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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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den Beinen; doch kaum hatte sich die Staubwolke etwas gelichtet, als er schon hinunterrannte zu der Stelle, wo vorher der Korridor aus dem Canyon ins Freie mündete. Er hatte schon den halben Weg dorthin zurückgelegt, als ihm sein mächtiger Hengst mit rollenden Augen und zurückgelegten Ohren entgegenkam. Lee drückte den Kopf des Pferdes gegen seine Brust und redete mit ihm, um es zu beruhigen.
    »Wofür, zum Teufel, sollten diese Bären gut sein?« rief Lee Blair zu, die ihm auf den Fersen geblieben war. Sie konnten die Schreie der Männer im Canyon hören, und die Schüsse, die sie in die noch über der Schlucht hängende Staubwolke hineinjagten.
    »Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich wußte, daß du mich bestimmt wieder bevormunden würdest — ; aber das Ganze dauerte mir zu lange«, erwiderte sie ziemlich heftig, weil sie sich nicht von ihm einschüchtern lassen wollte. »Taggert hätte längst wieder zurück sein müssen. Ich wußte, es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Banditen unser Versteck entdeckt hätten und wir von einem Dutzend schwerbewaffneter Männer in der Hütte belagert würden. Und aus dieser Schlucht kommen sie auch ziemlich leicht wieder heraus — selbst ich hätte es fast geschafft, aus dem Canyon herauszuklettern. Aber ich dachte mir, vielleicht könnten die Bären die Banditen eine Weile aufhalten, wenn ich sie im rechten Moment auf sie losließe. Ich hoffe nur, daß keiner den Bären etwas antut. Sie haben es doch nur auf den Honig abgesehen.«
    Lee hatte dazu eine Menge zu sagen; aber dafür reichte jetzt die Zeit nicht. So beschränkte er sich auf die Bemerkung: »Ich habe noch keine Frau gekannt, der das Gefühl für Gefahr derart fehlte wie dir. Ist dir nicht der Gedanke gekommen, daß die Bären über dich herfallen könnten?«
    Sie reckte das Kinn in die Luft. »Hast du an Gefahr gedacht, als du das Dynamit geklaut hast?«
    Er packte sie am Arm, noch nicht bereit, ihr zu verzeihen. »Weiß der Teufel, was du alles anstellst, wenn ich dich hier zurücklasse, um den Sheriff zu holen . . .«
    Dieser Sorge wurde er allerdings enthoben; weil in diesem Moment der Sheriff mit sechs Männern den Berg heraufgeklettert kam. Er rief, ganz außer Atem:
    »Sind Sie unverletzt, Doc?« Trotz seiner grauen Haare war er noch gut in Form, und er hatte den Weg hier herauf zum Canyon in Rekordzeit geschafft. Als Taggert ihm die Schlucht beschrieb, hatte er sofort gewußt, wo sie war und wie er dort hingelangte. Und er kannte auch besser als jeder andere in der Stadt Leanders Neigung, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
    »Taggert erzählte mir, daß Sie in Schwierigkeiten sind.«
    Im nächsten Moment fiel ihm die Kinnlade herunter, als er über den Rand der Schluchtwand schaute. Die Leute dort unten sahen aus wie Spielzeuge, als sie an den Felsen entlangliefen und nach einem Loch suchten, durch das sie entweichen konnten.
    »Haben Sie das gemacht, Doc?«
    »Ich und die Mistress«, sagte Lee in einem so komisch nasalen Ton, daß Blair kichern mußte.
    Der Sheriff zog sich wieder vom Schluchtrand zurück, während seine Männer dort Posten bezogen. »Laßt mir keinen von ihnen entwischen!« rief er über die Schulter, als er sich vor Leander und Blair aufbaute und zwischen beiden hin- und hersah.
    »Mir scheint, da hast du jemand gefunden, der dir ebenbürtig ist, mein Junge«, sagte der Sheriff und fuhr mit grollender Stimme fort: »Warum konntest du nicht auf mich warten? Warum mußtest du das Gesetz in deine Hände nehmen? Jemand hätte dabei verletzt oder gar getötet werden können. Diese Leute da unten sind Mörder. Und ihre französische Anführerin ist tückisch wie eine Klapperschlange. Ich habe dich schon einmal gewarnt, daß du von solchen Sachen die Finger lassen solltest. Sonst könnte es passieren, daß du eines Tages von so einem Unternehmen nicht mehr lebend nach Hause zurückkehrst.«
    »Was meint er damit?« wisperte Blair. »Wovon redet er eigentlich?« Sie hatte den Sheriff schon als Kind gekannt, und er hatte noch nie ein unfreundliches Wort zu ihr gesagt.
    »Warum kommen Sie erst jetzt? Warum haben Sie so lange dazu gebraucht?« gab Lee zurück, Blairs Fragen und den Zorn des Sheriffs ignorierend. »Wir hatten schon befürchtet, daß Taggert etwas zugestoßen sei.«
    »Eine Kugel hat ihn am Kopf gestreift, und er war ein paar Stunden bewußtlos. Deswegen hat es so lange gedauert, mein Junge. Wir haben nämlich erst vor zwei Stunden erfahren, daß du die Chefin dieser

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