Herz aus Feuer
der Frauen behandelt, die sich ihre Krankheiten nur einbilden.«
»Und wie wäre es mit Blair?« fragte sie gespannt.
»Blair? Aber sie ist doch nur eine . . .« Er brach mitten im Satz ab, als er den Ausdruck in ihren Augen sah. »Vielleicht. Wenn sie mit ihrer praktischen Ausbildung fertig ist. Wir wollen aber jetzt nicht mehr von ihr reden. Komm her zu mir.«
»Nein, du mußt mich jetzt nach Hause . . .«
»Houston!« fiel er ihr heftig ins Wort. »Soll das ewig so weitergehen? Willst du dich mir noch immer verweigern?« Seine Stimme verriet seinen wachsenden Ärger. »Wird sich das auch nicht ändern, wenn wir heiraten sollten?«
»Sollten?« flüsterte Blair. »Wenn wir heiraten sollten?« Was hatte sie getan, daß dieses Ereignis auf einmal in Frage gestellt wurde? Hatte ein Abend mit Blair genügt, seinen Entschluß umzustoßen? Brachte Houston ihm eine viel größere Wärme entgegen, so daß er ihre Reaktionen heute abend als unverzeihlich kühl empfand?
»Wir wollten uns doch nicht mehr streiten, mein Engel.« Er öffnete seine Arme für sie.
Blair zögerte einen Moment. Hatte ihr Houston nicht eingeschärft, daß sie sich nicht mit Lee anlegen dürfe? Nur noch ein, zwei Küsse, dann würde er wieder versöhnt sein und sie nach Hause in Sicherheit bringen.
Sie ging zu ihm, ließ sich von seinen Armen umfangen, ihren Körper an den seinen drücken, und als er anfing, sie zu küssen, existierten nur noch sie beide auf der Welt.
Leander hielt sie so fest, als fürchtete er, sie könnte sich in Luft auflösen, wenn er sie losließe; und Blair war sich nur zu deutlich bewußt, daß sie wahrscheinlich nie mehr diesem Mann so nahe sein konnte, der solche unglaublichen Gefühle in ihr weckte. Sein Mund hielt den ihren gefangen, als sie sich an ihn klammerte, gab ihre Lippen nicht mehr frei, als hinge sein Seelenheil daran.
Als seine Hände zu ihrem Rücken gingen und seine geschickten, feinfühligen Chirurgenfinger die Ösen und Häkchen zu öffnen begannen, dachte sie nicht mehr daran, ihm das zu verwehren. Das Kleid glitt an ihren Achseln hinunter, und als ihre Schultern sichtbar wurden, küßte er sie und streichelte ihre Haut, daß ihr wohlige Schauer über den Rücken liefen.
Es dauerte nur Sekunden, bis das Kleid gänzlich von ihr abfiel, und das Knistern des pinkfarbenen seidenen Unterrocks zwischen ihnen fachte ihre Leidenschaft noch stärker an. Leanders lange Beine bewegten sich über den steifen Seidentaft, schoben ihn zur Seite und lösten ihn von ihrem Körper.
Blair konnte ihre Lippen nicht von seinem Mund trennen, und ihre Hände fuhren durch sein langes, sauberes Haar, das einen erregenden, männlichen Duft verströmte. »Leander«, flüsterte sie, während seine Lippen über ihren Arm glitten und seine Hände sie von zwei weiteren Unterröcken befreiten. Satin, Seidentaft und ein weiches Gespinst aus feiner Baumwolle bauschte sich um die beiden und umschloß sie wie ein Kokon im warmen Licht des Kaminfeuers.
Seine Hände auf ihrem Körper schienen überall zugleich zu sein, sie streichelnd, liebkosend, ihre Kleider mit unglaublicher Behutsamkeit entfernend. Und als seine Hand auf ihrem Bein lag und sacht an ihrem Seidenstrumpf hinaufglitt, während er ihr Ohrläppchen küßte, wurde ihr bewußt, daß er noch voll bekleidet war, und sie zupfte an seinem Jackett.
Da begann er, sich auch seiner Kleider zu entledigen; aber nicht mit dieser rücksichtsvollen Behutsamkeit wie bei ihr, sondern hastig und gewaltsam, als brannten sie ihm auf der Haut.
Auf der medizinischen Hochschule hatte Blair viele nackte Männer gesehen, und einmal hatte auch Alan in ihrer Gegenwart sein Hemd gewechselt und seinen Oberkörper entblößt; doch noch nie hatte sie einen warmen, lebendigen Mann mit sonnenverbrannter Haut und einem solchen Feuer in den Augen auf sich zukommen sehen wie Lee in diesem Augenblick. Einen Moment wich sie vor ihm zurück, als er schon die Arme hob, um sie wieder zu umfangen.
Da war ein kurzes, verunsichertes Flackern in seinen Augen, als sie vor ihm zurückwich; doch Blair bemerkte es nicht. Sie sah nur Lees Körper - diese herrliche Haut, die sich um seine runden, stark bemuskelten Schultern spannte, über seine breite Brust und seine straffe, flache Magengrube.
Neugierig wanderte ihr Blick weiter nach unten, um den Unterschied festzustellen zwischen einem lebendigen und toten Mann — denn bis zu diesem Moment war ihr noch kein lebendiger nackter Mann vor die Augen
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