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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und aus dem Zimmer gehen wollte, rief ihr Lee mit vollem Mund nach: »Du kannst ihr von mir ausrichten, daß ich sie um elf Uhr abholen werde — und einen Picknickkorb mitbringe.«
    Reed blieb am Tisch sitzen, zündete seine Pfeife an — was er sonst erst nach dem Lunch zu tun pflegte — und sah seinem Sohn beim Essen zu. In der Regel war Leander ein methodischer, langsamer Esser; doch heute schlang er sein Frühstück hinunter, als stünde eine Hungersnot vor der Tür. Er schien weit weg zu sein mit seinen Gedanken, versponnen in eine Welt des Glücks mit Plänen für die Zukunft.
    »Ich trage mich noch immer mit dem Gedanken«, sagte Lee und biß in eine dicke Weißbrotschnitte, »ein Krankenhaus für Frauen einzurichten. Tatsächlich hat mich Houston wieder auf die Idee gebracht. Vielleicht wird es Zeit, daß ich mich mit den Bauplänen dafür beschäftige; oder vielleicht kaufe ich auch das alte Lagerhaus am Ende der Archer Avenue. Es ist ein solides Gebäude aus Stein, und wenn ich etwas Geld investiere für die Umbauten, könnte es genau das werden, was ich mir vorgestellt habe.«
    »Houston hatte diese Idee?«
    »Nicht eigentlich; nur die Anregung dazu. Ich muß jetzt gleich ins Krankenhaus, und anschließend treffe ich mich mit Houston. Wir sehen uns dann spätestens beim Abendbrot.« Leander nahm sich rasch einen Apfel vom Büffet, blieb dann unter der Tür noch einmal stehen und blickte auf seinen Vater zurück. »Danke, Papa«, sagte er, als wäre er noch ein Kind. Tatsächlich erinnerte er Reed heute sehr an diesen unbeschwerten Jungen, der er gewesen war, als er sich noch nicht mit Heiratsabsichten trug.
    Im Krankenhaus summte er den ganzen Morgen hindurch leise vor sich hin, und seine Fröhlichkeit wirkte ansteckend. Bald gab es im Hospital nur noch lächelnde Ärzte und Helfer, und niemand klagte wie sonst über zu schwere oder zu viele Arbeit. Am meisten profitierte die junge Prostituierte, die sich am Abend zuvor umbringen wollte, von Lees guter Laune. Er sprach mit ihr darüber, wie schön das Leben sein könne, besorgte ihr dann eine Stellung als Schwester in der Frauenklinik und versprach ihr, sie auch in Zukunft zu fördern und ihr beizustehen, sobald sie Hilfe brauche.
    Zehn Minuten vor elf sprang er in seine Kutsche und fuhr zu Miss Emilys Teestube, um den Picknickkorb abzuholen, den er bei Miss Emily bestellt hatte.
    »Also ist es wahr«, sagte Miss Emily und lächelte, so daß ihr rosig-weißes Gesicht unzählige kleine Knitterfältchen bekam wie ihre Papierservietten. »Nina hat den ganzen Vormittag über nur von ihrem liebeskranken Bruder geredet.«
    »Meine Schwester redet überhaupt zu viel«, sagte Lee, lächelte aber dabei. »Ich kann nichts Außergewöhnliches daran finden, wenn ich glücklich bin, weil ich die schönste Frau der Welt heirate. Aber ich muß wieder weiter!« rief er und war schon wieder aus dem Laden.
    Er ließ Pferd und Kutsche in der Obhut von Gates’ Stalljungen, Willie, zurück, war mit drei langen Sätzen oben an der Haustür und wollte gerade den Klopfer betätigen, als eine Stimme aus der vom Licht abgewandten Seite der Veranda kam: »Du kannst eintreten. Sie erwarten dich bereits.«
    Leander suchte den Schatten unter dem Vordach mit den Augen ab, bis er Blair dort sitzen sah, die rasch ihr Gesicht zur Seite drehte. Nicht schnell genug, daß er nicht die nassen Streifen auf ihren Wangen bemerkt hätte und das aufgelöste strähnige Haar. Er trat zu ihr und fragte: »Was hast du? Ist Houston etwas zugestoßen?«
    »Ihr geht es großartig«, gab Blair gereizt zurück und wollte sich von der Bank erheben.
    Lee faßte sie am Arm. »Ich möchte, daß du dich hierher ins Licht setzt, damit ich dich betrachten kann. Du siehst krank aus.«
    »Laß mich in Ruhe!« rief sie. Und dann, halb schluchzend, halb schreiend: »Faß mich ja nicht an!« Sie schlug seine Hand weg, rannte an ihm vorbei die Treppe hinunter und verschwand um die Hausecke.
    Während ihr Lee noch verblüfft nachschaute, trat Houston auf die Veranda und sagte, sich ihre weißen Netzhandschuhe überstreifend: »War das Blair, die eben so laut geschrien hat? Es hat doch hoffentlich nicht schon wieder Streit zwischen euch gegeben?«
    Lee drehte sich mit dem Ausdruck höchsten Entzückens zu ihr um. Seine Augen glitten an ihrem Körper auf und nieder, als könnten sie sich nicht satt sehen an ihr. »Es war Blair«, sagte er endlich, ihre erste Frage beantwortend.
    »Gut«, sagte Houston, »ich hoffte, du

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