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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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und die meisten Mädchen gaben den leichteren Wegen in der unmittelbaren Umgebung der Schule den Vorzug. Marianne, die sich ohne ihre Freundin einsam fühlte, wandte ihre Schritte dem Hang zu.

    Der Wald begann gleich am Fuß des Hügels. Kühn bahnte sie sich vorsichtig einen Weg zwischen den Zweigen und Ästen hindurch, vorbei an den hohen Blätterhaufen, die die Laubbäume abgeworfen hatten. Wenn sie mit Nedra gelegentlich so weit hinausgewandert war, hatten die beiden stets an der Baumlinie innegehalten, weil Nedra sich weigerte, sich zwischen die tief hängenden Äste und hoch hinaufkletternden Ranken zu wagen.
    Aber heute war Nedra nicht bei ihr, und ohne zu zaudern, betrat Marianne den geheimnisvollen Wald. Zu ihrem großen Erstaunen stellte sie jedoch bald fest dass Nedras Zurückhaltung berechtigt gewesen war. Die Luft war dumpf, und von dem feuchten Erdboden, wo zu ihren Füßen Laub und abgestorbenes Unterholz verrotteten, stieg ein durchdringender Geruch auf. Damit ihr Kleid nicht schmutzig wurde und sie über abgebrochene Äste und Büsche steigen oder sie umgehen konnte, musste sie ihre Röcke bis weit über die Knie raffen.
    Marianne achtete nicht darauf, in welche Richtung sie ging, sondern wählte ihren Weg einzig im Hinblick darauf, so vielen Hindernissen wie möglich auszuweichen. Ihr Blick war auf den nächsten Schritt gerichtet, der vor ihr lag, als plötzlich ein Rascheln in den Bäumen, die vor ihr lagen, ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie blieb einen Moment stehen und versuchte, die Geräusche, die sie hörte, einzuordnen.
    Da ist nichts, sagte sie sich nach einigen Augenblicken, in denen sie nervös gelauscht hatte. Sie packte ihren Rock, um einen langen, ungraziösen Schritt über einen umgestürzten Baumstamm zu tun, wobei sie Rüschen, Unterröcke, Pantalons und schamlos einen weißen Oberschenkel enthüllte, und schob herabhängende Zweige beiseite.
    Doch auf der anderen Seite des Baumes hockte kein ängstliches Wildtier, das mit der Nase zuckte. Nein, ihr ängstliches Zusammenfahren war völlig berechtigt. „Onkel Horace!“, schrie Marianne.
    Durch den Schock, Carstairs zu erblicken, der wie ein böses Gespenst plötzlich im Wald stand, bemerkte Marianne erst, als es zu spät war, dass ihr letzter Schritt sie an den Rand einer steilen Böschung geführt hatte, unter der ein Feldweg lag.
    Carstairs blickte nach oben, bevor sie ihre Röcke herunterlassen konnte. „Na so etwas, Marianne“, stieß er, selbst einigermaßen verblüfft, hervor.
    „Was tust du …?“
    Sie konnte ihre Frage nicht vollenden, da sie auf dem glatten Untergrund ausglitt. Dann rutschte sie bis zum Fuße der Böschung hinunter.
    Carstairs sah sich das Schauspiel an, und seine schmalen Lippen zuckten amüsiert. „Marianne, Marianne, mein armes Kind. Immer noch so tapsig, wie ich sehe“, schalt er sie, blickte auf sie hinunter und schüttelte den Kopf. „So, nun steh aber auf, und versuche, dich aufrecht zu halten.“
    „Onkel … Onkel Horace. Was machst du denn hier?“, wollte sie wissen, die Augen ungläubig aufgerissen.
    „Ich hielt mich zufällig in diesem Teil des Landes auf, geschäftlich, um einige Gelder einzutreiben, und da sagte ich mir, warum soll ich mir nicht einmal diese Schule ansehen, wo Desmond angeblich meine Marianne versteckt hat? Ich musste mich doch vergewissern, dass du dich wohlfühlst und gut für dich gesorgt ist, oder?“, meinte er mit nicht gerade überzeugendem Wohlwollen.
    „Mir geht es sehr gut, aber du hättest dir wirklich keine Umstände zu machen brauchen“, erwiderte sie abwehrend.
    „Aber natürlich musste ich das, mein Häschen. Du wirst immer meine kleine Marianne sein.“ Carstairs lächelte verkniffen und hinterlistig, sodass Marianne schauderte.
    Sie strich sich ihre Röcke glatt. „Aber soviel ich weiß, bin ich jetzt Mr Desmonds Mündel“, wandte sie leise ein. Sie hatte den Kopf gesenkt, um den abscheulichen Mann, der vor ihr stand, nicht anschauen zu müssen.
    „Tatsächlich? Ja, das ist mir klar, der gute Desmond hat versucht, alles legal und verbindlich abzuwickeln, aber auch ein Dutzend Papiere können doch das Band zwischen uns nicht zerreißen, oder? Doch mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Komm, geh ein bisschen mit deinem alten Onkel spazieren.“ Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, nahm er ihre Hand und legte sie in seine Armbeuge. Er setzte sich in Bewegung und zerrte sie hinter sich her. Carstairs war kräftiger, als seine ausgemergelte Gestalt

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