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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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ahnen ließ und auf jeden Fall zu stark, als dass Marianne in ihrem eingeschüchterten Zustand ihm hätte Widerstand leisten können.

    Carstairs blickte sich zufrieden zwischen den dunklen Bäumen um, die sie umgaben. „Ein sehr angenehmer Platz, dieser Wald. Weißt du, dass da vorn ein Felsen liegt, von dem aus man deine Schule sehen kann? Von dort oben aus kann man direkt auf die Wiesen hinunterblicken, auf dich und all deine hübschen kleinen Freundinnen.“
    Marianne schauderte, abgestoßen von dem Gedanken, dass Onkel Horace ihr nachspionierte, auf Farnham herunterspähte wie ein Raubvogel. Doch ehe sie sich wieder gefasst hatte und den Mut aufbringen konnte, laut zu protestieren, kamen sie um die Wegbiegung und sahen die Schule unter sich liegen. Schnell zog Carstairs sie in den Schatten der Bäume zurück.
    „Schau dir das an“, sagte er. Vor ihnen breiteten sich die Gebäude und die Ländereien der Akademie aus. Marianne hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie eindrucksvoll das Gelände tatsächlich wirkte. „All das, und dazu noch Kingsbrook. Peter verwöhnt dich schamlos.“
    Marianne versuchte, sich seiner Umarmung zu entziehen, aber ihr Onkel hatte sie an den Schultern gepackt und ließ sie nicht los.
    Unvermittelt gab Carstairs sie jedoch frei. Mrs Avery war an der Tür des Hauptgebäudes erschienen und begann, die Glocke zu läuten.
    „Zeit, dass du zu deinem Unterricht zurückkehrst. Richte Desmond meine besten Grüße aus, ja?“ Ihr Onkel versetzte Marianne einen Stoß, und sie stolperte aus dem Wald auf das Gelände der Akademie zu. Sie warf einen Blick zurück, aber Carstairs war zwischen den Bäumen verschwunden.

6. KAPITEL
    Obwohl er die Verantwortung akzeptiert und seiner Pflicht mit einem Ernst nachgekommen war, der seinen Vater erstaunt hätte, versuchte Desmond, nachdem er für die junge Frau gesorgt hatte, ehrlich, sie aus seinen Gedanken zu verbannen.
    Warum also wurde er ständig von Bildern und Erinnerungen an sie heimgesucht?
    Oft ließ ihn die Art, wie irgendeine Frau den Kopf bewegte oder das Kinn hob, abrupt herumfahren und sein Herz schneller schlagen, weil er einen Augenblick lang glaubte, Marianne zu sehen.
    Wenn er auf Kingsbrook umherging, erinnerte ihn eine Vielzahl von Dingen an Marianne. In der Bibliothek waren es bestimmte Bücher, die sie herausgenommen und in andere Lücken zurückgestellt hatte, oder vielleicht in einem etwas anderen Winkel hineingeschoben. Er fand eine Haarschleife, von der er ziemlich sicher war, dass sie nicht Mrs River gehörte. In manchen Zimmern konnte Desmond sogar den zarten Duft der Badeseife, die Marianne benutzte, wahrnehmen.
    Tage vergingen. Wochen verrannen. Das winterliche Tauwetter ging in den Nieselregen des Frühjahrs über, und schließlich wichen beide den sommerlichen Wolkenbrüchen.
    In seinem ehrlichen Bemühen, die junge Frau zu vergessen, sprach Mr Desmond nie mit Mrs River von ihr und nahm selbstverständlich an, er werde sie nicht auf Gut Kingsbrook antreffen. In den vergangenen Jahren wäre das auch so gekommen. Seit er Kingsbrook übernommen hatte, war er oft sechs Monate hintereinander nicht auf seinem Besitz gewesen, sondern hatte der Haushälterin einfach Geld zum Bestreiten der notwendigen Ausgaben geschickt und nicht einmal eine kurze Notiz beigelegt, um sich vielleicht nach dem Haus oder den Ländereien zu erkundigen.
    Nun jedoch machte es die größere Verantwortung, die er auf Kingsbrook übernommen hatte, notwendig, dass er mehr Zeit auf seinem Besitz verbrachte. Er versuchte, den Unterhalt für Kingsbrook aus dem Gut selbst zu bestreiten, statt ihn auf dem Spieltisch zu verdienen, und zu seinem eigenen Erstaunen stellte Desmond fest, dass dies eine angenehme Abwechslung darstellte. Und da Marianne sicher in der Farnham-Akademie aufgehoben war, gefiel es ihm recht gut, unangekündigt auf dem Gut ein- und auszugehen.
    So geschah es, dass er seinen üblichen Ausflug nach London im Juni abkürzte, beschloss, in diesem Sommer den Ärmelkanal überhaupt nicht zu überqueren, und auf das Gut zurückkehrte, um sich eingehender mit der Bestellung seines Pachtlandes zu beschäftigen.
    „Mrs River! Hallo, Mrs River! Ich bin zurück, wie Odysseus, der endlich wieder heimgekehrt ist.“ Desmond riss die Eingangstüren auf, ließ seine Reisetasche in der Empfangshalle zu Boden fallen und rief so laut nach der Haushälterin, dass seine Stimme von der hohen Decke widerhallte. Daraufhin ging er zur Bibliothek und

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