören, anprangern und seine Hände in Unschuld waschen. Ich bin überzeugt, Fenton freut sich über eure Aktionen in den Kohlegruben, weil er weiß, daß er damit die maßgeblichen Familien der Stadt in der Hand hat und unter Druck setzen kann — solange seine Aktionäre nichts von eurem Treiben erfahren.«
»Nur weil du ihn erpreßt hast, bedeutet das noch lange nicht, daß er dasselbe tun will. Vielleicht will Mr. Fenton . . .«
Sie kam mit ihrem Satz nicht zu Ende, weil Rafe sie wieder aus der Baracke schob. »Du kümmerst dich jetzt lieber um dein Fuhrwerk. Die Frau, die dir bei der Verteilung der Waren helfen soll, wohnt nebenan. Du brauchst nur an ihre Tür zu klopfen. Sie weiß Bescheid.« Damit machte er die Tür hinter ihr zu.
»Wie lange geht das nun schon?« fragte Rafe Kane. »Und was macht sie mit dem Geld, das man ihr für ihre Waren bezahlt?«
Kane wußte nicht alle Antworten auf die Fragen seines Onkels; doch es gelang ihnen, die wichtigsten Punkte gemeinsam zu klären. Und Rafe stimmte mit Kane in dem Urteil überein, aus welchen Gründen Fenton den Frauen erlaubte, heimlich seine Bergwerkslager zu betreten.
»Er kann sie jederzeit bloßstellen und unter Druck setzen«, sagte Rafe. »Was willst du jetzt unternehmen? Willst du deine Frau auch weiterhin verkleidet in das Lager fahren lassen und riskieren, daß die Wächter eines Tages die Wahrheit entdecken und ihre Wut an ihr auslassen, weil sie jahrelang getäuscht wurden? Diese Leute fackeln nicht lange und fragen erst später, wer hinter ihr steht und sie beschützt.«
»Ich habe ihr verboten, heute in die Kohlenzeche zu fahren, und du siehst ja, wie gut sie mir gehorcht. Kaum glaubte sie, ich sei aus dem Haus, als sie schon eine Ladung Gemüse kaufte, um sie hierherzubringen.«
»Sie hat das Gemüse mit ihrem Geld eingekauft?«
Kane nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Sie ist im Augenblick nicht sehr glücklich mit mir; aber dieser Zustand wird nicht von Dauer sein. Ich bin dabei, ihn zu ändern.«
»Wenn du darüber reden willst — ich bin ein guter Zuhörer«, sagte Rafe und nahm seinem Neffen gegenüber am Tisch Platz.
Kane hatte in seinem Leben nie mit anderen Menschen über seine privaten Probleme gesprochen. Doch schon bei Opal hatte er mit dieser Gewohnheit gebrochen und ihr einige von seinen persönlichen Sorgen anvertraut. Nun wollte er auch mit seinem Onkel darüber sprechen. Vielleicht konnte ein Mann ihm dabei helfen.
Kane erzählte seinem Onkel zunächst, wie er in Fentons Ställen aufgewachsen war und davon geträumt hatte, eines Tages ein größeres Haus zu bauen, als Fenton es besaß. Rafe nickte verständnisvoll, als wäre dieser Wunsch die normalste Sache der Welt.
»Nur wurde Houston schrecklich wütend, als ich erzählte, warum ich sie geheiratet habe, und verließ auf der Stelle mein Haus. Ich habe sie zwar dazu bewegen können, wieder zu mir zurückzukommen; aber so recht glücklich ist sie darüber nicht.«
»Du sagtest eben, du hast sie geheiratet, damit sie bei diesem Dinner an deinem Tisch sitzen sollte. Doch was für Pläne hattest du danach mit ihr?«
Kane blickte auf seine Fingernägel hinunter. »Ich wollte gar keine Frau haben und dachte, sie wäre in diesen Westfield verliebt, der seine Verlobung mit ihr auflöste. Ich war überzeugt, sie würde nach diesem Dinner mit Fenton froh sein, wenn sie mich nicht mehr sieht. Ich wollte ihr einen Koffer mit Juwelen schenken und dann wieder nach New York zurückkehren; aber sie hat diese Juwelen nicht einmal angeschaut.«
»Warum verläßt du sie dann nicht einfach und kehrst nach New York zurück?«
Kane brauchte eine Weile, ehe er antwortete: »Ich weiß nicht. Es gefällt mir hier irgendwie. Ich mag die Berge, und hier ist es im Sommer nicht so heiß wie in New York. Und . . .«
»Und du magst Houston«, sagte Rafe grinsend. »Sie ist ein hübsches kleines Ding, und so eine Frau wäre mir als Geschenk lieber als der ganze Staat New York.«
»Weshalb hast du dann nie geheiratet?«
»Die Frauen, die ich mag, wollen mich nicht heiraten.«
»Ich schätze, mir geht
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