Herz ist Trumpf
wippenden weißen Feder gekrönt war, und ihre Haltung, wie sie dort auf der Schwelle stand, sagten ihm, dass es sich nur um Miss Amariah Penny handeln konnte.
„Euer Gnaden.“ Ihre Stimme klang reizend und gleichzeitig entschlossen. Sogar zu dieser Uhrzeit und nach einem solchen Tag war Amariah Penny immer noch ganz die großartige Herrin von Penny House. „Darf ich fragen, ob etwas nicht in Ordnung ist?“
„Sie dürfen, Miss Penny“, erwiderte Guilford lächelnd, obwohl er nicht annahm, dass sie es erkennen konnte. „Und ich werde auch antworten. Es ist alles in Ordnung, vor allem jetzt, da Sie hier sind und nach mir sehen.“
Wie immer überging sie sein Kompliment. „Dürfte ich dann erfahren, Euer Gnaden, weshalb Sie sich im Dunkeln verstecken und meine Dienerschaft beunruhigen?“
„Ich verstecke mich nicht“, widersprach er. „Ich habe einfach so lange hier gesessen, bis die Dunkelheit mich verschlungen hat.“
Sie räusperte sich leise, um höflich ihr ungläubiges Staunen auszudrücken. „Dann ist Ihnen womöglich entgangen, dass alle anderen längst aufgebrochen sind, Euer Gnaden. Soll ich Ihre Kutsche vorfahren lassen?“
Guilfords Lächeln wurde breiter, während er sanft den Weinbrand in seinem Glas schwenkte. Amariah Penny trug noch das gleiche Kleid, das sie bei der Hochzeit angehabt hatte, und sie war sich offenbar nicht bewusst, wie gut sich in dem hinter ihr scheinenden Licht die Silhouette ihrer schlanken Beine durch ihre Röcke hindurch abzeichnete.
„Alle sind fort, außer Ihnen, Miss Penny“, sagte er, „und mir. Wie könnte ich so ungalant sein und Sie unter solchen Umständen allein lassen?“
„Weil meine Dienerschaft müde ist, Euer Gnaden“, entgegnete sie, „und ich möchte das Haus für die Nacht abschließen.“
„Dann schließen Sie ab und schicken Sie die Dienerschaft zu Bett.“ Guilford zog einen anderen Sessel an seinen heran. „Sie müssen doch ebenfalls erschöpft sein. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir und leisten Sie mir Gesellschaft.“
Ihr Seufzen verriet, dass sie ebenso müde wie ihre Dienerschaft war. „Sie wissen, weshalb ich das nicht tun kann, Euer Gnaden. Dies ist ein privater Spielclub für Gentlemen und kein Ort, an dem man sich zu einem Stelldichein trifft.“
„Nun, ich bin heute Abend nicht als Clubmitglied hier“, machte er geltend. „Ich war Gast bei der Hochzeit Ihrer Schwester.“
Sie neigte sichtlich verwirrt den Kopf und gab keine Antwort. Er konnte es ihr nicht verübeln, obwohl sie dieses heikle Problem selbst verursacht hatte. Die stets ehrgeizige Amariah Penny schien ihm sehr daran interessiert, die Mitglieder, die dem Clubvorstand angehörten, bei Laune zu halten, und er vermutete, dass sie sie aus diesem Grund zusammen mit den Freunden der Familie zur Vermählung ihrer Schwester eingeladen hatte. Guilford war sicher, dass sie mit dieser Maßnahme die Verbindung zu denjenigen stärken wollte, die ihr dabei geholfen hatten, ihr Etablissement zu dem exklusiven Club zu machen, der er nun war. Amariah Pennys undamenhaft wacher Verstand suchte stets nach einem Vorteil für Penny House, und heute Nacht würde sie die Konsequenzen zu tragen haben.
„Wussten Sie, dass im Wettbuch bei White’s eine Wette steht, die besagt, dass Sie als Einzige der Penny-Schwestern unverheiratet bleiben werden?“, fragte er träge. „Nicht weil es Ihnen an Schönheit oder Anmut mangelt – das genaue Gegenteil ist der Fall, Miss Penny – sondern weil Sie bereits mit diesem Club verheiratet sind und kein Mann an zweiter Stelle stehen will.“
„Als meine Schwester heute den Brautstrauß warf, war es meine Entscheidung, ihn nicht zu fangen, Euer Gnaden.“
„Das habe ich bemerkt“, entgegnete Guilford trocken. „Und alle anderen auch. Sie standen so weit wie möglich von den kreischenden Jungfrauen entfernt und hielten die Hände fest hinter dem Rücken verschränkt.“
„Und was ist daran falsch, Euer Gnaden?“, wollte sie mit missionarischer Leidenschaft wissen. „Fast der gesamte Gewinn, den Penny House abwirft, kommt wohltätigen Zwecken zugute. Das war der Wunsch meines verstorbenen Vaters, und ich werde ihn stets befolgen. Jedes Mal, wenn Sie und die anderen Gentlemen sich an unseren Tischen amüsieren, helfen Sie, die Armen zu ernähren und zu kleiden, wie Sie es selbst niemals tun würden.“
„Sie haben recht“, räumte Guilford bereitwillig ein. Die Armen und ihre Ernährung interessierten ihn überhaupt nicht. „Das
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