Herz in Gefahr? (German Edition)
ist, so viel Geld für das Vergnügen seiner Belegschaft auszugeben. Ach ja, Harriet, du solltest Mrs Rogers auch schon mal schonend darauf vorbereiten.“
„Für sie wird sich nicht viel ändern. Margaret sorgt ja sowieso schon dafür, dass im Haus stets alles perfekt ist. Und um die Verpflegung der Leute kümmert sich ein Partyservice. Die Küche wird dafür nicht benötigt.“
„Aber die Leute werden durchs ganze Haus trampeln“, befürchtete Aubrey.
„Nein. Jedenfalls nicht bei dieser Veranstaltung. Sie wird in einem Partyzelt auf dem Rasen stattfinden. Wie bei Sophies Hochzeit.“
„Das klingt ja gar nicht so schlecht.“ Er sah zu, wie sie den Vertrag an sich nahm. „Wenn das für den Moment alles ist, fahre ich jetzt noch mal kurz weg.“
„Kopf hoch, Vater! Wenigstens musst du das Haus nicht verkaufen.“
„Du hast recht.“ Dankbar drückte er ihr die Hand. „Du bist ein gutes Mädchen, Harriet.“
Behutsam entzog sie ihm die Hand. „Gute Nacht, Vater.“
Harriet kehrte zum Pförtnerhaus zurück und beobachtete vom Fenster aus, wie ihr Vater in seinem neusten Wagen davonfuhr. Dann hinterließ sie auf Julias Anrufbeantworter eine Nachricht, wie der Termin gelaufen war, und atmete tief durch, bevor sie James anrief.
„Hier ist Harriet. Harriet Wilde.“
„Ich habe deinen Namen nicht vergessen. Wann treffen wir uns?“
„Ist dir Sonnabend recht?“
„Für die Hausbesichtigung ja. Aber dich muss ich vorher sehen.“
Harriet zuckte zusammen. „Wozu?“
„Um vor dem Treffen mit deinem Vater einige Punkte abzuklären.“
Wir sind auf sein Geld angewiesen, ermahnte sie sich. „Wann möchtest du mich denn in meinem Büro aufsuchen?“
„Ich habe eher an ein privates Treffen gedacht. Morgen zum Abendessen?“
Harriet wäre fast das Handy aus der Hand gerutscht. „Ist das wirklich absolut notwendig?“
„Absolut. Ich muss einige Dinge wissen, bevor ich River House besichtige. Aber keine Angst, ich bitte dich nicht zu einem romantischen Dinner. Ich hatte ja erwähnt, dass ich bei meiner Schwester Moira zu Gast bin. Sie lädt dich ein.“
Überrascht zog Harriet die Augenbrauen hoch. „Das ist aber nett von ihr.“
„Dann sehen wir uns also morgen Abend?“
Denk an das Geld, mahnte Harriets innere Stimme. „Wo wohnt deine Schwester?“
„Fünf Kilometer hinter der Stadtgrenze Richtung Oxford. Ihr Mann hat vor Kurzem das alte Pfarrhaus in Wood End gekauft. Ich hole dich um halb acht ab.“
„Das ist nicht nötig, danke. Ich werde es schon finden.“
Leicht verblüfft beendete Harriet das Gespräch. James würde sich am Esstisch seiner Schwester ja wohl kaum über alte Zeiten unterhalten wollen, oder? Für ihn musste allein die Tatsache eine Genugtuung sein, River House mieten zu können. Allerdings hätte sie schwören können, dass er für den Bruchteil einer Sekunde mit dem Gedanken gespielt hatte, einen anderen Veranstaltungsort zu suchen, als er erfahren hatte, dass sie nicht mehr in dem Haus wohnte.
Harriet erinnerte sich jetzt daran, dass sich Moira Crawford ihrer jüngeren Brüder angenommen hatte, nachdem ihre Eltern gestorben waren. James hing sehr an seiner Schwester, das war seinem Tonfall anzuhören, wenn er von Moira sprach. Es überraschte Harriet, dass sie jetzt praktisch um die Ecke wohnte.
Leider erkannte sie in dem gereiften James nicht den charmanten jungen Mann von früher wieder, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Damals waren ihr beim rauen Klang seiner tiefen Stimme die Knie weich geworden. Bei dem Geschäftstermin hingegen hatte der gleiche Klang an ihren Nerven gezerrt. James trug die Haare inzwischen kürzer. Der ehemals schlaksige Körper war muskulöser und härter, die Kleidung gepflegt und weltmännisch. Die größte Veränderung nahm Harriet in seiner Persönlichkeit wahr. Wie hatte sie damals sein Lächeln geliebt! Heute war es nicht ein einziges Mal aufgeblitzt. Der Charme war wohl dem überbordenden Ehrgeiz, ein erfolgreiches Telekomunternehmen aufzubauen, zum Opfer gefallen.
Harriet machte am nächsten Tag pünktlich Feierabend, um sich für die Wortgefechte mit dem Kunden zu wappnen, den sie früher geliebt hatte. Ihr Liebhaber war er allerdings nie geworden, denn sie war noch unberührt gewesen, und er hatte ihren Wunsch respektiert, erst das Bett miteinander zu teilen, wenn sie eine gemeinsame Wohnung hatten. Im Nachhinein betrachtet wäre das ein Desaster geworden. Vermutlich wäre es ihr niemals gelungen, sich aus
Weitere Kostenlose Bücher