Herz aus Eis
die Tische für die Büfetts im Freien zusammenstellen sollten, und die Männer, die die riesigen, auf einer Seite offenen Zelte, die Houston in Denver in Auftrag gegeben hatte, im Garten aufbauen mußten. Am Sonntag waren achtunddreißig Leute nur damit beschäftigt, Blumen zu arrangieren.
Jean Taggert schickte eine Botschaft, daß Rafe zur Hochzeit kommen würde; aber der junge Ian sträube sich, und ob sie vielleicht etwas zum Hochzeitsessen beisteuern könnte?
Als Houston diese Botschaft las, befand sie sich in der Küche, und vor ihr auf dem Tisch lagen zwei ausgeweidete Rinder und 250 Pfund Kartoffeln, die ihr gerade angeliefert worden waren. Und unter den beiden Rindern lagen drei gewaltige Räder aus Käse und 300 Orangen — und sie betete, daß die Orangen nicht unter dem Käse liegen möchten.
In diesen turbulenten Tagen mischte sich Kane zu Houstons Freude nicht in ihre Arbeit ein und ging ihr aus dem Weg. Er beschwerte sich nur darüber, daß er mit seiner Arbeit so sehr in Verzug geraten sei, der Lolly- und Bonbonparties wegen, die er ihretwegen besuchen mußte, daß er die verlorene Zeit nie mehr aufholen könne.
Nur einmal mußte sie mit ihm >diskutieren<, und zwar, als Leander Edan und Kane einlud, den Abend mit ihm in Lees Männerklub zu verbringen.
»Ich habe doch meine Zeit nicht gestohlen!« brüllte Kane. »Arbeiten diese Leute denn nie? Weiß der Himmel, ob mir nach der Hochzeit noch Zeit zum Arbeiten bleibt, wenn die Frau mir schon heute so viel Unruhe ins Haus bringt. . .« Er hielt inne und blickte Houston an. »Ich meine . . .«
Houston gab seinen Blick stumm zurück.
»Also gut«, sagte er schließlich mit verdrossener Stimme. »Aber ich verstehe nicht, warum ihr Frauen eure kleine Teeparty nicht in deinem Haus abhalten könnt.« Er machte auf den Absätzen kehrt und ging in sein Büro zurück.
»Verdammte Weiber!« murmelte er.
»Was für eine Ungeheuerlichkeit hat Houston denn jetzt schon wieder von dir verlangt?« fragte Edan mit einem leisen Lächeln in den Mundwinkeln.
»Wir sollen den Abend in Westfields Klub verbringen. Wir haben um sieben Uhr das Haus zu verlassen und dürfen erst um Mitternacht wieder zurückkommen. Was ist aus der guten alten Zeit geworden, wo die Frauen ihren Ehemännern gehorchten und sie respektierten?«
»Die erste Frau versagte dem ersten Mann den Gehorsam. Die gute alte Zeit ist ein Märchen. Was will Houston denn heute abend anstellen?«
»Sie will ihren Freundinnen eine Party geben. Ich möchte, daß du hierbleibst und sie beobachtest.«
»Was?«
»Es gefällt mir nicht, daß die Frauen allein im Haus sind. Houston hat Diener angeheuert, die nach der Hochzeit hier einziehen sollen; aber heute abend ist nur eine Horde unbeschützter Frauen im Haus. Sie hat das Eßzimmer für ihre kleine Party hergerichtet, und da gibt es eine Tür, die mit einem Tuch bespannt ist. Du weißt schon, die mit den Blumen darauf . . .«
»Du verlangst von mir, daß ich mich in einem Wandschrank verstecken und die Frauen bei einer Teeparty bespitzeln soll?«
»Das geschieht nur zu deren Wohl, und ich zahle dir ein verdammt gutes Gehalt. Also kannst du auch mal ein bißchen was für mich arbeiten.«
»Ein bißchen arbeiten . . .« wiederholte Edan fassungslos.
Stunden später traf Houston Edan im Korridor und entdeckte einen blauen Fleck auf seiner rechten Wange.
»Wo haben Sie sich denn verletzt?« fragte sie.
»Ich bin gegen eine Wand gestoßen«, sagte er nur und ging weiter.
Um sechs Uhr verließen die Handwerker das Haus, und um Viertel vor sieben kamen die ersten von Houston geladenen Freundinnen, jede mit einem hübsch eingebundenen Geschenk.
Kane, der immer noch über die Ungerechtigkeit schimpfte, daß er sein eigenes Haus verlassen müsse, stieg in seine alte Kalesche, setzte sich neben Edan, der stumm geradeausblickte, und fuhr davon.
Alles in allem versammelten sich zehn Freundinnen und Blair im taggertschen Haus, und ihre Geschenke wurden auf den Tisch aus dem achtzehnten Jahrhundert im Wohnzimmer niedergelegt.
»Sind alle gegangen?« fragte Tia.
»Endlich«, sagte Houston und machte die Doppeltür hinter sich zu. »Wollen wir jetzt zur Sache kommen?«
Edan saß auf einem unbequemen Hocker im Wandschrank, eine volle Flasche Whisky in der Hand. Dieser verdammte Kane! fluchte er wieder im stillen und fragte sich, ob er sich einen Mord leisten konnte. Bestimmt würde ihn jeder Richter freisprechen, wenn er einen Mann tötete, der ihn zwang,
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