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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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setzte sich hoch und blinzelte.
    „Wir haben den ersten Weihnachtstag. Zeit, ins Bett zu gehen“, sagte Desmond lächelnd.
    „Sehr witzig“, erwiderte sie und nahm sich einen Moment Zeit, um ihren steifen Nacken zu recken. Dann blickte sie sich forschend im Zimmer um. „Sind unsere letzten Gäste wirklich fort?“, flüsterte sie.
    „Sie wollten noch ihr eigenes Fest für morgen Abend vorbereiten“, erwiderte Desmond schmunzelnd. „Uns haben Sie auch eingeladen.“
    Marianne stöhnte und sank in ihren Sessel zurück. „Könnten Sie nicht ohne mich gehen? Sagen Sie ihnen, ich sei krank. Sagen Sie ihnen, ich sei nicht da. Sagen Sie ihnen, ich sei zu jung und dumm, um mich in ihrer hochtrabenden Gesellschaft wohlzufühlen.“ Sie lächelte ihn müde an.
    „Bedaure“, meinte Desmond und zog sie auf die Füße. „Mrs Dudley hat ganz besonders darum gebeten, dass Sie kommen.“
    Die Gesellschaft, zu der sie am zweiten Weihnachtstag eingeladen waren, schloss sämtliche Nachbarn der Dudleys ein, auch die etwas weiter weg wohnenden. Mrs Dudley hatte beschlossen, dass es leichter sein würde, Miss Trenton zu beschäftigen, wenn etwa ein Dutzend zusätzlicher Gäste anwesend waren. Durch die sorgfältige Platzierung der Personen an den Tischen saß Miss Leeming neben Mr Desmond, und höflichkeitshalber musste er sich auch mit ihr fast den ganzen Abend abgeben.
    Mr Wynder, der eine Meile westlich von den Dudleys lebte und den Marianne nur flüchtig kannte, hatte seinen kleinen Bruder mitgebracht. Mrs Dudley war es zwar herzlich gleichgültig, ob Miss Trenton sich gut unterhielt, doch sie erkannte, dass die einzige Möglichkeit, die junge Frau von ihrem Vormund fernzuhalten, darin bestand, jemand auf sie anzusetzen. Dabei kam ihr der junge Mr Wynder gerade gelegen.
    Joseph Wynder war ein hochaufgeschlossener Bursche, der wirkte, als würde er sich hinter einem Pflug wohler fühlen als an Mrs Dudleys Büfett. Marianne, die sich in diesem festlichen Trubel völlig fehl am Platz vorkam, fand sich bereit, dem jungen Mann seine Einführung in die hiesige Gesellschaft zu erleichtern.
    Allerdings fiel es ihr nicht leicht, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln. Seine Lebensgeschichte, seine Interessen und Ansichten zu erfahren bedeutete, ihm buchstäblich jedes Wort einzeln zu entlocken, anstrengend für Marianne und für den jungen Mr Wynder fürchterlich. Aber sie blieb hartnäckig. Schließlich wusste sie, dass er aus einer Familie mit fünf Geschwistern stammte, unter denen er der Jüngste war. Er war einige Monate bei seinem Bruder zu Besuch und hielt überhaupt nichts von den „verdammten bleichgesichtigen Bücherwürmern.“
    „Man kann verflucht viel mehr mit seinem Leben anfangen, als es eingesperrt in einem Klassenzimmer zu verbringen“, erklärte er ihr, einer seiner längsten Redebeiträge an diesem Abend.
    Marianne lächelte, nickte und lotste den jungen Mann von einigen der intellektuelleren Gesprächsrunden fort.
    „Dieser Mr Wynder … Ein ganz netter Bursche, nehme ich an, obwohl er mir arg rustikal vorkam“, bemerkte Mr Desmond.
    Sie befanden sich endlich auf dem Rückweg nach Kingsbrook. Der Himmel war verhangen, sodass die Luft nicht so schneidend kalt war wie in einer klaren Nacht. Trotzdem wünschte Marianne, ihr Vormund würde weniger reden und schneller fahren.
    „Kann sein“, murmelte sie in den Wollschal hinein, den sie sich um den Hals gewickelt hatte.
    Desmond fiel es schwer, ihre Antwort durch die Schichten von Pelz und dickem Stoff, die um ihren Kopf gewunden waren, zu verstehen. „Und?“, fragte er.
    „Was meinen Sie?“
    „Ist Ihnen ein Bursche vom Land vielleicht lieber als ein gebildeter Gentleman?“
    „Ich weiß es wirklich nicht“, entgegnete Marianne ungeduldig. War es möglich, diesen Wagennoch langsamer zu fahren? Am liebsten wäre sie abgesprungen und hätte das Pferd am Zaum weitergezerrt, um es auf Trab zu bringen.
    „Das war jedenfalls der Eindruck, den Sie heute Abend erweckt haben“, fuhr Desmond hartnäckig fort. „Tatsächlich schienen Sie sehr eingenommen von dem jungen Mr Wynder. Ich war verblüfft. Als ich mit ihm sprach, kam er mir ziemlich einsilbig vor. Aber offensichtlich finden sie ja Männer, die nicht viel reden, besonders anziehend.“
    „Im Augenblick schon“, entgegnete Marianne verärgert. „Woher wissen Sie überhaupt, was ich heute Abend getan habe und mit wem? Ihre gesamte Aufmerksamkeit war schließlich von der bezaubernden Miss Leeming in

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