Herz des Himmels (German Edition)
kleiner Kerzenleuchter hing an der Decke und sehr viele Lampen standen entlang der Wände. In der rechten Ecke befand sich der Aufzug, von dessen Existenz Kaithlyn nichts gewusst hatte. Ein kurzer Flur, eine letzte Tür, dann standen sie endlich auf dem Dach. Kaithlyn hatte sich das Dach mehr wie ein Dach vorgestellt, zumindest sah es von außen nie besonders aus, was daran lag, dass es zur Rückseite des Gebäudes hin abfiel. Sie gingen eine kleine Rampe hinunter und die Schiffe traten in ihr Blickfeld. Eine Hälfte des Anlegeplatzes war mit Glas überdacht worden, in dem etwas verteilt lag, dass aussah, wie die Bauteile eines neuen Schiffs. Die andere Hälfte war umzäunt und bot Platz für zwei Haltevorrichtungen, in denen ein kleines und ein großes Schiff lagen. Kaithlyn hatte noch nie ein Luftschiff aus der Nähe gesehen und war tief beeindruckt.
Kaine machte sich bereits an dem Kleineren der beiden zu schaffen. Es hatte drei mächtige Segel, die alle durch Taue miteinander verbunden waren und einen riesigen Hauptmast, an dem am obersten Winkel, eine lange, glänzende, purpurrote Fahne schlaff herabhing. Das Boot war aus sehr dunklem Holz. Der Bug trug eine eiserne Fassung, an der ein rundes Holzstück die Spitze bildete. Auf dem Oberdeck erhob sich eine Art Steuerdeck, auf der sich das Steuerrad befand. Ein breites, hohes Geländer umzog das Boot, zu allen Seiten. An den Innenseiten waren rundherum blanke Sitzbänke, unter denen man Gepäck verstauen konnte. Unter Deck befanden sich drei Kajüten, die mit einem Bett, einem kleinen Tisch und Kerzenleuchten ausgestattet waren.
Dunkelheit hatte sich inzwischen über die Insel gesenkt. Der Wind heulte, peitschte jedem von ihnen eisige Kälte ins Gesicht. Diese Nacht würde sehr ungemütlich werden.
„Weißt du mittlerweile, wie wir zurückkommen?“, fragte Kaine.
„Lass das mal meine Sorge sein“, antwortete Kaithlyn, mit einem flauen Gefühl im Magen. Kaine beäugte sie misstrauisch.
„Ich brauche Hilfe beim Segeln.“
„Ich helfe, so gut ich kann.“
„Wir alle“, fügte Rose hinzu. Nachdem alles unter Deck verstaut war und jeder einen Platz gefunden hatte, ging es los. Kaithlyn zog Rose´ Kompass hervor. Rose, die neben ihr saß, hatte alle Mühe die Karte festzuhalten, denn bei dem heftigen Wind drohte sie jedes Mal davon zufliegen. Erst als Kaine das Windschild aktivierte, dass sich in Form von Mercudimagie, wie ein Film über das Schiff legte, schaffte Rose es, sich die Karte einzuprägen.
„Ich habe mir die Richtung gemerkt, wir können los. Nach Osten.“
Bei der nächsten, mächtigen Böe riss Kaine das Tau los und das Schiff hob ab. Kaithlyn wusste nur ungefähr, wie ein Luftschiff funktionierte. Sie hatte sich nie genauer damit auseinandergesetzt, weil es bisher nicht nötig gewesen war. Soweit sie wusste, wurden Luftschiffe ausschließlich mit Mercudimagie betrieben. Sie hatten einen Motor, der mit der Energie, der Magie betrieben wurde, welche wie eine Batterie funktionierte, die eine lange Lebensdauer hatte. Sie stellte sich das Ganze ein wenig, wie den Fluchbrecher vor, einen Apparat, der hohl war und mit wirbelnder Magie gefüllt, obwohl das in ihren eigenen Augen unlogisch klang. Bei Gelegenheit, würde sie Rose danach fragen. Kaithlyn beschäftigte sich nun lieber mit ihrem Kompass. Sie las das Ziffernblatt. Sie erinnerte sich genau an die Eigenarten der Zeiger, denn sie hatte sich zuvor die Inschrift des Zettels gut eingeprägt.
Zeiger eins: der Glimstein, zeigt Spuren der Magie
Zeiger zwei: Sternenstaub, orientiert sich am Kometensystem
Zeiger drei: Errebenknochen, misst die Winde der Lüfte
Zeiger vier: Kobold Gold, orientiert sich an den Himmelrichtungen
Kaithlyn orientierte sich am dritten und vierten Zeiger. Natürlich hatte das Schiff eigene Instrumente, zum Messen der Himmelsrichtungen, aber Kaithlyns Kompass war eine Sonderanfertigung und sie wollte daran glauben, dass er wichtig war, dass auch sie etwas zur Reise beitragen konnte.
Kaine hielt das Ruder. Er schien sich damit gut auszukennen, denn er hielt es mit einer solchen Leichtigkeit, dass es fast so aussah, als täte er nichts.
„Wir brauchen einen halben Tag bis nach Alfoid“, rief Rose durch das Fauchen des Windes hindurch, dass trotz des Schildes unnatürlich laut war. So hoch oben in der Luft, hatten sie es mit Windstärken zu tun, die es auf der Erde in dieser Form nicht gab. „Aber, wenn der Wind weiter so hält, sind wir sogar
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