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Herz ist Trumpf

Herz ist Trumpf

Titel: Herz ist Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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weinen.
    „Was machst du denn hier, Sally?“, schimpfte Deborah. „Du darfst nicht einfach nach oben kommen und Miss Penny stören! Fort mit dir!“
    Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. „Aber Mr. Pratt hat gesagt …“
    „Was hat Mr. Pratt gesagt?“, fragte Amariah sanft. Sie zog es vor, sich die Loyalität ihrer Dienerschaft durch Freundlichkeit und nicht durch Drohungen zu sichern. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
    „Nein, Miss Penny. Das heißt, es ist dies hier, Miss Penny.“
    Die Küchenmagd knickste unbeholfen. Sie hielt einen Brief in der Hand. „Ich war dabei, die Eingangsstufen zu fegen, und da hab ich den vor der Tür gefunden, und Mr. Pratt meinte, ich soll ihn umgehend zu Ihnen hochbringen.“
    „Ich danke dir, Sally, das hast du richtig gemacht.“ Amariah nahm das Schreiben entgegen. Unvernünftigerweise machte ihr Herz einen kleinen, hoffnungsvollen Sprung. Aber weshalb sollte Guilford mir eine Nachricht vor die Tür legen, statt sie einem Diener zu geben? fragte sie sich. Weshalb sollte er mir überhaupt einen Brief schreiben? Sie zwang sich, ihre Neugier zu bezähmen. „Du darfst gehen.“
    „Sehr wohl, Miss Penny.“ Das Mädchen knickste wieder und floh erleichtert.
    Das cremefarbene Büttenpapier war von höchster Qualität, wies indes kein Wasserzeichen und kein Siegel auf, das auf den Absender verwiesen hätte. Das allein war Beweis genug, dass der Brief nicht von Guilford sein konnte, und es genügte, Amariahs törichte Erwartungen zu ersticken. Der Duke liebte seinen Titel viel zu sehr, um anonym zu bleiben.
    Ihr Name stand auf der Vorderseite. Amariah runzelte die Stirn. Die Buchstaben wirkten beinahe so, als habe der Verfasser absichtlich krakelig geschrieben. Wollte er seine Handschrift etwa unkenntlich machen? Sie faltete den Brief auf und las:
    „Mistress Penny,
    Seien Sie gewarnt, dass Sie einen großen Betrüger an Ihrem Hazard-Tisch haben und dass ich ihn der öffentlichen Schande preisgeben werde, wenn Sie es nicht zuerst tun.
    Ein Freund der Wahrheit und der Ehre“
    „Ich hoffe, es sind keine schlimmen Nachrichten, Miss Penny.“ Geschäftig begann Deborah, Amariahs Tageskleidung herauszulegen.
    „Schlimm nicht.“ Amariah faltete den Brief zusammen. „Nur provozierend.“ Auch wenn die Handschrift verstellt wirkte, war sie die eines gebildeten Gentleman, und Amariah hatte die Absicht, so bald wie möglich herauszufinden, wer der Mann war. „Bitte sagen Sie Mr. Pratt, ich möchte umgehend mit Mr. Walthrip und allen Lakaien und Wachleuten sprechen, die in den letzten vierzehn Tagen im Hazard-Raum gearbeitet haben“, wies sie Deborah an. „Ich werde keinen Skandal in Penny House zulassen, vor allem nicht, wenn er auf den Anschuldigungen irgendeines Schurken beruht, der zu feige ist, sein Gesicht zu zeigen.“
    Zwei Stunden später stand Amariah am Kopfende des großen ovalen Tischs aus massivem Mahagoni, der für das Hazard-Spiel benutzt wurde. Die hohen Fenster waren, wie immer tagsüber, weit geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Amariah blickte jeden Einzelnen der Versammelten an. Einige von ihnen hatte sie zusammen mit dem Club selbst geerbt, und alle waren noch benommen, weil sie so früh zur Arbeit gerufen worden waren.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie aus dem Bett holen musste“, begann sie, „aber ich habe vorhin einen Brief erhalten, in dem wir beschuldigt werden, einen Betrüger an unserem Hazard-Tisch zu dulden.“
    „Miss Penny, das kann nicht sein!“ Empört reckte Mr. Walthrip sein knochiges Kinn über dem steifen Kragen. Der Leiter des Hazard-Tisches tat seinen Dienst schon seit mindestens fünfundzwanzig Jahren. Er war ein Mann, der seine Aufgabe ausgesprochen ernst nahm. „Hazard erfordert eine Genauigkeit, die einen Betrug so gut wie undurchführbar macht!“
    „Aber nicht gänzlich?“, wollte Amariah wissen.
    Walthrip rümpfte die Nase. „Es ist noch kein Spiel erfunden worden, bei dem man diese Möglichkeit ausschließen könnte“, antwortete er. „Aber hier in Penny House wäre es sehr schwierig, Miss.“
    „Das ist richtig.“ Pratt nickte zustimmend. „Wie Sie wissen, haben wir eigens Würfel nach unseren Anforderungen fertigen lassen, und keinem Gentleman ist es erlaubt, eigene Würfel oder Becher bei dem Spiel zu benutzen.“
    „Zudem werden die Würfel und Becher ohne Vorwarnung im Laufe des Abends ausgetauscht“, warf Walthrip ein. „Wir sind in allem ganz offen, Miss, so wie das auch in den

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