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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihm gegenüber Platz. »Ich muß Sie um einen Gefallen bitten«, begann sie.
    »Klar«, sagte er, den Mund voller Leberpastete.
    »Ich möchte bis zur Hochzeit Jungfrau bleiben.«
    Kane verschluckte sich so heftig, daß sich Houston schon sorgte, er könnte ersticken. Doch dann leerte er eine halbe Flasche Champagner und erholte sich wieder. »Wie angenehm zu hören, daß du noch eine bist«, sagte er schließlich mit vor Tränen wäßrigen Augen. »Ich meine, wo du doch verlobt warst und so.«
    Houston erstarrte sichtlich.
    »Deswegen brauchst du doch nicht gleich beleidigt zu sein. Hier, nimm das.« Er hielt ihr ein Tulpenglas mit Champagner hin. »Das wird dir guttun. Soso, du willst also Jungfrau bleiben«, sagte er, während er mit der Kelle aus einem Topf ein sahniges Austerngesicht auf zwei Schüsseln verteilte. »Ich schätze, du willst damit sagen, daß ich dich nicht anfassen soll.«
    Er betrachtete sie auf eine seltsame, abschätzende Weise.
    »Vielleicht wäre das besser«, sagte sie und dachte, wenn er mich so in den Arm nimmt wie vorhin, werde ich niemals Jungfrau bleiben — und es auch nicht bleiben wollen.
    »Schön«, sagte er, und ein kalter Ton schwang in seiner Stimme mit.
    Houstons Augen weiteten sich. Zweifellos glaubte er, sie verlangte das von ihm, weil er einmal ein Stallbursche gewesen war und sie sich für etwas Besseres hielt. »Nein, bitte«, begann sie. »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich . . .« Sie konnte ihm doch nicht sagen, was sie ihrem Stiefvater versprochen hatte. Oder daß die Berührung seiner Hände Gefühle in ihr wachriefen, die sie rasch vergessen ließen, daß sie eine Lady war. Sie legte die Hand auf seinen nackten Unterarm.
    Kane entzog sich dieser Berührung. »Du hast deine Bedingung genannt. Wir haben eine Vereinbarung, einen Vertrag mehr oder weniger, und ich habe ihn gebrochen. Du sagtest, du würdest so tun, als wären wir . . . verliebt, und du hast dich in der Öffentlichkeit an deine Zusage gehalten. Wenn wir jedoch unter uns sind, brauchst du meine Nähe nicht zu ertragen. Ich werde mich hüten, dich anzufassen. Ich bin der Meinung, daß ich dir sogar das Zimmer allein überlassen sollte. Du bleibst hier und ißt, während ich wieder an die Arbeit gehe.«
    Ehe Houston sich bewegen konnte, war Kane schon aufgestanden und halbwegs bei der Tür.
    »Bitte, gehe nicht«, rief sie, sprang auf, um ihm zu folgen, stolperte über ihre langen Röcke und fiel hin.
    Er fing sie auf, ehe sie auf dem harten Parkettboden aufschlug; doch sobald sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, ließ er sie rasch wieder los.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, begann sie. »Es ist nicht so, daß ich es nicht mag, wenn du mich anfaßt.» Sie hielt errötend inne und blickte auf ihre Hände hinunter. »Ich meine, ich . . . es ist nur, daß ich noch nie . . . Und es wäre mir lieber, wenn du dabliebest. . . Wenn es dir möglich ist«, schloß sie und sah zu ihm hoch.
    Kane blickte sie mit harten Augen an. »Ich verstehe dich nicht. Hast du nicht eben gesagt, ich soll die Hände von dir lassen? Was ich mir von dieser Heirat versprach, war eine Lady für die Öffentlichkeit. Für unser Privatleben ist dieses Haus groß genug, daß du mir nicht begegnen und mein häßliches Gesicht anschauen mußt. Das liegt ganz bei Ihnen, Lady.«
    Eine Lady muß immer einen positiven Standpunkt einnehmen, hatte Houston auf ihren Schulen gelernt. Sie hob das Kinn und drückte die Schultern durch. »Ich will deine Frau nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im Privatleben sein; aber ich möchte auch bis zu unserer Hochzeit Jungfrau bleiben.«
    »Wer hindert dich daran?« funkelte Kane sie an. »Oder zerre ich dich etwa bei den Haaren hinauf in mein Schlafzimmer? Zwinge ich dich dazu, mit mir das Lager zu teilen?«
    »Nein; aber du kannst so überzeugend bitten, daß man dir kaum etwas abschlagen kann, Mr. Taggert«, gab sie zurück und hielt sich dann schnell den Mund zu.
    Da schien er plötzlich zu begreifen. »Hast du das gehört, Kane?« sagte er mit seidenweicher Stimme. »Wer hätte das gedacht? Oder sollten vielleicht gerade die Ladies eine Schwäche für Stallburschen haben? Komm, setz dich wieder hin und iß«, sagte er aufgeräumt. »Ich habe überzeugende Argumente, wie?« Er grinste und setzte sich ihr gegenüber.
    Houston wünschte sich von ganzem Herzen, daß sie dieses Thema nicht angeschnitten hätten.
    Das intime kleine Dinner, das Houston geplant hatte, entwickelte sich zu

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