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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nur bekümmert an.
    Lee ging von ihr fort und ließ sich schwerfällig auf einen Felsblock nieder. »Hast du gestern abend den Platz mit deiner Schwester getauscht?« fragte er leise. »Habe ich den Abend mit Blair und nicht mit dir verbracht?«
    Sie flüsterte, kaum noch vernehmbar: »Ja.«
    »Ich hätte es merken müssen. Gleich anfangs, als ich zu der Selbstmörderin gerufen wurde und sie genau wußte, was zu tun war in so einem Fall. Und dann kannte sie nicht mal das Haus, das ich für sie gekauft habe — für dich. Ich glaube, ich wollte es gar nicht wissen. In dem Augenblick, als sie zu mir sagte, sie wollte mich begleiten, um zu sehen, ob sie mir vielleicht bei der Behandlung helfen könne, habe ich mich so närrisch darüber gefreut, daß ich jeden Argwohn vergaß. Ich hätte es merken müssen, als ich sie küßte .. .«
    Er holte tief Luft.
    »Zum Henker mit euch! Ihr habt euch wohl höllisch darüber gefreut, mich zum Narren halten zu können!«
    »Lee«, sagte Houston, die Hand auf seinem Arm.
    Er drehte sich wütend zu ihr um. »Wenn du weißt, was für dich gut ist, sagst du jetzt nichts. Ich weiß nicht, was euch dazu trieb, mir einen so kleinen, schmutzigen Streich zu spielen. Aber ich kann dir versichern, daß ich für solch einen Ulk kein Verständnis habe. Nachdem du und deine Schwester euch so gut auf meine Kosten amüsiert habt, muß ich mir überlegen, welche Konsequenzen dieser Abend für mich hat.«
    Er schubste sie förmlich in die Kutsche hinein, schlug seinem Pferd die Peitsche um die Ohren und raste in die Stadt zurück. Vor dem Chandler-Haus stieg er nicht vom Bock, um Houston aus der Kutsche zu helfen, sondern sie mußte selbst Zusehen, wie sie mit ihren drei Lagen Unterröcken heil auf den Boden kam. Oben auf der Veranda wurde sie bereits von Blair erwartet, deren Gesicht ganz aufgedunsen war vom stundenlangen Weinen. Leander streifte sie mit einem wütenden und sogar ein wenig gehässigen Blick, ehe er seinem Pferd wieder die Peitsche gab und davonpreschte.
    Vor dem Haus seines Vaters hielt er nur so lange an, wie es dauerte, den Einspänner gegen einen gesattelten Rotschimmel einzutauschen, den er dann im rasenden Galopp direkt auf die Berge zutrieb. Er wußte nicht, wohin er ritt — nur daß er weg mußte aus der Stadt, um nachdenken zu können.
    Er kletterte mit seinem Pferd, bis es nicht mehr weiterkonnte, stieg dann aus dem Sattel und führte es schnurgerade über Steine, durch Schluchten, Kakteen und tückisches Dornengesträuch hügelan. Als er schließlich den Scheitel eines Berges erreichte und nicht mehr höher steigen konnte, zog er das Gewehr aus dem Sattelschuh, stemmte den Kolben auf den Oberschenkel und jagte das ganze Magazin in die Luft. Als die kreischenden Vögel sich verzogen hatten, schrie er aus voller Lunge, um sich von seinem Ärger und seiner Enttäuschung zu befreien:
    »Verflucht seist du, Blair — zur Hölle verflucht!«
    Die Sonne ging gerade unter, als Reed Westfield in die Bibliothek kam. Als er das Licht anknipsen wollte, sah er eine von diesen dünnen Zigarren aufglimmen, die sein Sohn rauchte.
    »Lee?« fragte er, während er den Lichtschalter bediente. »Das Krankenhaus rief an. Sie haben dich überall gesucht.«
    Leander schaute nicht auf. »Haben sie jemand gefunden?«
    »Das haben sie.« Reed blickte seinen Sohn forschend an. »Was ist aus dem Mann geworden, der heute morgen das Haus verließ? Sollte Houston etwa bereut haben, was gestern nacht geschah? Frauen tun das manchmal. Deine Mutter . . .«
    Lee sah mit trüben Augen zu seinem Vater hoch. »Verschone mich mit weiteren Ratschlägen, wie ich Frauen behandeln sollte. Ich glaube, das könnte ich nicht mehr ertragen.«
    Reed setzte sich. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Lee schnippte die Asche von der Zigarre. »Ich glaube, daß jeden Moment die Hölle losbrechen kann, wie man so schön sagt. Gestern abend« — er stockte, um Luft zu holen und sich zu beruhigen —, »gestern abend beschlossen die Chandler-Zwillinge, sich einen Scherz mit mir zu erlauben. Sie hielten es für einen großartigen Spaß, die Plätze zu tauschen und auszuprobieren, ob sie diesen armen dummen Leander zum Narren halten könnten. Das ist ihnen ziemlich gut gelungen.«
    Er drückte die Zigarre in einem Aschenbecher aus, stand auf und trat ans Fenster. »Ich wurde gründlich genarrt, und das nicht etwa, weil Blair die Rolle ihrer Schwester so perfekt gespielt hätte. Tatsächlich hat sie nichts anderes getan, als

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