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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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anderen Ausweg sähest.«
    Roselynne hob unmerklich das Kinn und schenkte Ryan of Hythe ein leichtes Lächeln. Jetzt, mit den geschärften Sinnen ihres eigenen Leids, begriff sie, was ihre Schwester für diesen Mann fühlte. Er verdiente wenigstens einen Teil der Wahrheit.
    »Sag ihnen, dass ich sie um Verzeihung bitte. Wenn ich die richtigen Worte gefunden hätte, dann hätte ich sie geschrieben. So kann ich mich nur auf Tatsachen beschränken, die ich dir gern von Angesicht zu Angesicht wiederhole. Ich habe meinen Frieden an diesem heiligen Ort gefunden.«
    Ihre ruhige, noble Erscheinung bestätigte diese Worte auf eindrucksvolle Weise.
    »Du hast wirklich den Schleier genommen?«
    Roselynne wagte nicht zu lügen. Sie hatte genügend Schuld auf sich geladen. Inzwischen schreckte sie vor jeder weiteren Unwahrheit zurück.
    »Ich werde die Gelübde im kommenden Sommer sprechen. Im Augenblick bin ich noch Novizin dieses Klosters, aber denk nicht, dass ich in meinem Entschluss wankend werde.«
    ITilflos wandte sich der Ritter an die ältere Klosterfrau, die den Disput in einer Mischung aus Staunen und Resignation verfolgte. »Könnt Ihr das zulassen, ehrwürdige Mutter? Sie ist die Tochter eines Edelmannes!«
    »Viele meiner Mitschwestern stammen aus noblen Häusern«, entgegnete die Klosterfrau eine Spur empört. »Aber wisst Ihr denn nicht, dass der Himmel unterschiedslos jede Seele aufnimmt, die sich entschließt, ihr Leben der Armut und dem Gebet zu widmen?«
    »Herrgott noch mal«, wandte sich Ryan of Hythe in seiner Ratlosigkeit gereizt wieder an Roselynne, und es schwang keine christliche Demut in seinen Worten. »Nenn mir einen Grund, weshalb ich glauben soll, dass du wirklich meinst, was du sagst! Hast du vergessen, wie gern du lebst? Wie viel Freude du empfindest, wenn du die Kinder deiner Schwester in den Armen hältst? Willst du wirklich darauf verzichten, selbst Gattin und Mutter zu werden?«
    Es war das falsche Argument. Er sah es daran, wie das blasse Gesicht versteinerte und die schmale Gestalt ein wenig schwankte. Auch die Äbtissin hatte unwillkürlich die Hand gehoben. Alles gemeinsam veranlasste ihn dazu, Roselynne ein zweites Mal und noch genauer anzusehen. Nicht nur das makellose Antlitz, sondern auch die ganze Person zu betrachten, die in der riesigen, düsteren Kutte fast verschwand. Trotz allem strahlte sie ein heimliches Leuchten aus, das sie vorher nie besessen hatte. Eine frauliche Wärme, eine verwirrende sanfte Entschiedenheit, die ihn seltsamerweise an seine schöne Gemahlin erinnerte.
    Sophia-Rose verströmte die gleiche Bestimmtheit, gepaart mit nachsichtiger Geduld, wenn sie sich Rufus zuwandte, dem Ältesten seiner wachsenden Kinderschar. Einem Knaben, der ein Koboldlächeln mit dem Temperament eines durchgehenden Pferdes verband. Sie liebte alle ihre Kinder, aber Rufus besaß einen besonderen Platz in ihrem Herzen. Dabei war sie nie schöner als in jenen Augenblicken, wenn sie ihm einmal mehr mitteilte, dass die leidenschaftliche Liebe, die sie verband, erneut Früchte getragen hatte.
    Die Ahnung, dass auch Roselynnes Leuchtkraft aus einer derartigen Quelle gespeist sein könnte, verdichtete sich schlagartig zur Gewissheit. Allein die Art, wie sie die Arme schützend vor dem Leib gefaltet hatte, sprach Bände. Sie hatte sehr wohl einen Grund, die Augen ihrer Familie zu meiden!
    »Du dummes Kind.« Er atmete tief durch und tat endlich, was er sich zu Beginn dieses Treffens verboten hatte: Er nahm die stumme Novizin in seine Arme. »Denkst du, die Deinen machen dir einen Vorwurf, weil du entführt worden bist? Wenn jemand Schuld trägt, dann sind es dein Vater und ich, denn wir haben versäumt, in Winchester für deine Sicherheit zu sorgen. Hab keine Angst, du musst deine Schande nicht hinter Klostermauern verstecken.«
    »Welche Schande?«, wehrte sich Roselynne steif gegen die brüderliche Umarmung. »Was redest du für närrisches Zeug?«
    »Nun, das Kind, zum Donner«, rief Ryan, nun seinerseits verdrossen über ihre Sturheit. »Du erwartest doch ein Kind! Wag es nicht zu leugnen, es steht dir im Gesicht geschrieben.«
    »Woher ...« Roselynne brach ab. Was hatte es schon für einen Sinn, die Tatsachen zu bestreiten? Ihre Schwester hatte ihm längst Kinder geschenkt. Vermutlich kannte er die äußeren Anzeichen einer Schwangerschaft besser als sie selbst.
    »Der verfluchte Schotte hat dir Gewalt angetan, der Teufel soll ihn holen!« Für den Baron schienen alle Fragen gelöst, und

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