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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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du noch lange kein Recht dazu, dich ungezogen zu benehmen. Nicht in meinem Haus!«
    Dieser Mann überschritt für Blairs Geschmack wieder einmal die Grenze des Zumutbaren. »Seit wann ist das dein Haus?« brauste sie auf. »Mein Vater hat. . .«
    In diesem Augenblick trat Blairs Schwester Houston ins Zimmer, stellte sich zwischen sie und warf Blair einen flehenden Blick zu. »Ich glaube, das Abendessen kann jeden Moment serviert werden. Wollen wir nicht schon hinübergehen?« sagte sie mit ihrer kühlen, reservierten Stimme, die Blair inzwischen genauso auf den Geist ging wie Mr. Gates’ Pöbeleien.
    Blair nahm ihren Platz an dem großen Mahagonitisch ein, gab auf die im gereizten Ton vorgetragenen Fragen von Mr. Gates einsilbige Antworten und beschäftigte sich in Gedanken mit ihrer Schwester.
    Blair hatte sich auf ihre Rückkehr nach Chandler gefreut, auf ein Wiedersehen mit der Mutter, der Schwester und den Spielgefährten ihrer Kinderzeit. Seit ihrem letzten Besuch zu Hause waren fünf Jahre vergangen. Damals war sie siebzehn gewesen und voller Enthusiasmus, da sie nach ihrem Abstecher nach Chandler mit ihrem medizinischen Studium beginnen sollte. Vielleicht war sie damals zu sehr in ihren eigenen Gedanken versponnen gewesen, um die Atmosphäre wahrzunehmen, in der Mutter und Schwester lebten.
    Doch diesmal spürte sie schon den Druck, als sie gerade erst aus dem Zug gestiegen war. Houston hatte sie vom Bahnhof abgeholt, und Blair war überzeugt, in ihrem Leben noch keinem vollkommeneren Beispiel einer harten, frigiden, unbeugsamen Frau begegnet zu sein. Sie glich einem aus Eis geformten weiblichen Schönheitsideal.
    Es gab weder eine überschwengliche Begrüßung auf dem Bahnhof noch einen Austausch von Vertraulichkeiten in der Kutsche auf dem Weg zur Villa Chandler. Blair versuchte mit Houston ins Gespräch zu kommen; empfing aber nur einen kühlen, geistesabwesenden Blick. Selbst der Name von Leander, Houstons Verlobten, ließ keine Herzlichkeit zwischen ihnen aufkommen.
    Die Hälfte des Wegs saßen sie sich stumm gegenüber, Blair mit ihrer neuen Arzttasche auf dem Schoß, an die sie sich klammerte, als wollte man sie ihr entreißen. Sie blickte durch das Wagenfenster, während sie durch die Innenstadt fuhren.
    In den fünf Jahren seit ihrem letzten Besuch hatte sich Chandler gewaltig verändert. Sie hatte das Gefühl, als wäre hier noch alles im Aufbruch und Wachsen begriffen; während die Städte an der Ostküste schon geprägt waren von einem gewaltigen Traditionsbewußtsein.
    Die Häuser mir ihren falschen Fassaden — der viktorianischen Architektur des Westens, wie jemand diesen Baustil einmal genannt hatte — waren neu oder noch in Bau. Chandler war nichts als ein hübsches Stück Land gewesen mit reichen Kohlevorkommen dicht unter der Erdoberfläche, als William Chandler hierherkam. Damals hatte es keine Eisenbahn gegeben, kein Stadtzentrum, keinen Namen für die paar Handelsposten, bei denen eine Handvoll Viehzüchter, die sich in der Umgebung niedergelassen hatten, ihre Waren bezogen. Bill Chandler sollte diesen Zustand bald gründlich ändern.
    Als sie in die Auffahrt des Chandlerhauses einbogen— oder der Villa Chandler, wie die Leute hier das Haus zu bezeichnen pflegten —, sah Blair mit einem vergnügten Lächeln an der Fassade des dreistöckigen Gebäudes empor. Der Garten, den ihre Mutter angelegt hatte, prangte im üppigen Grün, und sie konnte die blühenden Rosen riechen. Eine Treppe führte nun vom Gehsteig zum Haus hinauf, da der Hügel teilweise eingeebnet worden war der neuen Pferdebahn wegen; doch sonst hatte sich hier kaum etwas verändert. Sie trat unter das Vordach der breiten Veranda, die sich um das ganze Haus herumzog, und durch eine der beiden Vordertüren.
    Blair weilte keine zehn Minuten unter dem Dach dieses Hauses, und sie hatte die Ursache für Houstons verändertes Wesen entdeckt.
    In der Halle stand ein Mann von einer Kompaktheit, um die ihn wohl auch ein selbstbewußter Felsblock beneiden mußte - und dem Blick, mit der er ihr entgegensah, deckte sich mit seiner Erscheinung.
    Blair war zwölf gewesen, als sie zu ihrem Onkel und ihrer Tante nach Pennsylvania zog, um sich auf ein medizinisches Studium vorzubereiten. Und mit den Jahren hatte sie offenbar vergessen, was für ein Tyrann ihr Stiefvater war. Schon bei der Begrüßung, als sie ihm mit einem freundlichen Lächeln die Hand reichte, gab er ihr zu verstehen, was für eine schlimme Frau sie sei und daß er ihr

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