Herz in Gefahr
verändert haben, aber ich darf doch noch dein Freund sein, hoffe ich?”
“Haben Prudence und Elizabeth dich geschickt? Ich mag es nicht, wenn man meine Angelegenheiten hinter meinem Rücken bespricht.”
“Keiner hat mich geschickt. Ich bin aus eigenem Entschluss hier. Sie haben natürlich von dir gesprochen, aber …”
“Und offensichtlich auch von Mr Truscott. Sie sind beide voreingenommen gegen ihn, aber ich kann mir nicht vorstellen, warum.”
“Vielleicht kennen sie andere Eigenschaften seines Charakters. Du siehst ihn immer nur von seiner besten Seite, aber wie lange wird das so bleiben? Sobald du seine Frau bist, wirst du machtlos gegen ihn sein.”
“Dan, du stellst ihn wie eine Art Monstrum hin. Ich weiß, du meinst es gut, und ich bin dir dankbar …”
“Ich will deine Dankbarkeit nicht”, stieß er gereizt hervor. “Wie alle deine Freunde wünsche ich mir nur, dass du glücklich wirst.”
“Dann darfst du nichts mehr sagen. Du bist erst vor Kurzem nach England zurückgekehrt. Wie kannst du einen Mann beurteilen, von dem du nicht das Geringste weißt?”
“Ich vertraue Prudence und Elizabeth. Sie lieben dich sehr, Judith. Würden sie jemals eine glückliche Heirat zu verhindern suchen? Beide haben ein Herz aus Gold. Und sie wären ohne triftige Gründe nicht gegen diesen Mann eingenommen.”
“Ich habe meine Entscheidung getroffen.” Ihr Gesicht war verschlossen.
Dan lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. “Du hast mir nicht gesagt, warum du Truscott zu heiraten gewillt bist. Er ist gerade groß in Mode, wie ich höre, aber ich weiß, dass das für dich kein Gewicht hat.”
“Wenigstens beleidigst du mich nicht, indem du das annimmst.”
“Also wegen seiner Freundlichkeit, und weil er dich vor deiner Stiefmutter beschützt. Das scheinen mir sehr schwache Beweggründe zu sein.”
Judith verlor die Beherrschung. “Du weißt nicht, wie mein Leben gewesen ist. Wie könntest du auch? Es war vorher schon schlimm genug, aber durch das Geld meines Onkels ist es zur wahren Hölle geworden. Hast du von meiner Erbschaft gehört?”
Dan nickte.
“Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren”, sagte sie schlicht. “Eine Heirat schien der einzige Ausweg zu sein.”
Dan legte mitfühlend die Hand auf ihre, aber sie entriss sie ihm. “Ich will dein Mitleid nicht”, rief sie erstickt. “Das macht alles nur schlimmer …”
“Oh Judith, gab es denn keinen anderen? Jemanden, der dich glücklich machen könnte?”
Judith hätte ihn fast angeschrien. Natürlich gab es einen anderen. Warum sah er es denn nicht? Aber die Lage war heute anders. Vor sechs Jahren waren beide arm gewesen und hatten nicht hoffen können zu heiraten. Jetzt konnte sie ihm ihr Vermögen anbieten, aber das Geld schuf eine neue Barriere zwischen ihnen. Dan würde sie nicht nehmen, selbst wenn er sie noch liebte.
Aber das tat er nicht. Hatte er nicht eben gesagt, dass ihre Gefühle sich seit ihrer Trennung verändert hatten? Die Sorge, die er um sie an den Tag legte, war nur auf ihre frühere Freundschaft zurückzuführen. Und sicher hatten ihn Prudence und Elizabeth vorher dazu anstacheln müssen.
“Verschiebe wenigstens die Zeremonie”, drängte er sie. “Es würde uns Zeit geben, Nachforschungen anzustellen.”
Ihre Stimme klang kühl. “Schlägst du etwa vor, meinen Verlobten zu bespitzeln?”
“Judith, der Mann ist aus dem Nichts aufgetaucht. Ich kann niemanden finden, der irgendetwas über seinen Hintergrund oder seine Vorfahren weiß …” Er unterbrach sich, als er ihre empörte Miene sah. “Vergib mir! Ich habe am wenigsten von allen das Recht, solche Dinge zu sagen. Ich werde selbst wegen meines Hintergrundes verhöhnt.”
Judith wurde wütend. “Ich hoffe, du schämst dich nicht plötzlich deswegen. Deine Mutter und dein Vater waren gute Leute vom Land, wie Prudence und Sebastian bald herausfanden.” Zum ersten Mal schenkte sie ihm ein schwaches Lächeln. “Deine Fähigkeiten müssen von irgendwoher kommen.”
“Leider haben sie mir noch kein Glück gebracht, aber Judith, wir sprachen nicht von meinen Angelegenheiten …”
“Glaub mir, ich ziehe es vor, dass wir über meine kein weiteres Wort mehr verlieren. Dan, ist es nicht langsam Zeit, Bessie abzuholen?”
“Noch nicht. Willst du mir etwas versprechen?”
“Wenn ich kann.”
“Halte dich in den nächsten Wochen nicht von deinen Freunden fern. Komm in die Mount Street. Die Abwechslung wird dir
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