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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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Bursche dort wie ein Einsiedler …“
    „ Wenn er dort lebt, obwohl ich gehört habe …“
    „Ja, ja, ich kenne die ganzen Geschichten auch. Trotzdem scheint er ein ganz netter Kerl zu sein. Und er hat das Blut der Chadburns. Wir wissen, dass er aus einer guten Familie stammt.“
    „Meinst du wirklich, wir sollten die Jungen mitnehmen?“, fragte Mrs Romer zweifelnd. Vielleicht hatte ihr Mann nicht alle Geschichten gehört, die sie und einige der anderen Damen sich beim Tee erzählt hatten.
    „Desmond hat sie schließlich eingeladen, oder? Und freundlich war er noch dazu. Meinst du,dass sein Mündel etwas damit zu tun hat? Vielleicht will er das Mädchen einigen der jungen Herren aus der Umgebung von Kingsbrook vorstellen. Ganz hübsch raffiniert“, überlegte Mr Romer.
    Mrs Romer, die üblicherweise keine Frau war, die sich einen so fetten Köder entgehen ließ, reagierte nicht mit der Begeisterung, die er erwartete. Aber schließlich hatte sie auch einige Geschichten über Desmonds „Mündel“ gehört.
    Die Romers waren nicht die Einzigen, die über Mr Desmonds Einladung und dessen unerwartet charmantes Auftreten spekulierten. Doch das hielt keinen der Nachbarn davon ab, ihm am Weihnachtstag ihre Aufwartung zu machen.
    Auf Kingsbrook war man in heller Aufregung, seitdem Marianne die Feier vorgeschlagen hatte. Zum ersten Mal, seit dem Tod des Grafen, schickten Mrs River und Mrs Rawlins sich an, Gäste zu empfangen.
    Um acht Uhr am Weihnachtsabend trafen die Gäste ein. Marianne, äußerst angetan, dass ihr Einfall so herrliche Früchte getragen hatte, stand mit Mr Desmond an der Tür zum Speisesaal und begrüßte die Nachbarn.
    „Dies ist Mrs Jacobs. Mrs Jacobs, mein Mündel, Miss Marianne Trenton. Miss Trenton hat mir erzählt, wie sehr sie sich darauf freut, Sie kennenzulernen“, pflegte Desmond zu sagen, worauf er den Gast weiterbat und sich erstaunliche Mühe gab, damit sich sowohl der Gast als auch sein Mündel wohlfühlten.
    Zum Dinner hatte Mrs Rawlins eine Gans, drei Enten und einen gepökelten Schinken gebraten und eine große Pfanne mit Kartoffeln, Rüben, Möhren und Zwiebeln gefüllt.
    Mr Desmond wies James an, eine Flasche Wein aus dem Keller zu holen.
    James brachte zwei.
    Sir Grissam erzählte eine haarsträubende Geschichte über die höchst anständige Lady Steepleton und Will Pellan, den Schneider aus London, der versucht hatte, von ihr für einen neuen Anzug die Maße von Lord Steepleton zu erfahren. Mr Pellan fragte Lady Steepleton nach der Taillenweite ihres Mannes. Sie teilte ihm mit, ihr Mann und sie hätten praktisch dieselbe Größe, und so musste Pellan die Taille der Dame messen. Es stellte sich heraus, dass der Körperbau von Lord und Lady Steepleton fast bis ins Detail übereinstimmte, und Mr Pellan wurde gebeten, seine gesamten Maße von Lady Steepleton zu nehmen.
    Diese Geschichte, die Lady Steepleton stets in arge Verlegenheit brachte, wurde sie in ihrer Gegenwart erzählt, gab Lord Steepleton selbst oft und gern zum Besten. Auch auf Kingsbrook rief sie lautes Gelächter hervor. Je weiter Sir Grissam sie ausschmückte, je öfter James mit der Karaffe Wein den Tisch umrundete, desto lustiger erschien die Erzählung.
    Schließlich schickte Mrs River Tilly, Kaffee und Alice eine kleine Platte Petit fours zu servieren. Mr Martin ließ den Kopf hängen und begann, leise zu schnarchen. Teddy und Ross, die beiden ältesten Söhne der Romers, stießen einander in die Rippen und prusteten vor Lachen. Mr Romer warf ihnen einen vernichtenden Blick zu, und schließlich verkündete Mrs Romer mit ihrer vornehmen, leisen Stimme, es sei Zeit, nach Hause zu fahren.
    Jedermann gab zu, es sei zwar spät geworden, doch es sei so gemütlich, dass es schwerfalle, aufzubrechen.
    „Die Deklination von nauta , der Seemann. Miss Prince, beginnen Sie.“
    Sylvia Prince war ein hoch aufgeschossenes Mädchen, grobknochig und mit eckigem Kinn. Sie und Judith Eastman waren die besten Freundinnen und praktisch unzertrennlich. Falls Marianne sich überhaupt damit aufhielt, über sie nachzudenken, dann verblüffte sie diese Freundschaft, denn die beiden Mädchen waren grundverschieden. Miss Eastman war eine kluge junge Dame mit ausgeprägten Ansichten und scharfem Intellekt. Sie war recht hübsch und trat so selbstbewusst auf, dass man sie stets für schöner hielt, als sie eigentlich war.
    Miss Prince dagegen war eher beharrlich als intelligent, ahmte lieber andere nach, statt sich eine eigene Meinung zu

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