Herz aus Eis
hinzu.
»Buffalosteaks wahrscheinlich«, murmelte Houston. »Und schon wieder eine Frau, die in ihn verliebt ist.«
»Wie war das eben, Miss Houston?«
»Oh, nichts. Ich bin überzeugt, es ist so großartig zubereitet wie alles, was Sie kochen.« Houston verließ die Küche und ging in den kleinen Salon. Alles war genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte: Die Kerzen brannten bereits, der Champagner stand im Kübel, Leberpastete und Salzgebäck lagen auf einer silbernen Platte. Die späte Sonne, die durchs Fenster kam, legte einen goldenen Schimmer auf Wände und Boden.
»Hast du das veranlaßt?« fragte Kane hinter ihr.
»Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger«, begann sie ein bißchen nervös. Erst hatte sie das für einen guten Einfall gehalten, ein Picknick im Zimmer zu veranstalten; doch nun sah das wie eine Vorbereitung zu einer Verführung aus. »Du sagtest, du möchtest auch mit mir reden«, flüsterte sie, ihre Hände betrachtend.
Kane ging mit einem Schnauben an ihr vorbei. »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, das sieht nicht danach aus, als wolltest du nur mit mir reden. Komm, setz dich hierher und laß uns essen. Ich . . .«
». . . habe noch zu arbeiten«, fiel sie ihm ins Wort, ein wenig verletzt durch sein Verhalten. Schließlich hatte sie das nur arrangiert, weil er nach seinem Mißgeschick bei der Party ein so unglückliches Gesicht gemacht hatte.
Kane trat zu ihr und legte ihr die Hand unter das Kinn. »Du wirst jetzt doch nicht weinen wollen, oder?«
»Bestimmt nicht«, sagte sie fest. »Laß uns essen, damit ich wieder nach Hause fahren kann. Ich habe auch eine Menge zu tun und . . .«
Kane faßte sie bei den Handgelenken und zog sie in seine Arme.
Houston spürte, wie ihr Körper weich wurde und ihr Zorn verflog. Vielleicht hatte sie die ganze Zeit nur danach verlangt. Es gefiel ihr so sehr, wenn er sie anfaßte.
»Du riechst gut«, sagte er, während er ihren Hals mit den Lippen liebkoste. Sein mächtiger Körper umschlang den ihren, gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und machte sie zur gleichen Zeit unsicher.
»Du bist heute richtig nett zu mir gewesen.« Er bedeckte ihren Hals mit kleinen Küssen. »Es scheint für dich also doch nicht so schlimm zu sein, wenn du einen Stallburschen wie mich heiratest, oder?«
Houston gab ihm keine Antwort. Sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden; aber er hielt sie fest, als wäre sie eine Feder, und begann, ihr linkes Ohr zu liebkosen.
»Du warst die hübscheste Lady auf der Party«, flüsterte er, und sein Atem jagte einen warmen Schauer bis zu ihren Zehen hinunter. »Und als ich dich getragen habe — das hat mir so gut gefallen, daß ich dich jetzt am liebsten in mein Schlafzimmer hinauftragen würde.«
Houston war versucht, gar nichts darauf zu sagen. Sie rechnete mit der Möglichkeit, daß ihre Stimme versagte.
»Ahem«, kam eine laute Stimme von der Tür her.
»Verschwinde«, murmelte Kane, den Mund an Houstons Hals.
Doch Houstons jahrelange Erziehung an der Schule für angehende Ladies setzte sich nun durch. Sie schob Kane von sich weg, aber behutsam, ohne ihn zu kränken. »Bitte«, sagte sie flehend und sah ihm dabei fest in die dunklen Augen.
Er gab ihren Blick enttäuscht zurück und ließ sie so plötzlich los, daß sie fast auf den Boden gefallen wäre.
Mrs. Murchison stand mit einer riesigen Suppenschüssel aus Porzellan im Türrahmen. Als sie die Suppe aufgetragen hatte und sich wieder zurückzog, warf sie im Vorbeigehen Houston so vorwurfsvolle Blicke zu, daß Houston bis unter die Haarwurzeln errötete.
Während Houston sich wieder zu beruhigen suchte, wurde ihr klar, daß sie um ein Haar mit ihrem Verlobten ins Bett gegangen wäre. Doch sie hatte ihrem Stiefvater versprochen, daß sie sich erst über Kane erkundigen wollte, ehe sie ihn heiratete. Und wenn sie nun herausfand, daß er ein Krimineller war? Würde sie ihn trotzdem heiraten? Sie würde ihn wohl heiraten müssen, wenn sie mit ihm geschlafen hatte.
Sie betrachtete ihn, während er sich auf den Boden setzte und eine Champagnerflasche öffnete — ohne Jackett, die Ärmel seines weißen Hemdes bis über die Ellenbogen hinaufgerollt, so daß sie seine von der Sonne gebräunten, muskulösen Unterarme bewundern konnte —, und überlegte, ob sie sich ihm nicht doch hingeben sollte. Dann mußte sie ihn nehmen, ganz gleich, was ihre Ermittlungen ergaben.
Aber das wäre Betrug.
Sie ordnete sorgfältig ihre Röcke und nahm auf einem Kissen
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