Herz in Fesseln
Interesse an ihr und einem gemeinsamen Dinner verloren hatte.
Aber warum fühlte sie sich dann plötzlich so deprimiert?
„Ich dachte, du magst Damon.“
Nachdem Kezia sich davon überzeugt hatte, dass Theo friedlich schlief, zog sie leise die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu. Sie hatte Anna gebeten, sie nach oben zu begleiten, um nach dem Kleinen zu sehen, aber in Wirklichkeit war es ihr darum gegangen, ihre Freundin für einen Moment allein zu sprechen. „Er wollte dich doch nur zum Dinner ausführen“, hielt sie Anna vor Augen, „aber du hast so getan, als hätte er dich aufgefordert, mit ihm ins Bett zu gehen.“
„Weil ich den deutlichen Eindruck hatte, dass seine Einladung nur eine Einleitung dazu war“, konterte Anna trocken. „Du hast selbst gesagt, dass Damon Kouvaris ein Frauenheld ist, und ich habe nicht die Absicht, mich in die Schar seiner Eroberungen einzureihen.“
„Ja, leider …“
Kezia hatte es nur ganz leise und mehr zu sich selbst gesagt, doch Anna war der Kommentar nicht entgangen. „Was willst du damit sagen?“, erkundigte sie sich misstrauisch.
Seufzend betrachtete Kezia das angespannte Gesicht ih rer Freundin. „Dass du nicht den Rest deines Lebens damit verbringen kannst, aus Angst vor Verletzungen jeden Mann vor den Kopf zu stoßen“, antwortete sie ehrlich. „Okay, dein Vater war ein Schürzenjäger und hat deine Mutter unglücklich gemacht, aber das bedeutet doch nicht, dass jeder Mann, den du kennenlernst, genauso ist.“
„Willst du etwa behaupten, dass Damon zu der treuen Sorte gehört?“ Anna lachte humorlos auf, während sie Kezia zum Treppenabsatz folgte. „Glaub mir, ich treffe täglich Männer wie ihn und weiß genau, dass er nur an einem interessiert ist. Aber von mir bekommt er es bestimmt nicht.“
Als Damon plötzlich wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte, fuhren die beiden zusammen wie erschrockene Schulmädchen.
Kezia fing sich als Erste. „Du liebe Güte, Damon!“, rief sie und schnitt ein Gesicht. „Hattest du etwa vor, uns zu Tode zu erschrecken?“
„Tut mir leid, aber Nik sagte, dass ihr beiden nach Theo sehen wolltet, und da dachte ich mir, ich könnte vielleicht auch einen Blick auf mein Patenkind werfen. Ich hoffe, ich habe euch nicht gestört.“ Sein Lächeln schloss sie beide ein, aber sein Blick war unverwandt auf Anna gerichtet.
„Nein, wir haben nur ein wenig geplaudert“, murmelte sie und fragte sich entsetzt, wie lange er wohl schon dort gestanden hatte.
„Dann bin ich ja beruhigt.“
Während Damon sie weiter mit undurchdringlicher Miene betrachtete, versuchte er, sich einen Reim auf die Gesprächs-fetzen zu machen, die er von Annas Unterhaltung mit Kezia mitbekommen hatte. Bis jetzt hatte er ihr unterkühltes Verhalten ihm gegenüber für Taktik gehalten. Viele Frauen spielten anfangs die Unerreichbare, um interessanter zu erscheinen. Damon hatte sich darauf eingestellt, dass es noch eine Weile so weitergehen würde, und auch nichts dagegen gehabt. Seiner Erfahrung nach war die Phase der Eroberung oft der reizvollste Teil einer Affäre.
Doch nun stellte sich die Situation in einem ganz neuen Licht dar. Er wusste zwar nichts über Annas familiäre Situation, aber falls ihr Vater tatsächlich ständig fremdgegangen war, war es nur verständlich, dass sie nicht so ohne Weiteres bereit war, der erotischen Anziehung zwischen ihnen nachzugeben.
Dass diese Anziehung bestand, bezweifelte Damon keine Sekunde. Schließlich hatte Anna den ganzen Abend über kaum die Augen von ihm lassen können.
2. KAPITEL
„Es war ein wunderschöner Abend, Kezia, aber jetzt muss ich wirklich nach Hause“, erklärte Anna bestimmt, als sie die Halle erreichten. „Es ist schon spät, und ich habe in den nächsten Tagen viel zu tun.“
„Ja, diese ständigen Haarwäschen sind sicher unglaublich anstrengend“, pflichtete Damon ihr verständnisvoll bei.
Kezia unterdrückte ein Lächeln. „Ich hole dir deine Jacke, Anna“, verkündete sie und verschwand in der Garderobe.
Allein mit Damon, überlegte Anna fieberhaft, was sie sagen könnte, um das spannungsgeladene Schweigen zu durchbrechen, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie sicher war, Damon müsse es hören. Sie war doch sonst auch eine Meisterin des geistreichen Small Talks. Warum fielen ihr jetzt, wo es darauf ankam, nur irgendwelche Banalitäten ein, die ihn mit Sicherheit in seiner Meinung bestärken würden, dass sie eine geistlose
Weitere Kostenlose Bücher