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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einen ganzen Abend hindurch eine Horde von Frauen zu beobachten, die Tee tranken.
    Er trank inzwischen Whisky und beobachtete die Frauen durch den Seidenbezug der Türfüllung. Miss Emily, eine hübsche, zerbrechliche, ältliche Lady, schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Die dritte Jahresversammlung der Schwesternschaft ist hiermit eröffnet.«
    Edan hielt die Flasche an den Mund, vergaß aber das Trinken.
    Miss Emily fuhr fort: »Zuerst wird uns Houston über die Situation in den Bergwerkslagern berichten.«
    Edan bewegte nicht einen Muskel, als Houston aufstand und ausführlich von den Ungerechtigkeiten in den Kohlenminen berichtete. Er war ihr ja vor ein paar Tagen dorthin gefolgt und wußte von ihren unschuldigen kleinen Ausflügen in die Camps, um die Leute dort mit frischem Gemüse zu versorgen. Doch nun redete Houston von Streiks und Gewerkschaften. Edan hatte selbst erlebt, daß Männer getötet wurden, weil sie Reden gehalten hatten, die viel harmloser gewesen waren als Houstons Ansprache.
    Nina Westfield begann von der Arbeit an einem Magazin zu berichten, das die Damen heimlich unter den Frauen der Bergarbeiter verteilen wollten.
    Edan stellte die Whiskyflasche auf den Boden und beugte sich vor.
    Man sprach von Jacob Fenton — daß man Angst vor ihm habe und was er unternehmen würde, wenn er entdeckte, daß die Damen heimlich die Bergarbeiter mit Nachrichten versorgten.
    »Ich kann das mit Jean Taggert besprechen«, sagte Houston. »Aus irgendeinem Grund scheint Jacob Fenton alle Taggerts zu fürchten. Er hat ihnen die Erlaubnis gegeben, zur Hochzeit zu kommen.«
    »Und Jean kann auch die Läden in Chandler besuchen«, sagte Miss Emily. »Ich weiß, daß dein Kane«, fuhr sie, an Houston gewendet, fort, »früher für die Fentons gearbeitet hat; aber da sind noch andere Dinge, die sich hinter den Kulissen abspielen. Ich dachte, vielleicht weißt du etwas darüber.«
    »Nichts«, antwortete Houston. »Kane explodiert schon, wenn ich nur Fentons Name erwähne, und ich glaube nicht, daß Marc in die Geschäfte seines Vaters eingeweiht ist.«
    »Kaum«, sagte Leora Vaughn. »Marc gibt nur Geld aus; er interessiert sich nicht dafür, wo es herkommt.«
    »Ich werde mit Jean darüber reden«, wiederholte Houston. »Irgend jemand stiftet eine Menge Unruhe in den Lagern. Ich möchte nicht miterleben, wie jemand von den Arbeitern verletzt wird.«
    »Vielleicht lassen sie mich auch die Lager besuchen«, meinte Blair. »Und dann werde ich mich dort mal gründlich umhören.«
    »Was für Themen haben wir noch auf Tagesordnung?« fragte Miss Emily.
    Edan lehnte sich auf seinem Schemel zurück. »Die Schwesternschaft«, hauchte er. Diese Damen, die sich mit Spitzenkleidern und sanften Manieren tarnten, redeten vom Krieg.
    Der Rest der Tagesordnung war den Wohltätigkeiten gewidmet und wie man Kranken und Waisen helfen könne — alles Dinge, mit denen Ladies sich beschäftigen sollten.
    Als die Versammlung geschlossen wurde, nahm Edan wieder die Whiskyflasche vom Boden. Jetzt konnte er wenigstens wieder normal atmen, dachte er.
    »Erfrischungen?« fragte Meredith Lechner mit einem Lachen in der Stimme und öffnete einen großen, in gelbes Papier eingewickelten Karton, dem sie eine Flasche mit hausgemachtem Wein entnahm. »Mutter schickt dir diese in Erinnerung an ein paar Versammlungen, die sie besucht hatte, als sie noch ein Mädchen war. Daddy wird man erzählen, daß heute nacht in unserem Weinkeller eingebrochen wurde.«
    Edan hätte nicht geglaubt, daß er noch einen größeren Schock erleben würde. Doch ihm fiel die Kinnlade herunter, als jeder Dame nun eine volle Flasche Wein und ein langstieliges Glas aus einer Eßzimmervitrine gereicht wurden.
    »Auf die Hochzeitsnacht!« sagte Miss Emily, ihr Glas erhebend. »Auf alle Hochzeitsnächte dieser Welt, ob ihnen nun eine Trauung vorausging oder nicht.«
    Lachend leerten die Damen nun ihr Glas auf einen Zug.
    »Mein Päckchen zuerst!« rief dann Nina Westfield.
    »Mutter und ich mußten lange suchen, bis wir das in Denver gefunden haben. Und dann hätte Lee heute nachmittag fast den Deckel der Schachtel aufgemacht.«
    Houston packte einen blauen Karton aus und entnahm ihm ein durchsichtiges schwarzes Gewand mit vier Zoll breiten schwarzen Spitzen.
    Edan sah, daß es sich um ein Unterhemd handelte; aber nicht eines, was Damen zu tragen pflegten.
    Ungläubig sah er zu, wie die Ladies ihre Weinflaschen leerten und unter Gelächter und deftigen Bemerkungen eine

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