Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Schachtel nach der anderen öffneten. Da waren zwei Paar hochhackige Schuhe aus rotem Leder, noch mehr transparente Unterwäsche und ein paar Gemälde, die von Hand zu Hand gingen und ein nicht enden wollendes Gelächter auslösten. Die Stühle wurden aufgegeben, und die Damen begannen im Zimmer herumzutanzen.
    Miss Emily setzte sich an das Klavier, das Edan noch gar nicht bemerkt hatte, und griff vehement in die Tasten.
    Edans Kinn fiel ihm jetzt bis auf den Brustkorb hinunter, als er einer Lady zuschaute, die die Röcke hob und die Beine bis zu den Achseln hinaufschmiß.
    »Das ist der Cancan«, sagte Nina atemlos. »Mutter und ich haben uns von Lee und Dady davongeschlichen, als wir in Paris waren, und ihn uns angesehen.«
    »Ob wir das auch können?« fragte Houston, und alsbald warfen acht Damen ihre Röcke bis über die Köpfe, während Miss Emily auf dem Klavier hämmerte.
    »Ruhe!« rief Sarah Oakley danach. »Ich habe euch ein Stück Poesie mitgebracht, das ich euch vorlesen möchte.«
    Als Edan noch ein Junge war, hatten er und seine Freunde heimlich eine Ausgabe des Buches untereinander ausgetauscht, aus dem die nun sonst so spröde Miss Oakley vorlas
    — Fanny Hill.
    Die Damen kicherten und lachten und schlugen Blair und Houston zum wiederholten Mal auf die Schultern.
    Nachdem Sarah mit ihrem Vortrag zu Ende gekommen war, stand Houston auf. »Und jetzt, meine Freunde, bitte ich euch zum Piece de Résistance in den ersten Stock hinauf. Wollen wir uns alle dorthin begeben?«
    Ein paar Minuten vergingen, ehe Edan sich rühren konnte. Das war also das Teekränzchen der Damen! Dann setzte er sich plötzlich mit einem Ruck aufrecht: Was, in aller Welt, wurde oben im ersten Stock als >Hauptgericht< serviert? Konnte es noch schlimmer sein als das, was ihm hier unten geboten worden war? Er wußte, daß er lieber sterben würde, als sich das >Hauptgericht< entgehen zu lassen.
    So rasch wie möglich verließ er das Haus, umrundete es, entdeckte ein Licht im Salon an der Nordostecke und begann, der Dornen nicht achtend, das Rosenspalier hinaufzuklettern.
    Alles, was bisher geschehen war, hätte ihn nicht auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihm nun bot. Im Salon war es stockdunkel. Nur am entfernten Ende brannte ein großer Kandelaber hinter einem durchsichtigen Schirm aus Seide. Und zwischen Kandelaber und Schirm befand sich ein nur sehr spärlich bekleideter, aber reichlich mit Muskeln bepackter Mann, der allerlei Drehungen und Posen mit seinem Körper machte, um seine Muskeln richtig zur Geltung zu bringen.
    »Ich habe jetzt genug davon«, sagte Miss Emily, trat mit Nina zum Schirm, und die beiden räumten das Hindernis zur Seite.
    Einen Moment lang blickte der Muskelprotz verwirrt in den dunklen Zuschauerraum, doch dann begannen die inzwischen reichlich beschwipsten Damen so heftig zu applaudieren und zu jubeln, daß das Schauobjekt grinsend seine Anstrengungen verdoppelte.
    »Nicht annähernd so gut gebaut wie mein Kane«, rief Houston.
    »Ich nehme es jederzeit mit ihm auf«, rief der Muskelprotz zurück. »Ich nehme es mit jedem auf.«
    »Nicht mit Kane«, blieb Houston bei ihrer Meinung, und der Mann vor dem Kandelaber winkelte verbissen die Arme an, damit der Bizeps noch weiter heraushüpfte.
    Edan kletterte wieder am Spalier zum Boden hinunter. Kane hatte verlangt, daß er, Edan, die Damen beschützen sollte. Wer konnte aber nun die Männer vor den Damen beschützen?
    Am Sonntagmorgen warf Kane zum fünften Mal in einer Stunde die Bürotür hinter sich zu. »Ausgerechnet heute mußte Houston krank werden«, grollte er, während er hinter dem Schreibtisch Platz nahm. »Du glaubst doch wohl nicht, daß sie plötzlich kalte Füße bekommen hat wegen der Hochzeit morgen, oder?« fragte er Edan.
    »Ich tippe eher darauf, daß sie etwas Verkehrtes gegessen — oder getrunken hat«, antwortete Edan. »Wie ich hörte, sollen eine ganze Reihe von jungen Ladies in Chandler heute indisponiert sein.«
    Kane blickte nicht von seinen Papieren hoch. »Vermutlich ruht sie sich nur für morgen aus.«
    »Und wie steht es mit dir?« fragte Edan. »Nervenflattern?«
    »Nicht die Bohne. Eine ganz simple Angelegenheit. Die Leute machen so was jeden Tag.«
    Edan beugte sich vor, nahm das Papier, das Kane eben studierte, und drehte es richtig herum.
    »Danke«, murmelte Kane.

Kapitel 13
    Der Tag der Hochzeit war so schön, daß man glauben mochte, er sei extra für dieses denkwürdige Ereignis erschaffen worden. Opal

Weitere Kostenlose Bücher