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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sie rannten im Schatten der Wohnbaracken von einer Deckung zur anderen, und Blair spürte, wie ihr Herz vor Aufregung heftig klopfte.
    »Wir müssen zuerst in den Laden der Bergwerksgesellschaft einbrechen. Ich brauche eine Brechstange, um damit das Schloß am Dynamitschuppen zu sprengen.«
    Sie bewegten sich geduckt auf die Rückseite eines großen Gebäudes zu, das sich fast im Zentrum der kleinen Minenstadt befand. Dreimal mußten sie sich hinter Pfosten und Regenfässern verstecken, als Leute vorbeikamen.
    »Blair«, flüsterte Lee. »Ich muß diese Scheibe einschlagen. Ich möchte, daß du lachst, um das Geräusch zu übertönen — so laut lachst wie eine Pro . . ., eine Lady der Nacht. Niemand wird sich an einem so vertrauten Geräusch stören; aber wenn eine Scheibe klirrt, kommen sie von allen Seiten herbeigerannt.«
    »Leander«, sagte sie steif, »ich bin nicht so erfahren wie du. Ich habe keine Ahnung, wie eine Lady der Nacht lacht.«
    »Verführerisch. Als wolltest du mich in den Wald locken, damit du mit meinem Körper angenehme Sachen machen kannst.«
    »Das sollte nicht schwer sein«, sagte sie und meinte es auch so. Lee wickelte sich ein Taschentuch um die Hand und holte aus, um die Scheibe einzuschlagen. »Bist du bereit? — Jetzt!«
    Blair warf den Kopf in den Nacken und ließ ein kehliges Lachen hören, das von den Wänden widerhallte. Und Lee schien tief beeindruckt, als er sie jetzt ansah, während er durch das Loch in der Scheibe langte.
    »Ich werde dich so bald wie möglich beim Wort nehmen«, sagte er leise und drehte den Schlüssel um, der innen im Schloß steckte. »Stell dich dorthin und mach dich bereit, sofort loszurennen, wenn uns jemand sieht.«
    Blair stellte sich links neben die Tür und sah zu, wie Lee durch den Lagerraum ging und nach einer Brechstange Ausschau hielt. Hinter ihr standen gestapelte Konserven, Berge von Mehlsäcken und Kisten mit Zwieback. Auf einem Regal entdeckte sie sechs kleine Fässer mit Honig. Als Blairs Blick darauf fiel, lächelte sie, weil sie nun an die beiden Bären denken mußte.
    Plötzlich, ohne eine bestimmte Absicht damit zu verbinden, bückte sie sich zu einem Haufen von Rucksäcken hinunter, die vor ihr auf dem Boden lagen, hob einen davon auf, holte zwei von den Honigfäßchen vom Regal, tat sie in den Rucksack und schnallte sich diesen auf den Rücken. Neben dem Einwickelpapier lag ein Bleistift auf der Theke, und sie riß rasch eine Ecke von dem Papier ab und begann zu schreiben.
    »Was schreibst du denn da?« forschte Leander.
    »Einen Schuldschein natürlich. Morgen mittag wird bestimmt die ganze Stadt wissen, daß wir einen halben Berg weggesprengt haben, und die Leute werden dann verstehen, daß wir uns vorher erst das Dynamit dafür beschaffen mußten. Es sei denn, du trägst immer eine Flasche voll Nitroglyzerin in deiner Arzttasche mit dir herum. Du hattest doch wohl nicht die Absicht, die Sachen mitzunehmen, ohne zu hinterlassen, wer sie mitgenommen hat? Dann würde man Unschuldige dafür verantwortlich machen.«
    Leander blickte sie einen Moment an. »Gut überlegt«, sagte er schließlich. »Morgen gibt es keinen Grund mehr, die Sache geheimzuhalten. Aber ich möchte nicht heute nacht verhaftet werden. Laß uns gehen. Moment — was hast du denn da auf dem Rücken?«
    »Honig«, antwortete sie und gab ihm keine Gelegenheit zu weiteren Fragen mehr, bis sie den Laden wieder verlassen hatten. Er drehte den Schlüssel im Schloß des Ladenraums herum, so daß er von innen wieder abgesperrt war, und wenn nicht jemand kam und die Hintertür des Ladens mit einer Laterne ableuchtete, würde man den Einbruch vor morgen früh bestimmt nicht entdecken.
    Lee führte sie durch das Lager zurück zum Rand der Bergwerksstadt, und dabei fiel ihr auf, daß er sich hier unheimlich gut auszukennen schien. Aber hatte sie nicht von Houston gehört, daß er manchmal auch verletzte Bergarbeiter behandelte?
    Sie gingen über eine mit Schlacke befestigte Straße, die unter ihren Sohlen knirschte, und der Nachtwind blies ihnen Kohlenstaub in die Augen. Jenseits der Bahngeleise, hinter einer fünfzehn Meter hohen Abraumhalde und einer langen Reihe von Öfen, wo der Schwefel aus der Kohle herausgebrannt wurde, befand sich der Schuppen mit den Sprengstoffen.
    Während sich Blair den Ruß aus den Augen rieb, sprengte Lee das Vorhängeschloß mit der Brechstange. Er zog die Tür auf, stopfte sich die Dynamitstangen unter das Hemd und verschloß die Tür wieder mit

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